Putin baut die Wirtschaft um © APA - Austria Presse Agentur
Der russische Präsident Wladimir Putin will sein Land wirtschaftlich zunehmend unabhängiger vom Westen machen. Russland müsse seine Importe verringern, im Handelsverkehr verstärkt nichtwestliche Währungen nutzen und die inländischen Finanzmärkte deutlich ausweiten, sagte Putin am Freitag auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg.
Allein mit dem Nahen Osten habe sich das Handelsvolumen verdoppelt. Rund drei Viertel des Außenhandels würden heute mit Russland freundlich gesonnenen Staaten abgewickelt, sagte Putin. Seit vom Westen verfügten Handelsverboten in vielen Bereichen hat sich Russland vor allem nach China wirtschaftlich orientiert, aber auch nach Indien, Afrika und Lateinamerika.
Russland wird nach Putins Worten versuchen, den Anteil der in den Währungen der BRICS-Länder abgewickelten Transaktionen zu erhöhen. Zur Gruppe der großen Schwellenländer gehören Staaten wie Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (BRICS). "Letztes Jahr hat sich der Anteil der Zahlungen für russische Exporte in den sogenannten 'toxischen' Währungen unfreundlicher Staaten halbiert", sagte Putin in wiederholter Anspielung auf zumeist westliche Länder, die Sanktionen gegen Russland wegen dessen Angriffskriegs in der Ukraine verhängt haben. "Der Anteil des Rubels an Export- und Importtransaktionen wächst – er nähert sich heute 40 Prozent", betonte Putin.
Putin warb bei einer Rede vor Hunderten Gästen um einen Ausbau der Zusammenarbeit beim Technologie-Transfer an und kündigte für Investoren aus dem Ausland interessante Wachstumsperspektiven an. Der russische Präsident sagte zudem, dass die Entwicklung eines von den USA unabhängigen Zahlungssystems weitergehe. Das System müsse unabhängig sein von politischem Druck, um Zahlungen zwischen Staaten abzuwickeln. Russland ist selbst vom westlichen System weitgehend ausgeschlossen und hat ein eigenes Kreditkartensystem entwickelt.
Russland müsse seine Importe reduzieren, indem es eine wettbewerbsfähige Produktion aufbaue und die Investitionen in Anlagevermögen bis 2030 um 60 Prozent erhöhe, erklärte Putin. Er fügte hinzu, der Wert des russischen Aktienmarktes sollte sich bis Ende des Jahrzehnts verdoppeln und dann zwei Drittel der russischen Wirtschaftskraft ausmachen. Das Bruttoinlandsprodukt wächst derzeit trotz der Sanktionen des Westens. Die Regierung in Moskau rechnet für 2024 mit 2,8 Prozent Wachstum. Im vorigen Jahr ging es mit 3,6 Prozent sogar stärker bergauf als in den USA oder in der Europäischen Union.
Der Aufschwung wurde durch kriegsbedingt hohe Ausgaben für Verteidigung und Sicherheit begünstigt. Ökonomen argumentieren jedoch, dass das Wachstum auf staatlich finanzierter Waffen- und Munitionsproduktion beruht. Darunter verbergen sich demnach Probleme, die einem besseren Lebensstandard der Bevölkerung im Wege stehen.
Schon zu Beginn des Wirtschaftsforums, das seit Mittwoch läuft und an diesem Samstag endet, betonten russische Politiker und Unternehmer, dass sich das Land auf einen langen militärischen Konflikt einstelle. Die Kriegswirtschaft könne die Ökonomie der Atommacht nun über Jahre prägen, hieß es bei Veranstaltungen des Forums.