Anti-Adani-Protest am Montag, 25. November, in Neu Delhi © APA - Austria Presse Agentur

Wegen des Korruptionsverdachts gegen den indischen Milliardär Gautam Adani friert TotalEnergies seine Beziehungen zu dessen Firmenimperium vorläufig ein. "Bis zur Klärung der Vorwürfe und deren Konsequenzen wird TotalEnergies keine neuen finanziellen Beiträge im Rahmen seiner Investitionen in die Adani-Gruppe leisten", teilte der französische Ölkonzern am Montag mit. Man sei über die Ermittlungen nicht informiert gewesen.

Total hält knapp 20 Prozent an Adani Green Energy, die im Zentrum der Schmiergeld-Affäre steht, sowie jeweils die Hälfte an drei gemeinsamen Ökostrom-Projekten. Außerdem ist der französische Konzern mit 37,4 Prozent an Adani Total Gas beteiligt.

Andere Firmen und Staaten distanzieren sich ebenfalls vom zweitreichsten Mann Indiens, dessen Vermögen auf 70 Milliarden Dollar geschätzt wird. Kenia legte Infrastruktur-Projekte mit Adani-Firmen im Volumen von mehr als 2,5 Milliarden Dollar auf Eis. Eine US-Entwicklungshilfeorganisation überdenkt ihren Beitrag zur Finanzierung einer Adani-Investition in Häfen Sri Lankas.

Tumulte im indischen Parlament am Montag

Im indischen Parlament sorgte die Affäre für Tumulte. Am Montag wurde deswegen eine Sitzung der Volksvertreter unterbrochen, nachdem die Opposition eine Diskussion zu dem Thema gefordert hatte. Sie kritisieren Adani seit längerem wegen seiner Nähe zum indischen Ministerpräsidenten Narendra Modi. Seit Bekanntwerden der Korruptionsvorwürfe haben die Firmen des Adani-Imperiums mehrere Dutzend Milliarden Dollar an Börsenwert verloren. Die Aktien von Adani Green Energy brachen um knapp ein Drittel ein.

In der vergangenen Woche hatten die USA Gautam Adani und sieben weitere Personen wegen ihrer Rolle in einem mutmaßlichen milliardenschweren Schmiergeld- und Betrugssystem angeklagt. Gegen Gautam Adani und seinen Neffen Sagar, den früheren Chef von Adani Green Energy, wurde Haftbefehl erlassen. Die Beschuldigten sollen rund 265 Millionen Dollar an indische Regierungsbeamte gezahlt haben, um an lukrative Aufträge zu kommen. Die Adani Group wies die Vorwürfe zurück und kündigte an, Rechtsmittel einzulegen.

Jahrzehntelange Haft droht bei Schuldspruch

Parallel dazu knöpft sich die US-Börsenaufsicht Adani wegen Falschaussagen in einem Verkaufsprospekt für eine 750 Millionen Dollar schwere Anleihe vor. "Die Angebotsunterlagen von Adani Green enthielten Aussagen über die Bemühungen des Unternehmens zur Bekämpfung von Korruption und Bestechung, die angesichts des Verhaltens von Gautam und Sagar Adani im Wesentlichen falsch oder irreführend waren", begründete die SEC ihre Ermittlungen.

Adani hat 21 Tage Zeit, um hierauf zu reagieren. Sollte Adani in den beiden Verfahren schuldig gesprochen werden, drohen ihm Jahrzehnte Haft und Geldstrafen.

Vor knapp zwei Jahren war die Adani Group bereits in den Fokus geraten, nachdem sich der US-Leerverkäufer Hindenburg Research kritisch zu dem Firmen-Konglomerat geäußert hatte. Er hatte in einem Bericht Zweifel an Zahlen zur Verschuldung und zu Vermögenswerten des Imperiums geäußert. Zudem warf er Adani vor, Firmen aus Offshore-Steueroasen missbräuchlich genutzt zu haben. Das hatte der Konzern zurückgewiesen.