Die Energiewende braucht Netze © APA - Austria Presse Agentur

Mit einem feierlichen Spatenstich ist am Donnerstag das Projekt "Sichere Stromversorgung Zentralraum OÖ" von Austrian Power Grid (APG), Netz Oberösterreich und Linz Netz in die Umsetzung gestartet. Es sieht vor, dass das alte 110-kV-Netz im Zentralraum durch einen 220-kV-Versorgungsring abgelöst wird. Das soll die Energiewende der Industrie, u.a. die grüne Stahlerzeugung in der voestalpine, ermöglichen.

Eine CO2-neutrale Stromversorgung, wie man sie in den kommenden Jahrzehnten erreichen will, braucht neben sauberer Energie auch Netze, um diese transportieren zu können. Das 110-kV-Netz, das den oberösterreichischen Zentralraum mit Strom versorgt, ist mehr als 70 Jahre alt. Künftigen Anforderungen ist dieses nicht mehr gewachsen - noch dazu, wo in der Region viel Industrie angesiedelt ist, die immer mehr Strom braucht und brauchen wird, auch angetrieben durch die Umstellung weg von fossilen Energieträgern hin zu Grünem Strom.

800 Millionen Euro Investment

APG, Netz OÖ und Linz Netz errichten daher einen neuen 220-kV-Versorgungsring, der die Umspannwerke Ernsthofen, Pichling, Hütte Süd, Wegscheid und Kronstorf miteinander verbindet. Durch den Wechsel auf die nächsthöhere Spannungsebene kann künftig mehr elektrische Energie übertragen werden, was für die Industrie im Zentralraum essenziell ist. Der Versorgungsring umfasst rund 42 Kilometer Trassenlänge und kostet rund 800 Millionen Euro. Das Projekt ist in vier Bauabschnitte gegliedert, der letzte soll 2030 fertig sein.

Für die Errichtung des 220-kV-Versorgungsrings werden zu einem großen Teil bestehende Trassen genutzt, betonen APG, Netz OÖ und Linz Netz, um den Eingriff auf Mensch und Natur so gering wie möglich zu halten. Teils werden alte Leitungen durch neue ersetzt. Wo dies technisch möglich ist, erfolgen lediglich Spannungsumstellungen von 110 auf 220 kV. Zudem sind Aus- und Umbauarbeiten in insgesamt acht Umspannwerken vorgesehen.

Der Versorgungsring soll auch der voestalpine die sukzessive Umstellung auf grüne Stahlproduktion ermöglichen. Ab 2027 will der Konzern in Linz und Donawitz jeweils ein Hochofen durch je einen Elektrolichtbogenofen ersetzen und damit bis 2029 rund 30 Prozent seiner CO2-Emissionen gegenüber 2019 einsparen, wie Finanzvorstand Gerald Mayer beim Spatenstich skizzierte.

Forderung nach Beschleunigung von Energiewende-Projekten

Das Projekt sei "ein wichtiger Meilenstein" für die Versorgungssicherheit und die Dekarbonisierung der Industrie, lobte Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP). Zugleich kritisierte er, dass es durch die Einsprüche einer Bürgerinitiative verzögert worden sei und forderte eine Beschleunigung von Verfahren bei Energiewende-Projekten etwa durch eine Beweislastumkehr, die Beschränkung von Mitwirkungsrechten auf tatsächlich betroffene Anrainer und indem Beschwerden nur mehr in Ausnahmefällen aufschiebende Wirkung haben.