Tourismus holte nach Corona-Pandemie stark auf © APA - Austria Presse Agentur
Die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Pandemie war vor allem im Dienstleistungssektor, und da vor allem im Tourismus, besonders stark. Davon haben im 2022 vor allem die Bundesländer Tirol, Salzburg und Wien profitiert. Inzwischen hat sich die Konjunktur jedoch deutlich abgekühlt. Der Ukraine-Krieg spiele für die wirtschaftliche Entwicklung aber keine besondere Rolle mehr, sagte Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Zu Beginn des vergangenen Jahres habe es noch massive Lieferketten-Probleme gegeben, was vor allem Bundesländer mit einer starken Sachgüterproduktion belastet habe, so Bruckbauer am Mittwoch bei der Präsentation der aktuellen Bundesländer-Analyse der UniCredit Bank Austria.
Ein ganz wesentlicher Teil der Erholung und des Wirtschaftswachstums von 5 Prozent im Vorjahr sei dem Tourismus zu verdanken gewesen. Auch der private Konsum habe sich nach der Pandemie erholt. Die Investitionen waren hingegen leicht rückläufig - "sowohl der Bau als auch die Anlageinvestitionen schwächelten im Vorjahr".
Die Industrie produziere heute um 7 Prozent mehr als im letzten Vor-Corona-Jahr 2019, allerdings stagniere sie schon seit fast einem Jahr, so der Ökonom. Der Bau ist gegenüber 2019 leicht im Plus. Gastronomie und Hotellerie haben mit einem Wertschöpfungsplus von über 50 Prozent stark aufgeholt - nachdem es 2021 wegen der Lockdowns beinahe einen Totalausfall gegeben hatte -, sie liegen aber noch immer leicht unter dem Niveau von 2019.
"Tirol und Salzburg, die am stärksten von der wiedererstarkten Tourismuswirtschaft abhängen, verzeichneten im Vorjahr mit 7,9 Prozent bzw. 7,7 Prozent das stärkste Wirtschaftswachstum", sagte Bank-Austria-Ökonom Robert Schwarz. "Das Schlusslicht bilden die beiden Industrieländer Oberösterreich mit einem Plus von 3,8 Prozent und die Steiermark mit einem Anstieg von 3,5 Prozent." Die Regionen Kärnten (+5,8 Prozent) mit einer außerordentlich guten Industriekonjunktur, die Bundeshauptstadt Wien (+5,4 Prozent) mit ihrem hohen Dienstleistungsanteil und Vorarlberg (+5,2 Prozent) mit einer starken Tourismus- und Bauwirtschaft wiesen im Vorjahr ein überdurchschnittliches Wachstum auf. Einen etwas geringeren Anstieg der Wirtschaftsleistung gab es im Burgenland (+4,1 Prozent) und in Niederösterreich (+3,9 Prozent), die 2022 nicht so stark von der Erholung speziell im Tourismus profitieren konnten.
Nach dem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 5 Prozent im Vorjahr gehen die Ökonomen der UniCredit Bank Austria für heuer von einer deutlichen Abkühlung der Konjunktur in Österreich mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums auf 0,7 Prozent aus. "Es ist eine Seitwärtsentwicklung auch in Europa insgesamt", sagte Bruckbauer. "In den USA erwarten wir sogar eine Rezession in zweiten Halbjahr."
Wien, Salzburg und Tirol werden auch heuer von einer robusten Dienstleistungskonjunktur profitieren und voraussichtlich ein überdurchschnittliches Wachstum aufweisen. "Für die Bundesländer mit einem hohen Industrieanteil wie die Steiermark und Oberösterreich erwarten wir hingegen eine unterdurchschnittliche Entwicklung", so Schwarz.
Das Wirtschaftsniveau wird am Ende dieses Jahres um 3,4 Prozent über jenem von 2019 liegen, so die Erwartung. "Alle Bundesländer haben eine Wirtschaftsleistung, die höher ist als 2019 - mit Ausnahme von Tirol, wo die Erholung im Tourismus wahrscheinlich noch nicht vollkommen geglückt ist", erklärte Bruckbauer.
Der Ukraine-Krieg spiele für die wirtschaftliche Entwicklung keine besondere Rolle mehr, meinte der Volkswirt. "Aus heutiger Sicht ist nicht davon auszugehen, dass wir in absehbarer Zeit eine veränderte Einstellung Europas zur Energie aus Russland sehen werden."