Winterbuchungen so gut wie im Vorjahr © APA - Austria Presse Agentur

Der heimische Tourismus brummt trotz Krise. "Die Lust Urlaub zu machen ist einfach da, das spüren wir aufgrund der Nachfrage unserer Kunden", sagte der Obmann der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Robert Seeber, beim Neujahrsempfang. Die Buchungslage ist gut, doch die Gäste sind sparsamer geworden. "In gewissen Bereichen wird bei Nebenausgaben gespart, man ist preissensibler geworden und will flexible Stornobedingungen."

Die aktuelle Wirtschaftslage samt Inflation zieht natürlich nicht spurlos an der Branche vorüber. "Umsatz ist nicht gleich Ertrag", betonte Seeber. Auf den Betrieben lasten vor allem höhere Energiepreise und "im vorigen Jahr um gut 9 Prozent" gestiegene Personalkosten. "Die Stromkosten sind hinaufgeschnalzt wie noch nie und jetzt ist geplant, die Nebengebühren und die Abgaben zu erhöhen", verwies der WKÖ-Bundesspartenobmann auf die Energieproblematik. Der Großteil der Betriebe traue sich nicht, die höheren Kosten weiterzugeben. Das würde die Nachfrage dämpfen. Auch der Arbeitskräftemangel im Tourismus macht zu schaffen. "Wir brauchen mehr Leute", so der Branchensprecher.

Personalmangel erfordert Maßnahmen

Um für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer attraktiver zu werden, halten die Betriebe einer Umfrage des Marketinstituts zufolge eine Reihe von Maßnahmen für geeignet, darunter höhere Entlohnung (74 Prozent), steuerliche Begünstigung für Überstunden (71 Prozent) und flexiblere Arbeitszeitmodelle (71 Prozent). Die Erhebung mit einer Schwankungsbreite von plus/minus 3,16 Prozent erfolgte zwischen Mitte Dezember 2024 und Anfang Jänner 2025. Dabei wurden knapp 500 Betriebe aus Tourismus und Freizeitwirtschaft befragt.

Die Buchungslage passt: "Das vorige Jahr 2024 mit 141 Millionen Nächtigungen war ein 'All-Time-High' und spiegelt wider, dass man sehr gerne auf Urlaub fährt - da kann man schon sagen, dass wir sehr gut unterwegs sind", vermerkte Seeber. Die aktuelle Wintersaison 2024/25 läuft gut. "Jetzt in der Weihnachtszeit waren die Betriebe sehr gut gebucht, in Wahrheit ausgebucht - das wird sich im heurigen Frühjahr durchziehen", erwartet der Touristiker.

Die Gäste sparen

Im Skiurlaub ist aber Sparsamkeit angesagt. Das zeigt auch eine aktuelle Onlineumfrage des Marketinstituts unter rund 1.000 Personen über 16 Jahre, die parallel zur oben angeführten Betriebsumfrage durchgeführt wurde. 68 Prozent legen demnach hohen oder besonders hohen Wert auf die Stornobedingungen, 63 Prozent reisen in eine Region, wo die Preise vergleichsweise günstig sind, 61 Prozent wollen kurzfristiger entscheiden, ob und wohin sie auf Urlaub fahren, 56 Prozent wollen eher kürzer auf Urlaub fahren und weniger Tage vor Ort sein und 55 Prozent suchen ein günstigeres Quartier. Immerhin 38 Prozent fahren wegen der aktuellen Situation im Winter gar nicht auf Urlaub.

Das Gästeverhalten hat sich jedenfalls geändert. 60 Prozent der Betriebe beobachten laut Umfrage, dass die Buchungen immer kurzfristiger werden, dass die Urlauberinnen und Urlauber weniger lang bleiben (59 Prozent), dass die Gäste preissensibler werden (56 Prozent) und dass die Ausstattung der Zimmer an Bedeutung gewinnt (52 Prozent).

Wintersaison auf Vorjahresniveau

Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Tourismusbetriebe blicken laut Umfrage insgesamt zuversichtlich auf den weiteren Verlauf der Saison, gut ein Fünftel (21 Prozent) ist pessimistisch. Die Branche geht von einem sehr guten Winter aus, ist aber weniger euphorisch als im Vorjahr. "Wir spüren schon leise Alarmglocken - auch die touristischen Betriebe bekommen mit, dass eine Wirtschaftskrise da ist", so Marketinstitut-Vorstand David Pfarrhofer. Nur 14 Prozent glauben, dass die aktuelle Wintersaison besser wird als die vergangene 2023/24. 69 Prozent erwarten, dass sie ähnlich gut wird. "Der Westen ist optimistischer als der Osten, und man ist eher in den ländlichen Regionen positiv gestimmt", berichtete der Meinungsforscher.

"Wir haben wirklich sehr volatile Zeiten und sehr herausfordernde Zeiten - nicht nur geopolitisch, sondern auch innenpolitisch", hielt der Bundesspartenobmann mit Blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen fest. An die künftige Regierung hat die Branche auch eine Reihe von Wünschen - neben der wiederholt geforderten Senkung der Lohnnebenkosten und weniger bürokratischen Berichtspflichten sollten Betriebsübergaben erleichtert werden. "Die Freibeträge wären zu erhöhen und speziell, wenn das innerhalb der Familie abläuft, sollte das gratis sein", findet Seeber. Und generell: "Mein Wunsch wäre, die Abgaben- und Steuerquote senken in sehr schwierigen Zeiten." Eine gute Tourismuspolitik sei der beste Garant für eine gute Wertschöpfung. Immerhin generiere die Tourismus- und Freizeitwirtschaft inklusive vor- und nachgelagerte Betriebe 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. "Die Branche ist einfach ein sicherer und stabiler Arbeitgeber und ein Treiber für unsere Regionen."