Weltraumforschung fordert mutige Politik © APA - Austria Presse Agentur

"Meilenweit hinten" sieht der Geschäftsführer der Weltraumfirma Peak Technology (OÖ), Dieter Grebner, die Entwicklung von Europas Weltraumwirtschaft, etwa im Vergleich zu den USA, Indien oder China. Das müsse aber nicht so sein, wie Vertreter der Vereinigung heimischer Raumfahrt-Akteure - "Austrospace" - gegenüber Journalisten erklärten. Der aktuellen "Eintrübung" in dem andernorts durchaus florierenden Sektor müsse man mit einer "mutigen Technologiepolitik" begegnen.

Der österreichische Weltraumsektor zähle mittlerweile einen Gesamtumsatz von rund 210 Millionen Euro pro Jahr und beschäftige rund 1.300 Mitarbeiter direkt, so Austrospace-Präsident Grebner, der dem Verband mit aktuell 23 Mitgliederinstitutionen vorsteht. Rechne man Budgets im Zusammenhang mit Raumfahrttechnologie auf die Bevölkerung hoch, dann seien diese in den USA in etwa um das Sechsfache höher. Angesichts des sich seit rund zehn Jahren verstärkenden Wandels des Sektors, von einem wissenschaftlich zu einem marktwirtschaftlich geprägten, brauche es in unseren Breiten "konstant mehr Engagement", so der Tenor bei Branchenvertretern wie etwa von den Wiener Firmen TERMA und Beyond Gravity oder von Joanneum Research.

Auf dem vergangene Woche in Mailand abgehaltenen "International Astronautical Congress" (IAC) seien auch Stellenabbau-Programme bei großen europäischen Raumfahrtfirmen diskutiert worden, so Matthias Mäke-Kail von dem Wiener Hightech-Unternehmen TTTech, das etwa an der neuen großen Trägerrakete der Europäischen Weltraumagentur ESA oder am bemannten Weltraumprogramm "Artemis I" der NASA beteiligt ist. Den größeren Akteuren Europas würden momentan die großen Projekte fehlen, was das Halten der Leute erschwere.

Der Sektor habe aber insgesamt großes Potenzial, den aktuellen Rückstand aufzuholen, so Mäke-Kail und andere Austrospace-Vertreter. Im Bereich der Erdbeobachtung liege Europa mit dem "Copernicus"-Programm der EU-Kommission und der ESA zum Beispiel weltweit ganz vorne, das europäische globale Positionierungssystem "Galileo" sei das Präziseste.

Groß im Kommen sei - auch angesichts der fragilen weltpolitischen Situation - das Thema Sicherheit und Technologieabhängigkeit. Sehe man sich an, wie dominant Elon Musks Firma SpaceX in einigen Sektoren der Raketentechnik und mit Starlink im Bereich der Bereitstellung von verlässlichem Internet auch in Kriegsgebieten geworden ist, müsse sich Europa hier ebenso besser in Position bringen. Unter dem Namen "Infrastructure for Resilience, Interconnectivity and Security by Satellite" (IRIS2) plant die EU daher eine eigene derartige Internet-Satellitenkonstellation. Das sei auch notwendig, denn: "Europa wird mehr auf sich selbst gestellt sein", so Grebner.

Die Grundlage für solche Technologien seien die ESA- und EU-Forschungsprogramme, bei deren Dotation es aber vielerorts an Mut fehle. Bei dem finanziellen Engagement innerhalb der ESA, das auch mitdefiniert, wie viele Investitionen zurück ins Land fließen, habe Österreich zuletzt zwar "einen kleinen Schritt nach vorne gemacht", indem die für die Weltraumagenden zuständige Klimaschutzministerin Eleonore Gewessler (Grüne) Österreichs Beiträge für den Zeitraum von 2023 bis 2025 auf 261 Mio. Euro erhöht hat. Längerfristig wünscht sich die Industrie aber einen Austro-Anteil am ESA-Budget von rund drei Prozent. Dafür bräuchte es eine Zeichnung seitens der nächsten Bundesregierung von zumindest 400 Mio. Euro im kommenden Jahr für den ESA-Haushalt ab 2025, so die Branchenvertreter.