EU-Flagge in Wien - Bewegung bei Herkunftskennzeichnung gefordert © APA - Austria Presse Agentur

Der deutsche Agrarminister Cem Özdemir und der österreichische Gesundheitsminister Johannes Rauch (beide Grüne) fordern einen zügigen Ausbau der verbindlichen EU-weiten Herkunftskennzeichnungen für Lebensmittel nach der Europawahl. Leider habe die zuständige EU-Kommissarin ein Versprechen dafür bisher nicht eingelöst, kritisierte Özdemir. "Angesichts der Europawahl in zwei Wochen ist jetzt nicht mehr damit zu rechnen, da mache ich mir keine Illusionen."

Dies dürfe aber nicht in einer Brüsseler Schublade verschwinden. Daher erwarte er von der noch amtierenden Kommission, dass sie der kommenden das Thema ordentlich übergebe, damit die Ausweitung endlich komme.

"Deutschland und Österreich fordern gemeinsam auf EU-Ebene eine Erweiterung der Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln", hieß es in einer Mitteilung des Sozial- und Gesundheitsministeriums, das für die Lebensmittelkennzeichnung verantwortlich ist, gegenüber der APA am Sonntag. Minister Johannes Rauch: "Mit der Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung haben wir in Österreich bereits einen ersten großen Schritt gemacht. Auch unser Vorschlag für die Kennzeichnung in der Gastronomie liegt am Tisch, um Konsument:innen endlich die Möglichkeit zu geben, sich bewusst für regionale Produkte zu entscheiden. Hier ist die ÖVP am Zug, sich endlich zu bewegen", sagte er in Richtung des großen Koalitionspartners.

Parallel sei er gemeinsam mit Özdemir auf EU-Ebene aktiv, so Rauch. "Wir fordern die europäische Kommission auf, rasch die versprochenen Vorschläge für die Herkunftskennzeichnung auch bei verarbeiteten und verpackten Lebensmittel vorzulegen. Das Ziel muss sein, mehr Transparenz am Teller für die Verbraucherinnen und Verbraucher zu schaffen, damit sie sich bewusst für die Stärkung der lokalen und regionalen Landwirtschaft entscheiden können."

Bei Beratungen der EU-Agrarminister an diesem Montag will Özdemir das Thema erneut auf den Tisch bringen. In der gemeinsamen Initiative fordern Deutschland und Österreich einen raschen Vorschlag für eine ausgedehnte Pflichtkennzeichnung, die informierte Kaufentscheidungen ermögliche und die Position der Bauern stärke. Das Vorhaben ist Teil der Strategie "Vom Hof zum Teller" der EU-Kommission für eine nachhaltigere Landwirtschaft. Sie will demnach eine Ausdehnung auf Produkte wie Milch, Milch als Zutat, Fleisch als Zutat, Reis und verarbeitete Tomaten prüfen.

Özdemir sagte: "Alle profitieren davon, wenn im Prospekt, an der Theke oder im Hofladen mit der Herkunft von Lebensmitteln geworben wird." Verbraucherinnen und Verbraucher könnten sich aktiv für mehr Tierschutz, regionale Wertschöpfung und hohe Umweltstandards entscheiden. Landwirtinnen und Landwirten helfe die Kennzeichnung "Made in Germany", besser am Markt bestehen zu können.

"Weil die Vorschläge der Kommission auf sich warten lassen, sind wir national schon so weit vorgegangen, wie es uns europarechtlich möglich ist", erläuterte Özdemir. Seit Februar müssen auch für unverpacktes Fleisch von Schweinen, Schafen, Ziegen und Geflügel das Aufzucht- und das Schlachtland auf Schildern angegeben werden - wie zuvor schon bei verpackter Ware und unverpacktem Rindfleisch. "Im nächsten Schritt prüfen wir Ausweitung auf die Außer-Haus-Verpflegung", sagte Özdemir.

Verpflichtend angegeben werden muss das Herkunftsland generell bereits für viele Lebensmittel. Dazu gehören frisches Obst und Gemüse sowie Eier.