"Diese Inflationsthematik ist schlecht gemanagt worden" © APA - Austria Presse Agentur

Nach dem Start des Krieges in der Ukraine ist die Inflation in Österreich wesentlich stärker nach oben gegangen als in den meisten anderen Ländern der EU. "Diese Inflationsthematik ist schlecht gemanagt worden, sehr schlecht gemanagt worden", sagte Wienerberger-Konzernchef Heimo Scheuch am Dienstag vor Journalisten in Wien. "Man hätte die Energie preislich so gestalten können, dass sie nicht so teuer wird", meinte er etwa mit Blick auf die Mehrwertsteuer.

Sein Lösungsansatz: Entweder man kauft langfristig Energie - "das tut aber niemand, weil es kompliziert ist und sich keiner traut" - oder man setzt Maßnahmen, wenn der Spotpreis extrem steigt. "Ja, dann setz ich halt für die Zeit mal die Distributionskosten und die Mehrwertsteuer aus - da kannst du schon viel gestalten, viel abfedern", so Scheuch. Die Inflation sei über die Energie gekommen - "alle haben die Preise hochgezogen", erinnerte der CEO. Bei den Grundnahrungsmitteln hätte man "mit niedrigen Mehrwertsteuersätzen eingreifen können".

Keinen Gefallen findet Scheuch an den Inflationsschecks der Regierung, die an alle Haushalte verschickt wurden: "Ich gehe mit der Gießkanne herum und vergebe Geld, das mir nicht gehört, denn es kommt vom Steuerzahler", so seine Sicht auf die Vorgehensweise.

Unter den hohen Energiepreisen - und unter "Überreglementierung" leidet dem Konzernchef zufolge auch die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Industrie. Die Konjunktur schwächelt und das von der vergangenen Regierung kurzfristig noch geschnürte Baupaket greift vorerst auch noch nicht. "Eine verschenkte Milliarde, oder Milliarden, haben keinen Platz in einer neuen Regierung", hofft Scheuch.

Vielmehr könnten auch hier seiner Meinung nach einfach umsetzbare Maßnahmen Abhilfe schaffen, so etwa ein Absenken der Mehrwertsteuer auf Sanierungstätigkeiten auf 5 bis 10 Prozent. Das hätte zwei Vorteile - man könne aus der "Grauwirtschaft" rauskommen und erhalte garantierte Qualitätssicherung. So würde sehr viel privates Geld in die Sanierung, etwa die energetische Sanierung - Fenster, Dach, Fassaden - fließen, meint der Wienerberger-Chef. "Das bedarf keines Pakets, das ist relativ schnell umsetzbar." Dem Fiskus könnte das nicht so gut gefallen, glaubt er: "Das Finanzministerium wird toben, weil sie glauben, dass ihnen viel Geld entgeht."

Eine weitere Stellschraube zur Ankurbelung der Baukonjunktur - neben der Sanierung - sei der Neubau. Dreh- und Angelpunkt für "leistbaren" Wohnraum sei hier der Grund und Boden - Widmungen und Verfügbarkeit. "Einige Landesregierungen tun das schon, Boden zur Verfügung stellen", lobte der Baustoffkonzern-Chef. Weiters solle es ein Verbot für die öffentliche Hand geben, mit Grund und Boden zu spekulieren, "um relativ günstig Wohnraum zur Verfügung stellen zu können".