Branchenvertreter: Februar wird für Tourismusbranche "spannend" © APA - Austria Presse Agentur
Die Wirtschaftskrise in Deutschland hinterlässt auch Spuren im heimischen Tourismus. Traditionell kommt der größte Anteil an den Nächtigungsbuchungen aus dem Nachbarland. "Die deutschen Gäste bleiben mittlerweile kürzer, sparen, gehen eine Kategorie drunter", so ÖHV-Präsident Walter Veit beim Hotelierskongress. "Tatsächlich rechnen wir nicht mit Rekordzahlen, aber ich glaube, wir werden einen ordentlichen Winter hinbekommen", sagte er mit Blick auf die laufende Saison.
"Aktuell, der Jänner läuft sehr gut, quer durch Österreich - wir haben überall eine gute Schneedecke", berichtete der Chef der Österreichischen Hotelvereinigung (ÖHV) im schneelosen Innsbruck. Die ÖHV hat sich jetzt - erstmals seit ihrer Gründung 1953 - umbenannt und heißt nicht mehr Hoteliervereinigung.
Februar wird "spannend"
Der für die Wintersaison wichtigste Buchungsmonat Februar sei "spannend". "Da haben wir den Umbruch, dass die Gäste nicht so lange bleiben, sodass wir mehr Gäste brauchen - wenn der Schnee gut ist, wird der Monat gut werden", sagte Veit. Die Kolleginnen und Kollegen in den Hotelbetrieben seien dennoch "optimistisch". Zumindest was die Buchungen betrifft. Die dabei lukrierten Erträge sind ein anderes Kapitel.
Generell ist nun verstärkte Internationalisierung angesagt, um sich von den deutschen Gästen unabhängiger zu machen. Der Fokus liegt dabei laut Veit vorwiegend auf Europa - beispielsweise Großbritannien, den Niederlanden, Belgien und den skandinavischen Räumen.
Branche steht vor Umbruch
Die Branche steht jedenfalls vor einem Umbruch: "Fast jeden Tag ist ein deutsches Hotel pleite, auch wir werden einen Bereinigungsprozess durchmachen müssen, der jetzt begonnen hat", erwartet der ÖHV-Präsident.
Auf der zu einem Gutteil fremdfinanzierten Beherbergungsbranche mit ihren vielen, kleinstrukturierten Familienbetrieben lasten höhere Kreditzinsen und steigende Kosten - vor allem das Personal, Energie und Nahrungsmittel hätten sich im Zuge der hohen Inflation in den vergangenen Jahren empfindlich verteuert, so Veit. "Die Bruttolöhne erschlagen uns." Die ständige Renovierung in den Betrieben, damit man attraktiv bleibt, habe sich natürlich auch gewaltig verteuert. Die guten Häuser, die den Preis unten gehalten haben, hätten nicht mehr investiert.
Während der deutsche Markt "ins Stottern kommt", sieht das Umfeld für die Unternehmen im Inland derzeit auch nicht rosig aus: "Ein Sparpaket wird kommen", sagte Veit mit Blick auf die nächste Regierung. Diese hat ein enormes Budgetdefizit zu bewältigen.
"Wir suchen ständig um die 10.000 Mitarbeiter"
Der aktuell dringendste Wunsch der Branche ist eine weitere Lockerung des Saisonnierkontingents - derzeit dürfen jährlich rund 5.000 Beschäftigte aus Nicht-EU-Ländern unter diesem Titel in Österreich arbeiten. "Wir suchen ständig um die 10.000 Mitarbeiter", illustrierte Veit die Mangellage. Insgesamt beschäftige die Branche rund 240.000 Menschen. "Tatsache ist, wir könnten diesem Staat Gutes tun, aber aufgrund des Mitarbeitermangels geht das nicht", hielt der ÖHV-Chef fest. "Die Arbeitskräfte und Fachkräfte brauchen wir, dann können wir mehr Geschäft machen."
Die Beherbergungsbranche insgesamt ist aber seiner Meinung nach "nach wie vor gut aufgestellt - wir haben Preisanpassungen vornehmen müssen", räumte er ein. Viele Hoteliers trauten sich jedoch nicht, die höheren Kosten an die Gäste weiterzureichen, um sie nicht zu verlieren. "Österreich muss aufpassen, dass es sich nicht aus dem Markt rausschießt - der Preis macht den Markt", mahnte der ÖHV-Präsident. Das bringt viele schwächer kapitalisierte Familienbetriebe in die Bredouille. "Wir sehen einfach nur, wie in unserer Branche die Marge immer weiter hinuntergeht."