Der Schienengüterverkehr entlastet die Straßen deutlich, so die WKÖ © APA - Austria Presse Agentur
Die Wirtschaft hat massive Probleme mit der Infrastruktur - sowohl auf österreichischer als auch auf europäischer Seite, erklärte Siegfried Menz am Montag vor Journalisten. Und die Situation wird sich durch Sanierungsarbeiten am deutschen Bahnnetz weiter verschärfen, ergänzte der Obmann der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Daher müsse entsprechend gegengesteuert werden, sagte Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr.
So forderte Klacska etwa eine Kapazitätsanpassung. "Es kann nicht sein, dass ein Personenzug drei Minuten Verspätung hat, daraufhin alle anderen Züge fahren und der Güterzug eineinhalb Stunden auf dem Abstellgleis steht", so Klacska. Ebenfalls kritisch sah er den Rückzug aus der Fläche - also wenn Teile der Bahninfrastruktur nicht mehr genützt werden. "Aus betriebswirtschaftlicher Sicht mag das verständlich sein, aber auch das Bier der Waldviertler Brauerei muss in die Supermärkte kommen."
Eine weitere Forderung ist die Schaffung von "Fast Lanes" für den rascheren Gütertransport auf der Straße. Aber auch die Fahrverbote für Lkw seien zu überdenken. Und die Branche tritt für eine Förderung des Kombiverkehrs ein. Aber auch Logistikterminals sollten den Güterverkehr unterstützen.
Auf europäischer Ebene müsse es beim Gütertransport mit der Bahn eine Harmonisierung geben: Etwa die Angleichung der Stromspannungen, der Signalisierung und der Sicherungstechnik, aber auch der Betriebsregeln, der Zugbilderegeln bis hin zu den Datenstandards.
"Wobei die ÖBB Infrastruktur durchaus ihre Hausaufgabe macht", sagte Andreas Mandl, Vorsitzender des WKÖ-Ausschusses Schienengüterverkehr. Im europäischen Vergleich schneide nur die Schweiz hier noch besser ab.
Allerdings werden sich die Probleme in spätestens zwei Jahren deutlich verschärfen, teilten Menz, Klacska und Mandl weiters mit: So wird die Sanierung der deutschen Hochleistungsschieneninfrastruktur den grenzüberschreitenden Gütertransport massiv beeinträchtigen. Denn die Sanierung der Bahnstrecke von Nürnberg über Regensburg nach Passau - die Verbindung zu den Nordsee-Häfen Hamburg, Rotterdam, Antwerpen - steht in zwei Jahren an. Dafür wird die Strecke zwei Mal für je fünf Monate gesperrt.
Über den Grenzbahnhof Passau laufen jedoch täglich bis zu 140 Güterzüge und damit jährlich rund 24 Millionen Tonnen an Gütern und Produkten über diesen Bahnhof. Dies entspricht 73 Prozent des Binnenhandel und rund 20 Prozent des gesamten österreichischen Schienengüterverkehr. Dies entspricht 1,4 Mio. Lkw-Fahrten jährlich. Die Sperre über 10 Monate würde somit 1,17 Mio. Lkw auf die Straße bringen und die Wirtschaft rund 250 Mio. Euro kosten. Und 40 Züge könnten überhaupt nicht umgeleitet werden. Als Alternative schlägt die WKÖ vor, mehrere kurze Gesamtsperren oder eingleisige Sperren statt einer Vollsperre. "Wir brauchen einerseits für die Infrastrukturbetreiber und Bahn-Unternehmen Kompensationsleistungen, wenn es zu Gesamtsperren kommt und dadurch Mehrkosten für Umleitungen, Personal etc. entstehen", betonte Klacska. "Andererseits sollten auch den Transportunternehmen die Trassenentgelte für Umleitungsstrecken erlassen werden."