Michael ­Duscher, ­Geschäftsführer ­Niederösterreich Werbung (NÖW) © Daniela Matejschek

NÖW-Geschäftsführer Michael Duscher über die Highlights des Jubiläumsjahres 2022, Tourismus als Wirtschaftsfaktor, strategische Zukunftsziele, außergewöhnliche Business-Locations u. v. m.

Herr Duscher, 2022 hat ­Niederösterreich seinen 100. Geburtstag als eigenständiges Bundesland gefeiert. Was waren Ihre persönlichen Highlights des Jubiläumsjahres?
2022 war ein spannendes Jahr für Niederösterreichs Tourismus! Im Zuge von 100 Jahre Niederösterreich haben wir den Reiseführer „100 Gründe, über Niederösterreich zu staunen“ aufgelegt. Er zeigt eine fein kuratierte Auswahl an Ausflugszielen, Kultur-, Kulinarik- und Naturschätzen – darunter viele spannende, erstaunliche, witzige und weniger bekannte Anekdoten. 

Meine persönlichen Highlights im Jahr 2022 waren die vielen Festivalbesuche: das Grafenegg-Festival, der Kultur.Sommer.Semmering, das Donaufestival, Schrammel.Klang.Festival und die Festspiele Reichenau. Dabei seien nicht nur die großartigen Kulturacts erwähnt, sondern das Gesamterlebnis, das Niederösterreich bzw. das Festival-Land Niederösterreich bietet. Am besten kombiniert man den Festival-Besuch mit einem Kurzurlaub in der Region! 

Sie sind seit Jänner 2020 Geschäftsführer der NÖW. Wie sieht Ihr persönliches Fazit aus? Was sind die wesentlichen Eckpunkte Ihrer Strategie?
Es ist wichtig, Strategien ernst zu nehmen und sie auch wirklich umzusetzen. Basierend auf der Tourismusstrategie 2025 haben wir mehrere Substrategien entwickelt bzw. sind gerade noch in der Entwicklung: zum Thema Rad, Kulinarik und Nachhaltigkeit. Man könnte sagen, wir haben die großen Stärken Niederösterreichs ins Narrativ gebracht: das Bergerlebnis Niederösterreich, das Festival-Land, die neue Achtsamkeit sowie die neue Sommerfrische. Die niederösterreichische Wirtshauskultur wurde neu positioniert und für Urlaub in Niederösterreich haben wir eine neue Werbelinie geschaffen. Jetzt widmen wir uns gerade verstärkt den Themen Produktentwicklung und Digitalisierung. 

Welche Rolle nimmt der Tourismus als Wertschöpfungs- und Wirtschaftsfaktor in Niederösterreich ein? 
Niederösterreich hat 2022 6,6 Millionen Nächtigungen erzielt und nähert sich somit dem Rekordjahr 2019 wieder deutlich an. Erfreulich ist auch, dass die Zahl der Gästebetten gesteigert werden konnte. Mit 2,1 Prozent Steigerung liegen wir hier über dem österreichweiten Schnitt von 1,7 Prozent. Diese Entwicklungen stimmen uns zuversichtlich, dass wir 2023 das Vorkrisenniveau erreichen werden. 

Niederösterreich war in der Vergangenheit bekannt für kurze Aufenthalte, der Trend in NÖ geht aber in eine andere Richtung. Mit welchen Maßnahmen will man Gäste für einen längeres Verweilen begeistern?
In der Tourismusstrategie 2025 haben wir uns zum Ziel gesetzt, dass wir aus den Ausflugsgästen Nächtigungsgäste machen möchten. Derzeit ist das Verhältnis noch 60:40. Und unser Ziel ist es natürlich auch, dass der Gast länger bei uns in Niederösterreich bleibt. Langfristig wollen wir „vom Ausflug zum Kurzurlaub und vom Kurzurlaub zum Haupt­urlaub“. Dies gelingt uns mit innovativen, spannenden Angeboten und einem stimmigen Gesamterlebnis für unsere Besucherinnen und Besucher: neue, mehrtägige Radangebote und fein kuratierte Reisen zu den Themen Wandern, Rad, Kulinarik & Wein sowie Kultur, ein ganzjähriges Bergerlebnis, die facettenreichen Kunst- und Kulturinstitutionen im Festival-Land Niederösterreich, die Veranstaltungsreihe „Kultur bei Winzerinnen und Winzern“ und vieles mehr. 

Welche Angebote und Schauplätze ­machen Niederösterreich speziell für Geschäftsreisende interessant?
Niederösterreich besitzt eine Vielzahl an außergewöhnlichen Veranstaltungsorten für Geschäftsreisende. Wer das Besondere sucht, wird hier garantiert fündig: Ob geschichtsträchtiger Veranstaltungsort, wie beispielsweise das im Schloss Laxenburg untergebrachte Conference Center Laxenburg, der Archäologische Park Carnuntum, Stift Göttweig, die Burg Perchtoldsdorf, das Renaissanceschloss Schallaburg sowie die Schlösser in Hof, Hernstein, Grafenegg und Rothschild, oder moderne Gegenwartsarchitektur wie das Museum Niederösterreich, das Festspielhaus St. Pölten, aber auch die Landesgalerie der Kunstmeile in Krems oder die Open-Air-Bühne Wolkenturm auf Schloss Grafenegg lassen sich als inspirierendes Highlight ins Rahmenprogramm einbauen oder können als Location angemietet werden.

Das Convention Bureau Niederösterreich unterstützt Interessierte gern bei der Organisation von Veranstaltungen in Niederösterreich und berät Kund:innen bei Fragen zu Green Events oder bei Interesse an der Kongressförderung des Landes Niederösterreich. 

Das Reiseverhalten ändert sich aktuell gravierend (Stichwort Nachhaltigkeit). Wie geht NÖ mit diesem Wandel um?
Seit einigen Jahren setzen wir in der Kommunikation verstärkt auf die öffentliche Anreise. Gerade von Wien aus ist Niederösterreich gut öffentlich zu erreichen! Auch regional gibt es Mobilitätsinitiativen, die zum Beispiel die Last Mile erschließen. Ein Best-Practice-Beispiel ist hier die Region Semmering/Rax. Es wurde ein autofreies Mobilitätskonzept umgesetzt, das Wander- und Kulturgäste auch in den Randzeiten, also frühmorgens oder abends nach Veranstaltungen die letzten Kilometer bis zum Hotel oder Ausflugsziel bringt. 

Das Thema Nachhaltigkeit ist auch fest in der Tourismusstrategie verankert. Wir haben im vergangenen Jahr ein Symposium Nachhaltigkeit abgehalten. Hier haben wir mit Partner:innen und Interessierten den Status quo und Entwicklungsmöglichkeiten gemeinsam erarbeitet. Wir werden das Thema Nachhaltigkeit auch in den kommenden Jahren weiter forcieren und haben dabei weitere Trends bezüglich Reiseverhalten immer im Blick. (BO)


INFO-BOX
Facts, Figures, Highlights & Tipps
• 1 UNESCO-Weltnaturerbe-Stätte: ­Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal
• 4 UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten: Wachau, Semmeringeisenbahn, ­Donaulimes, Baden bei Wien
• Rd. 350 Ausflugsziele mit der Nieder­österreich-CARD in der Saison 23/24
• Hunderte Veranstaltungen im Wein­frühling und -herbst 
• „Kultur bei Winzerinnen und Winzern“ geht heuer in die vierte Runde und bringt Menschen auf Weingütern, in Heurigen, in Kellergassen und an idyllischen Schauplätzen zusammen
• Übers Jahr 300 Festivals in ganz Niederösterreich (z. B. der „Kultur.Sommer.Semmering“, das Freiluft-Festival ­„wellenklaenge“ in Lunz am See sowie das Musikfestival Grafenegg)
• Zehn qualitätsgeprüfte Top-Radrouten, drei EuroVelo-Strecken, ein vielfältiges MTB-Angebot und 130 „Bett & Bike“-Betriebe
• Mit dem Schneeberg-Rax-Kombiticket lassen sich gleich zwei Berge günstig per Zahnrad- und Seilbahn entdecken
• Rund 200 Mitglieder der Niederösterreichischen Wirtshauskultur: von Stadtwirtshaus über Dorfgasthaus bis Haubenlokal

https://tourismus.niederoesterreich.at/