Auf dem Weg zum Technologieunternehmen.

NEW BUSINESS Bundeslandspecial - VORARLBERG 2021
Die Modernisierung des Wiener Funkhauses bildet den Auftakt zu einer gesamthaften Weiterentwicklung der geschichtsträchtigen Immobilie. © Rhomberg

Rekordjahr für Rhomberg: Während sich die Geschäftssparte Bau auf Produkt- und Prozessexzellenz fokussiert, treibt die Bahntechnik den Ausbau der Schieneninfrastruktur international voran.

Noch vor einem Jahr war ungewiss, inwieweit sich die Pandemie in den Unternehmenszahlen der Vorarlberger Rhomberg-Gruppe niederschlagen würde. Nun steht zum Bilanzstichtag 31. März 2021 ein weiteres Rekordergebnis zu Buche. Mit einer Betriebsleistung von 811 Millionen Euro konnte der Vorjahresumsatz von 782 Millionen Euro gesteigert werden. Angetrieben wurde das Wachstum im abgelaufenen Geschäftsjahr von beiden Unternehmensbereichen: Der Bau-Bereich legte um rund neun Millionen auf 345 Millionen Euro zu. Und die Rhomberg Sersa Rail Group, an der Rhomberg mit 50 Prozent beteiligt ist, konnte den Umsatz um 17 Millionen Euro auf 466 Millionen Euro ausweiten. Der Personalstand erhöhte sich kumuliert um gut 12 Prozent von 3.032 auf rund 3.400 Mitarbeitende, etwa 40 Millionen Euro wurden für Sach­investitionen ausgegeben.

Für die Geschäftsführer Hubert Rhomberg und Ernst Thurnher ist die erfreuliche Entwicklung ein weiterer Beleg dafür, „dass der Bau und die Bahn mit die stabilsten und wachstumsstärksten Bereiche der Industrie sind und bleiben.“ Der Bedarf an qualifiziertem Personal steigt damit stetig. Das Unternehmen empfiehlt sich dabei als attraktiver Arbeitgeber mit vielfältigen Perspektiven. „Durch unsere Transformation vom klassischen Bau- und Bahnunternehmen zum Technologieunternehmen sprechen wir längst nicht mehr nur Baufachleute an, wobei wir diese natürlich nach wie vor intensiv für unsere Kernbereiche suchen“, sagt Hubert Rhomberg. „Wir halten aber verstärkt Ausschau nach IT-Fachleuten und technikaffinen Menschen, die Lust haben, Probleme zu lösen und innovative Produkte zu kreieren.“

Impulse für Wachstumsmarkt ­Ostösterreich
Insbesondere in Wien stehen die Zeichen auf Ausbau. Die Chancen in der Region Wien-Niederösterreich, in der die Verantwortlichen aktuell das größte Wachstumspotenzial sehen, sollen künftig noch besser genutzt werden. „Unser bestehender Standort wird daher aufgewertet und personell verstärkt“, informiert Ernst Thurnher. Ziel sei eine Umsatzsteigerung der Wiener Gesellschaft auf 100 Millionen Euro. Treiber des Erfolges sollen einmal mehr innovative Produktentwicklungen sein. So eröffnet der Holz-Systembau „WoodRocks“ dank hoher Vorfertigung, optimierter Planung und Lean-Management großes Potenzial bei der Errichtung von mehrgeschossigem, flexiblem Wohnraum.

Ein Schwerpunkt ist das Prestigeprojekt rund um das Wiener Funkhaus. Hier startete Anfang Juli die Revitalisierung des ersten Bauteils direkt an der Argentinierstraße. Die Modernisierung des Gebäudes soll Auftakt werden zu einer gesamthaften Weiterentwicklung der geschichtsträchtigen Funkhaus-Immobilie. Geplant ist eine Nutzung, die eine ausgewogene Mischung aus Wohneigentum und Angeboten im Kultur- – beispielsweise mit Kultur- und Bildungseinrichtungen – und im Arbeitsbereich, also Kreativeinrichtung, Start-ups oder Investoren, vorsieht.

Neben dem Funkhaus stehen mehr als 3.300 Gebäude in der Bundeshauptstadt unter Denkmalschutz. Ein Umbau gestaltet sich in der Regel höchst komplex, oft explodieren die Kosten. Das von Rhom­berg Bau und dem deutschen Restaurierungsspezialisten JaKo Baudenkmalpflege gegründete Unternehmen „DenkMalNeo“ bietet Eigentümer:innen historischer Baudenkmäler in Wien und Umgebung kompetente Unterstützung aus einer Hand – und das zum Fixpreis. „Von der Planung über die Ausführung bis zur Vermarktung haben wir das Know-how aller Gewerbe im Haus“, berichtet Hubert Rhomberg. „Dadurch können wir umfassend, kompetent und verlässlich beraten, Gebäude mit Geschichte neu beleben und zudem Kostensicherheit bieten.“

Partner für Revitalisierung und ­leistbares Wohnen
Auch in Vorarlberg sind die Sanierungsexperten von Rhomberg Bau gefragt. Dem traditionsreichen Posthotel Taube in Schruns, in dem schon Ernest Hemingway weilte, wird neues Leben eingehaucht. Zu Jahresbeginn starteten nach intensiven Planungen die aufwendige Generalsanierung sowie die Erweiterung des Hauses. Innert zwei Jahren wird der Bestand umsichtig revitalisiert, zusätzlich werden ein zweistöckiger Wellnessbereich und eine Tiefgarage realisiert.

Im September 2020 erfolgte der Spatenstich zum ersten Bauträgerprojekt von Sohm HolzBautechnik in Alberschwende. In Zusammenarbeit mit Rhomberg Bau und der Wohnbauselbsthilfe entsteht bis Sommer 2022 das Wohnquartier „Schwarzen“. Zwei der vier Baukörper in Holzbauweise mit Schindelfassaden werden von Sohm als Bauträger errichtet und als Eigentumswohnungen verkauft. In den anderen beiden Gebäuden entstehen Miet- und Mietkaufwohnungen für die Wohnbauselbsthilfe. Rhomberg ist als Generalunternehmer tätig, für die Holzbauarbeiten zeichnet Sohm verantwortlich.

Nachhaltige Gebäude für die Bodenseeregion
Rhomberg Deutschland entwickelt in Friedrichshafen ein Bauträgerprojekt. „In der Hünistraße werten wir ein Gewerbegebiet zu attraktivem, innerstädtischem Wohnraum mit 25 Einheiten auf“, so Ernst Thurnher. „Unter anderem ist geplant, die vollständige Flächenversiegelung aufzuheben und eine ‚grüne Lunge‘ mit hoher Biodiversität anzupflanzen.“ Im benachbarten St. Gallen, in der Gemeinde Teufen, baut Rhomberg unter dem klingenden Namen „Mulino Lustmühle“ ein modernes Mehrfamilienhaus. Elf hochwertige Wohneinheiten mitten im Grünen bieten Lebensqualität für Jung und Alt. Es ist dies das erste Eigentumsprojekt der Gallusberg AG, einer Tochtergesellschaft der Rhomberg Bau und der Schweizer Morant Gruppe.

Und für die Zürcher Freilager AG verwandelt das Joint Venture Goldbeck-Rhomberg den Embraport, den größten Logistikhub der Region Zürich, in einen Leuchtturm für grüne Logistik. Im Auftrag der Zürcher Freilager AG errichtet der Spezialist für ökonomische Systembaulösungen ein dreigeschossiges Logistikgebäude sowie einen vierstöckigen Bürokomplex, die höchste Standards an nachhaltiges Bauen erfüllen. Eine Energiezentrale versorgt die Gebäude und steuert in weiterer Folge die Energieflüsse des gesamten Areals, das bis 2025 ganzheitlich revitalisiert und auf die Bedürfnisse der modernen Logistik ausgerichtet sein wird.

Rhomberg Sersa Rail Group: von Chamonix bis Sydney
Die EU hat 2021 zum Jahr der Schiene erklärt. Nicht nur in Europa treibt das weltweit tätige Joint Venture Rhomberg Sersa Rail Group mit Erfolg zahlreiche Projekte zum Ausbau des Schienenverkehrs voran. Beim Koralmtunnel, dem 33 Kilometer langen Herzstück der Kor­almbahn zwischen Graz und Klagenfurt, gewannen die ARGE-Partner PORR und Rhomberg Bahntechnik einen Folgeauftrag. Nach der Errichtung und Inbetriebnahme der Festen Fahrbahn werden die Bahntechnikspezialisten die bahntechnische Ausrüstung des Infrastrukturprojekts verantworten und ausführen.

Auf der bislang größten Eigenbaustelle ist Rhomberg somit von den Rohbauarbeiten bis zur Vollendung aktiv beteiligt. Das anteilige Auftragsvolumen liegt bei rund 110 Millionen Euro. In der benachbarten Schweiz schloss Sersa Schweiz die vorletzte Bauetappe der Zahnradbahnstrecke von Chamonix auf den Montenvers ab. Seit 2012 sind die Bahntechniker:innen abschnittsweise mit der Sanierung der Infrastruktur beschäftigt, der Projektabschluss steht 2022 bevor. Außerdem wurden die Schweizer Kolleg:innen von der SBB und der Zentralbahn in Luzern mit der Erneuerung des dortigen Güterbahnhofs betraut. Bis April 2022 sollen im Zuge der Einführung eines zweiten Gleises und der Instandsetzung bestehender Bahnanlagen unter anderem 35 Weichen eingebaut und 4.200 neue Gleismeter verlegt werden.

Nachhaltig etabliert hat sich die Bahntechnik-Sparte auch in Deutschland. Mit dem Bauunternehmen Züblin und der DB-Bahnbau-Gruppe erhielt Rhomberg den Zuschlag für einen Auftrag im Rahmen des Großprojekts „Stuttgart 21“ mit einer Investitionssumme von 142 Millionen Euro. Am neuen Bahnknoten Stuttgart sollen unter anderem 41 Kilometer Feste Fahrbahn, 72 Weichen und zwei Kreuzungen realisiert werden. Hervorzuheben sei laut Hubert Rhomberg speziell der Abschnitt zwischen dem Filder­tunnel und der Neckarquerung bei Wendlingen: „Da wir in einer anderen ARGE bereits die Feste Fahrbahn auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Wendlingen und Ulm verantworten, können wir den nahtlosen Anschluss der neuen Abschnitte sicherstellen.“In Großbritannien sicherte sich Rhomberg Sersa UK mit einer überzeugenden Vorplanung einen Auftrag zur Gleisabsenkung im Yarm-Tunnel auf der Bahnlinie zwischen Northallerton und Eaglescliffe. Und schließlich haben in Down Under RKR Engineering und Rhomberg Rail Australia im Auftrag der Eisenbahngesellschaft Sydney Trains ihre Expertise bei der Modernisierung des Bahnsteigs der Sydney Harbour Bridge unter Beweis gestellt.

Kreislaufwirtschaft: Wertstoff statt Abfall
Nicht nur sprichwörtlich ist im Ressourcen Center Rheintal alles auf Schiene. Dort wird derzeit ein Containerterminal gebaut, um Kies, Sand und andere Baumaterialien verstärkt über den eigenen Gleisanschluss zu transportieren. Schon jetzt werden 100.000 Tonnen jährlich mit der Bahn angeliefert, künftig werden es 250.000 Tonnen sein. Der LKW-Anteil wird von bislang 150.000 Tonnen auf nur mehr 20.000 Tonnen sinken. Das bedeutet an jedem Arbeitstag eine Einsparung von mindestens 25 Lastwagenfahrten.

Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen ist ein wesentlicher Teil der „Rhomberg-DNA“. Das große Ziel von Rhomberg ist es, den Stoffkreislauf in Vorarlberg so zu optimieren, dass kaum mehr Abfall, sondern vielmehr Wertstoff entsteht, so Hubert Rhomberg: „Neben der Fortführung des Steinbruchs investieren wir am Standort in Hohenems daher mehr als zwölf Millionen Euro in Aufbereitungsanlagen und Infrastruktur, um die wohnortnahe Versorgung im Land mit hochwertigen Ressourcen sicherzustellen.“ Weitere 13 Millionen Euro investiert die Rhomberg-Beteiligung MIGU-Asphalt auf ihrem Betriebsgelände in Lustenau. Bis zum März 2022 wird die bestehende Asphaltmischanlage abgerissen und völlig neu gebaut. Zudem entsteht ein neues Bürogebäude samt Lagerhalle und Werkstatt. Zukünftig wird das Unternehmen so einen deutlich höheren Anteil von Recyclingmaterial verarbeiten und bis zu 1.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen können.

Stolz ist Rhomberg vor allem auf die neue Nassaufbereitungsanlage, die voraussichtlich im Herbst 2022 auf dem Gelände des RCR in Betrieb gehen wird: „Dank dieser Anlage können wir fast jeden Aushub annehmen und so aufbereiten, dass kaum Material deponiert werden muss.“ Insgesamt 200.000 Tonnen Bodenaushub wird die Anlage – aktuell die wohl leistungsfähigste ihrer Art in Österreich – jedes Jahr waschen, trennen und wiederverwertbar machen. Echte Kreislaufwirtschaft rückt in greifbare Nähe.

Auf digitalen Pfaden in die Zukunft
Es sind zahlreiche Ideen, Initiativen und Projekte im gesamten Unternehmen, die das Gesamtbild von Rhomberg als Vorreiter in puncto Nachhaltigkeit, Innovation und Digitalisierung prägen. Und laufend kommen neue hinzu. So ist Rhomberg Sersa seit vergangenem Dezember Partner der Forschungseinrichtung EuroTube, die Möglichkeiten für ein nachhaltiges Hochgeschwindigkeits-Transportsystem erforscht und entwickelt. Mit Geschwindigkeiten von 1.000 km/h sollen Schienenfahrzeuge dann durch Vakuumröhren gleiten – und den Landverkehr revolutionieren. „Unser Beitrag wird sein, durch zielgenaue Optimierung unserer Feste-Fahrbahn-Technologie die Grundlage für dieses Zukunftsprojekt zu schaffen“, so Hubert Rhomberg.

Die digitale Baustelle ist für Rhomberg Sersa bereits Realität: In fünf Digitalisierungsprojekten mit Swisscom testen und planen die Bahnexperten gerade, wie der Bahnbau sicherer, wirtschaftlicher und effizienter gestaltet werden kann. Microsoft hat Swisscom für diese Kooperation kürzlich mit dem globalen „Internet of Things“-Partneraward ausgezeichnet. „Die ‚digitale Baustelle‘ konnte sich aus weltweit 4.400 Bewerbungen insgesamt in dieser Kategorie durchsetzen“, freut sich der Unternehmer über den Erfolg. „Das ist für uns eine tolle Bestätigung unserer Anstrengungen, innovative Technologien in der Praxis voranzutreiben, indem wir unser Bau-Know-how in eigene Hard- und Softwarelösungen einfließen lassen.“
Auf dem Weg zu einem modernen Technologieanbieter mit Fokus auf Bau und Bahn nimmt die Rhomberg Gruppe immer mehr Tempo auf. Um noch einen Gang zulegen zu können, wurde auch personell in den Bereich „Data Intelligence“ investiert. Ziel ist es, das Datenmanagement des Familienunternehmens zu analysieren, zu optimieren und damit die Basis für Prozess und Serviceexzellenz im operativen Geschäft zu schaffen und als drittes Standbein neue Geschäftsmodelle zu etablieren. (VM)

INFO-BOX
Über die Rhomberg-Gruppe
Die Rhomberg-Gruppe ist neben den Bereichen Bau und Ressourcen auch im Bereich Bahn tätig. Das 1886 gegründete Familienunternehmen in vierter Generation beschäftigt aktuell rund 2.800 Mit­ar­beiter:innen und unterhält Standorte und Tochterunternehmen in Österreich, der Schweiz, Deutschland, den Niederlanden, Australien, Kanada und Großbritannien. Das Head Office ist in der Mariahilfstraße 29, 6900 Bregenz.

www.rhomberg.com