Alpaslan Deliloglu, Country Manager für IKEA in Österreich, im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 11, DEZEMBER 2020/JÄNNER 2021
»Tun Sie das, was Sie wirklich gerne tun, lieben Sie das, was Sie tun, und seien Sie engagiert bei dem, was Sie tun. Und haben Sie Interesse am Lernen!« © IKEA/Kurt Keinrath

Lernen, lieben & die Welt verbessern: Das Thema Nachhaltigkeit steht für Alpaslan Deliloglu, Country Manager bei IKEA, ganz oben auf der Agenda.

Mehr als vier Jahrzehnte ist es her, da sah man zum ersten Mal jene vier Großbuchstaben an einem Gebäude in Österreich, die aus Schweden heraus den Möbelmarkt revolutioniert haben: IKEA. Heute erwarten 3.200 IKEA-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Kunden und ihre Einrichtungsträume in den sieben Einrichtungshäusern des Landes.

Nicht ganz so lange gehört auch Alpaslan Deliloglu, der vor ziemlich genau einem Jahr zum Country Manager für Österreich berufen wurde, zur blau-gelben Familie. 2004 startete das Einrichtungshaus in seinem Heimatland Türkei und der heute 44-Jährige war von Anfang an als einer der ersten Mitarbeiter an Bord. Deliloglu betätigte sich unter anderem als Store Manager in Istanbul, und mit nur 37 Jahren wurde er zum Commercial Director für die gesamte Türkei ernannt. Bevor er nach Österreich kam, war er vier Jahre lang stellvertretender Country Manager von IKEA Schweiz.

Dabei hatte er sich seine Karriere ursprünglich ganz anders vorgestellt: Als das zweitälteste von sechs Kindern, aus einer kleinen Stadt im Südosten der ­Türkei stammend, war es sein Berufswunsch, Diplomat zu werden. Mit fünf Jahren übersiedelte er mit seiner Familie nach Izmir, für die Universität ging er dann nach Kirikkale nahe Ankara. Um sein Studium – internationale Beziehungen, Politik und Wirtschaft – zu finanzieren, begann er, nebenbei in einer Supermarktkette den Bereich Merchandising aufzubauen, und blieb dem Handel schließlich ganz treu. „Noch bevor ich meine Ausbildung beendet hatte, wurde ich stellvertretender Manager in einer der größten Lebensmittelketten der Türkei“, erinnert sich Deliloglu.

Dort erlebte er auch einen der größten beruflichen Wendepunkte seiner Laufbahn. Er war gerade in einem Talentprogramm und es gab einen langfristigen Plan, um im Unternehmen zu wachsen. „Alles lief ziemlich gut, als ich einen Anruf von IKEA bekam. Ich war beeindruckt von den Menschen und der Unternehmenskultur. Ich entschied mich, meinen Job zu wechseln – etwas, das ich nicht geplant hatte. Wenn ich das Vorstellungsgespräch nicht gehabt hätte, würde jetzt alles ganz anders aussehen.“
Zum persönlichen Erfolgsrezept von Alpaslan Deliloglu gehört neben Engagement eben auch eine Prise glücklicher Zufall. Er ist sich dessen bewusst, ruht sich darauf aber nicht aus: „Ich habe Glück. Aber Erfolg ist eine nie endende Reise, also bin ich immer engagiert. Ich tue Dinge, die ich liebe, und liebe die Dinge, die ich tue. Ich gebe nie auf, konzentriere mich auf Chancen, die mir helfen, auf der Linie zu bleiben. Ich lerne ständig dazu. Und ich denke, das war’s: Tun Sie das, was Sie wirklich gerne tun, lieben Sie das, was Sie tun, und seien Sie engagiert bei dem, was Sie tun. Und haben Sie Interesse am Lernen!“

Nachhaltigkeit ist für ihn, der in „Personalunion“ zugleich Chief Sustainability Officer des Unternehmens ist, ein zentraler Punkt seines Schaffens. Das stellt er immer wieder unter Beweis, zuletzt auch im Rahmen der Dachgleiche des einzigartigen City-IKEA-Projekts beim Wiener Westbahnhof, wo nicht nur Bienenstöcke auf der Dachterrasse geplant sind, sondern für das auch die Vogelhäuser und Nester vom vorigen Gebäude gerettet wurden. Auch sie sollen beim neuen, zentral gelegenen IKEA wieder ihren Platz finden, wenn er kommenden August eröffnet wird. „Ich bin glücklich, dass ich die Möglichkeit habe, das Leben vieler Menschen zu beeinflussen, indem ich ein verantwortungsvolles Unternehmen führe. Es gibt mir die Möglichkeit, einen Unterschied für das Geschäft und für die Menschen zu machen.“

Da passt es sehr gut, dass zu den Unternehmenswerten auch eine „People and Planet Positive“-Vision zählt, die Deliloglu zu hundert Prozent unterstützt: „Ich stehe persönlich dafür und möchte die Welt zu einem besseren Ort machen. Dazu gehört natürlich auch, Verantwortung zu übernehmen. Ein weiterer wichtiger Wert in unserem Unternehmen ist, ‚Erneuern und Verbessern‘. Das ist gut umgesetzt, wir verbessern uns ständig, wir sind bereit, neue Dinge zu tun, Wege zu finden, es besser zu machen als bisher.“

Was viele für miteinander unvereinbar halten, bringt er zusammen, nämlich harte Kennzahlen und eine bessere Zukunft für alle. Der erfahrene Manager drückt das folgendermaßen aus: „Wir sind eine zielgerichtete Marke. Unser Ziel ist es, das tägliche Leben vieler Menschen besser zu machen. Aber dabei muss unser Geschäft wachsen, um diese Mission zu erreichen. Es ist verständlich, dass wir kontinuierlich für beides arbeiten – die Menschen und den gesellschaftlichen Bedarf. So kann ein Unternehmen wachsen. Denn ein gutes Geschäft ist ein gutes Geschäft.“
Wie Deliloglu seinen Führungsstil einschätzt? „Anspruchsvoll, aber unterstützend und befähigend. Ich bin eine integrative Führungskraft. Ich fordere die Menschen und die Organisation heraus, sich zu engagieren, Verantwortung zu übernehmen, und ich bin bereit, Verantwortung zu geben.“

Auch er selbst wird durch seinen Beruf gefordert. Bleibt da noch Raum für ein erfülltes Privatleben? „In der Tat habe ich immer noch Hobbys, auch wenn ich nicht so viel Zeit dafür habe. Also versuche ich, meine Familienzeit mit meinen Hobbys zu kombinieren und etwas zu finden, das meine ganze Familie gerne macht. Zum Beispiel Skifahren – das liebe ich wirklich. Ich spiele auch Tennis mit meinem Sohn. Und ich werde anfangen, Klavierspielen zu lernen, zusammen mit meinem Sohn.“
Zum Abschluss gibt uns Alpaslan Deliloglu noch eine kleine Weisheit aus seinem persönlichen Fundus mit auf den Weg: „Nichts ist Zufall, weder Erfolg noch Misserfolg – aus beidem zu lernen, sichert zukünftigen Erfolg.“ (RNF)


12 FRAGEN AN ALPASLAN DELILOGLU

Was wollten Sie als Kind werden?
Als Kind wollte ich ein Superheld werden, insbesondere Spiderman. Als ich älter ­wurde, wollte ich Diplomat werden.

Was bedeutet Glück für Sie?
Mit Menschen, die ich liebe, an einem Tisch zu sitzen!

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Ich lese viel Fiction, zum Beispiel Jo Nesbo, Wilbur Smith. In letzter Zeit habe ich Atomic Habits von James Clear gelesen.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Ein Optimist – jemand, der zukunftsorientiert ist, ­positiv denkt, der mich inspiriert.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Tun Sie, was Sie lieben und lieben Sie, was Sie tun.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Elon Musk! Ich bin neugierig, wie er denkt.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Ich habe viele Erfolgsgeschichten, wofür ich sehr dankbar bin. Der bisher größte Erfolg ist dieses letzte Jahr in Österreich: Die größte Krise unserer Zeit zu überstehen und nach acht Wochen Schließung bei IKEA unsere Ziele zu erreichen. Das konnten wir nur als Team erreichen. Das war unglaublich.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?
Ich habe und mache immer noch eine Menge ­verrückter Sachen, wie Fallschirmspringen.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Letzten Samstag tanzte ich mit der ganzen Familie vor dem Fernseher zu verschiedenen Arten von Musik. Wenn ich alleine bin, höre ich mir sehr oft Talkshows an. Mein aktueller Favorit ist Trevor Noah.

Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Heliskiing. Es ist ein bisschen gefährlich und ich muss vorher meine Skikenntnisse verbessern.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Meine Familie. Ich bin glücklich verheiratet, habe zwei Kinder und mache das, was ich liebe – eine tolle Motivation für jeden Tag.

Wenn Sie ein Tier sein könnten, welches wären Sie dann und warum?
Ein Löwe. Ich liebe seine Coolness und Gelassenheit, obwohl er auch gefährlich sein kann.


ZUR PERSON
Mit Kind, Kegel & IKEA auf Achse
Alpaslan Deliloglu ist das zweitälteste von sechs Kindern und stammt aus einer kleinen Stadt im Südosten der Türkei. Später übersiedelte die Familie nach Izmir, das Studium verschlug ihn nach Kirikkale. ­Seine Laufbahn startete er während des Studiums bei einer Supermarktkette. 2004 wechselte Deliloglu zu IKEA und arbeitete lange in Istanbul, bevor er für das Unternehmen in die Schweiz ging. Seit Ende 2019 ist er als Country Manager für IKEA in Österreich tätig. Seine Frau und seine beiden Kinder begleiteten ihn nach Wien.