Österreichs Unternehmer sind sich der Bedrohungen aus dem Internet bewusst. © Fotolia/ra2 studio
Von Cyberbedrohungen bis hin zur Berufsunfähigkeit: Risiken für Unternehmer und ihren Betrieb lauern vielerorts ...
... Vor welchen Gefahren sich Selbstständige schützen können und welche Risiken sie gerne vernachlässigen.
Es passiert so schnell: Ein Klick auf ein E-Mail mit hinterhältigem Anhang und ein Virus infiziert das ganze IT-System. Oder ein unbedachter Schritt im Stiegenhaus sorgt dafür, dass das Handgelenk die nächsten Wochen Gips trägt. Was für Privatpersonen ärgerlich ist, stellt Selbstständige vor ganz andere Herausforderungen. Immerhin steht der Fortbestand des Betriebs an erster Stelle. Ausfälle, seien sie technischer Natur oder gesundheitlich bedingt, gefährden ihn. Vieles steht im Fall einer Betriebsunterbrechung auf dem Spiel: die eigene Existenz, die der Familie und der Mitarbeiter. Auf dem Weg zum beruflichen Erfolg lauern zahlreiche Gefahren. Spannend ist jedoch, dass viele Unternehmer manche Risiken als gefährlicher betrachten und andere wiederum ausblenden und nur wenig bis keine Vorsorge treffen.
Cyberbedrohungen: Das erkannte Risiko
Kaum ein Betrieb kommt heute im Daily Business noch ohne Internetnutzung aus. Kein Wunder also, dass Viren, Hackerangriffe und Ausfälle der IT in einem Unternehmen größtmöglichen Schaden anrichten können. Die digitale Revolution nimmt immer dynamischere Züge an. Mit der großflächigen Umstellung auf elektronische Prozesse entstehen in den Unternehmen zwangsläufig mehr Angriffsflächen für Datendiebstahl und -manipulation. Wer hier nicht abgesichert ist, hat schnell das Nachsehen. Jährlich registriert das österreichische Bundeskriminalamt rund 10.000 Cyberkriminalitätsfälle. Die schlechte und gute Nachricht zugleich: Österreichs kleine und mittlere Betriebe stehen besonders oft im Fokus der Angriffe – die Unternehmer sind sich der Bedrohungen aus dem Internet aber immerhin bewusst, wie eine weltweite Studie der Zurich Insurance Group ergab: Nur drei Prozent der befragten Unternehmer haben noch nicht darüber nachgedacht, ob sie Opfer eines Cyberangriffs werden könnten. Für 27 Prozent aller Befragten liegt das Hauptrisiko in einer Betriebsunterbrechung, etwa dem Ausfall der Website oder Schäden durch einen Computervirus. Ebenso ausgeprägt bei österreichischen KMU ist die Sorge um Kundendaten. Daher steht hier das Thema Absicherung im Fokus. „Immer mehr österreichische Klein- und Mittelbetriebe setzen auf das Internet als Vertriebskanal und sind sich der Risiken, die damit in Zusammenhang stehen, bewusst. Im Sinne der Vorsorge und Absicherung ist es daher empfehlenswert, für den Fall einer Betriebsunterbrechung Vorkehrungen zu treffen. Einerseits sollten Unternehmen bereits beim Errichten und Betrieb ihres Webshops auf neue Technologien setzen und sorgsam mit Daten umgehen. Andererseits ist es auch sinnvoll, eine entsprechende Versicherung für Betriebsunterbrechungen abzuschließen, um im Falle des Falles Verluste ersetzt zu bekommen“, erklärt Kurt Möller, Mitglied des Vorstandes und verantwortlich für Produktentwicklung und Underwriting bei Zurich in Österreich. „Darüber hinaus kann eine gewerbliche Rechtsschutzversicherung zur Abwehr von rechtlichen Ansprüchen eine gute Ergänzung sein.“
Berufsunfähigkeit weiterhin unterschätzt
Während sich Österreichs Unternehmer der wachsenden Gefahren aus dem Internet bewusst sind, scheint das Thema Berufsunfähigkeit ein zu abstraktes Szenario für sie darzustellen. Sie fühlen sich persönlich nicht gefährdet, kennen die Ursachen nicht und sind daher auch nicht ausreichend über die Möglichkeiten der Vorsorge informiert. Dass Aufklärung notwendig ist, zeigt sich, wenn nach den Gründen für eine fehlende Absicherung gefragt wird: 53 Prozent der Befragten einer aktuellen Continentale-Studie geben an, sie hätten sich noch nicht über das Thema informiert; 35 Prozent sagen, sie hätten noch keine geeignete Beratung gefunden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass vieles rund um das komplexe Thema Berufsunfähigkeit nicht bekannt ist. So wissen lediglich 60 Prozent, dass ein Schutz durch den Gesetzgeber nur besteht, wenn keinerlei berufliche Tätigkeit mehr ausgeübt werden kann.
Einmal selbst berufsunfähig zu werden, halten nämlich nur acht Prozent der Berufstätigen für wahrscheinlich. Die Realität sieht anders aus: Nach Angaben des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger wurden im Jahr 2015 mehr als 50.000 Anträge auf Zuerkennung einer Invaliditätspension gestellt. Etwa jeder zweite Neubezieher der Pension ist nicht einmal Mitte 50.
Warum meinen die meisten Befragten, „das betrifft mich nicht“? Offensichtlich, weil sie ein falsches Bild von Berufsunfähigkeit haben. Für eine große Gefahr halten sie Unfälle (35 Prozent), gefolgt von Rückenleiden (31 Prozent). Nur 22 Prozent nennen psychische Erkrankungen als Auslöser. Tatsächlich sind diese die Hauptursache für den Verlust der Arbeitskraft.
Fehleinschätzungen führen zur falschen Vorsorge
Da die Befragten die wesentlichen Ursachen für Berufsunfähigkeit nicht kennen, sorgen sie nicht richtig vor. Als sinnvolle Vorsorgemöglichkeit wird am häufigsten mit 83 Prozent die Unfallversicherung und mit 70 Prozent der Immobilienerwerb genannt. Erst an dritter Stelle folgt mit 66 Prozent die Berufsunfähigkeitsversicherung. Doch ebenfalls mindestens 60 Prozent der Befragten halten auch die Lebensversicherung, die Krankenzusatzversicherung und das Sparen für geeignet. Dr. Helmut Hofmeier, Leben-Vorstand im Continentale Versicherungsverbund, meint dazu: „Die Berufsunfähigkeitsversicherung nimmt keine herausragende Rolle ein, obwohl sie die einzige sinnvolle Vorsorgeform darstellt.“
Neue Bedrohung: Angst vor Zerfall der Euro-Zone
Auch die Allianz Versicherung führt jährlich eine Umfrage zu den Unternehmerrisiken durch und reiht sie in ihrem Risk-Barometer. Heuer rücken erstmalig „Rechtliche Veränderungen“ (Platz 8) sowie der „Zerfall der Euro-Zone“ (Platz 9) in die österreichischen Top 10 der Risiken vor. Das zeigt, dass die Besorgnis über politische, rechtliche und regulatorische Entwicklungen österreichweit zunimmt.
Cyber- und IT-Vorfälle, darunter fallen Computerviren, Hackerangriffe, Datenschutzverstöße, aber auch technisches Versagen, rückten in der Allianz-Risk-Umfrage gleich um mehrere Plätze nach oben – vom fünften Platz 2016 auf den zweiten Platz (zusammen mit Naturkatastrophen und Neuen Technologien). „Internationale Trends wie die Gefahr von Cyberangriffen sind mittlerweile auch in österreichischen Unternehmen endgültig angekommen. Zudem sehen sich die Betriebe mit einer immer größer werdenden Anzahl an Risiken konfrontiert“, kommentiert Dr. Johann Oswald, Vorstand der Allianz-Gruppe in Österreich, die Ergebnisse der bereits zum sechsten Mal in 55 Ländern durchgeführten Allianz-Umfrage zu den Top-Unternehmensrisiken. (MW)