Die baltischen Staaten sehen sich gut gerüstet für die in zwei Wochen geplante infrastrukturelle Anbindung ihres Stromnetzes an Westeuropa. "Wir sind auf allen Ebenen bereit, die Synchronisierung zu vollenden", sagte der lettische Klima- und Energieminister Kaspars Melnis nach einem Treffen in Riga mit seinem für Energie zuständigen litauischen Amtskollegen Zygimantas Vaiciunas und Amtskollegin Yoko Alender aus Estland. "Alles läuft nach Plan."
Estland, Lettland und Litauen planen, sich am 8. Februar aus dem gemeinsamen, synchron geschalteten Stromnetz mit Russland und Belarus zu lösen, dem sie aus historischen Gründen seit Sowjetzeiten angehören. Das ist geopolitisch für die Balten sehr bedeutend. Mit der Abkopplung vom sogenannten BRELL-Ringsystems wollen die drei EU- und NATO-Staaten die volle Kontrolle über ihre Stromnetze wiedererlangen und die Energiesicherheit stärken, nachdem sie vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine ihre Stromimporte aus Russland bereits eingestellt haben.
"Historisches Projekt"
Vaiciunas sprach von einem "historischen Projekt", das darauf abziele, dass Energie nicht als Waffe gegen die noch am Netz der beiden Nachbarländer im Osten hängenden Ostseestaaten eingesetzt werden kann. Auch Alender betonte, die Synchronisierung mit dem europäischen Frequenzbereich diene dazu, das baltische Energiesystem vollständig sicher und unabhängig von russischer Kontrolle zu machen. "Wir wollen, dass Strom nur zwischen Partnern hin- und her fließt, denen man vollkommen vertrauen kann", sagte sie.
Alle drei Minister betonten, dass die Sicherheitsmaßnahmen für die Stromnetze und andere kritische Energie-Infrastruktur im Vorfeld der Synchronisierung verstärkt worden sei. Auch seien die beteiligten Parteien auf alle möglichen Szenarien vorbereitet.
Höhere Wachsamkeit nach Kabelschäden
In den baltischen Staaten herrscht erhöhte Wachsamkeit, nachdem es in den vergangenen Monaten wiederholt zu Vorfällen gekommen war, bei denen Leitungen und Kabel in der Ostsee beschädigt wurden. Bisher gebe es aber keine Hinweise auf mögliche Störversuche bei der Abkopplung, sagte Melnis. Der Netzwechsel soll nach Angaben der Energieminister so vorgenommen werden, dass er sich für Stromverbraucher unbemerkt vollzieht. Auch dürfte er nach ihrer Einschätzung keine nennenswerten Auswirkungen auf die Strompreise haben, betonten sie einhellig.
(APA)