Bitcoin knackte ein Allzeithoch nach dem anderen © APA - Austria Presse Agentur
Gut 16 Jahre nach der Gründung des Bitcoin hat die Kryptowährung erstmals die Schwelle von 100.000 US-Dollar überwunden. Die älteste und bekannteste Digitalwährung kletterte in der Nacht auf Donnerstag stark nach oben und knackte ein Allzeithoch nach dem anderen. Zwischenzeitlich stand der Kurs bei 103.253 US-Dollar. Vor allem seit den US-Präsidentschaftswahlen am 4. November legte der Bitcoin enorm zu.
Bitcoin-Boom dank Donald Trump
Die Investoren versprechen sich, dass der Wahlsieger Donald Trump eine kryptofreundliche Regulierung umsetzen wird. Die Party-Stimmung der Krypto-Szene wurde durch die Ankündigung von Trump angeheizt, den Krypto-Befürworter Paul Atkins zu seinem Wunschkandidaten als Chef der mächtigen US-Börsenaufsicht SEC zu machen. Der bisherige SEC-Vorsitzende Gary Gensler war dagegen für seinen harten Kurs gegenüber Digital-Währungen bekannt. Gensler hatte am 21. November angekündigt, mit dem Einzug Donald Trumps ins Weiße Haus im Jänner von seinem Posten zurücktreten.
Sollte Atkins tatsächlich SEC-Chef werden, rechnen Experten damit, dass weitere Krypto-ETFs zugelassen werden. Bisher gibt es nur Bitcoin und Ether als ETFs in den USA. Die Abkürzung ETF steht für Exchange Traded Funds, übersetzt also börsengehandelter Indexfonds. Von den Spekulationen profitierten auch kleinere Kryptowährungen, sogenannte Altcoins.
Nach dem Abtritt von Gensler hoffen viele Kryptoanleger nicht nur auf eine laxere Aufsicht, sondern wetten darauf, dass die neue US-Regierung unter Trump ein Gegengewicht zur staatlichen Gold-Reserve in Bitcoin anlegen wird. Die USA besitzen über 8.100 Tonnen des Edelmetalls im Wert von rund 670 Mrd. US-Dollar und sind damit der größte bekannte Goldinvestor der Welt.
Bitpanda: "Echter Wendepunkt"
Einen "echten Wendepunkt" ortet der Deputy-CEO der österreichischen Kryptoplattform Bitpanda, Lukas Enzersdorfer-Konrad. "Die positiven Entwicklungen der letzten Jahre wie die zunehmende Adoption im Retailbereich, die Regulierung der Kryptomärkte in Europa, die Zinssenkungen der Zentralbanken und die Integration von Krypto ins traditionelle Finanzsystem und Portfolio vieler Banken entfalten jetzt ihre volle Wirkung", kommentierte er den Meilenstein am Donnerstag in einer Aussendung. Mit Atkins als neuem SEC-Chef sieht er auch weiterhin beste Voraussetzungen für den Kryptomarkt.
Zocken auf den Bitcoin-Kurs
Zum jüngsten Kursanstieg trug auch die Tatsache bei, dass nach den Zulassungen von Bitcoin-ETFs in den USA Anfang Jänner nun auch möglich ist, Bitcoin-Optionen zu handeln, also auf den weiteren Kursverlauf zu wetten. Damit können sich insbesondere größere Investoren beim Einstieg in den Bitcoin gegen fallende Kurse absichern.
Dafür benutzt man typischerweise sogenannte Put-Optionen, schließt also für kleines Geld eine Wette auf sinkende Kurse ab. Das ist seit diesem Mittwoch möglich. Zudem können Wetten auf steigende Kurse, sogenannte Call-Optionen, als weiteres Vehikel dafür verwendet werden, um mit noch höherem Risiko auf höhere Bitcoin-Preise zu wetten.
"Bitcoin ist Spekulationsobjekt"
Verbraucherschützer warnen dennoch davor, sich vom Kryptofieber anstecken zu lassen. Ob sich der Bitcoin, Varianten davon oder andere Kryptowährungen mittelfristig als Alternative zu herkömmlichen Geldsystemen durchsetzen, könne niemand seriös vorhersagen, heißt es bei der deutschen Verbraucherzentrale. "Die Entwicklung der letzten Jahre ging immer mehr weg von der Idee eines alternativen Zahlungsmittels und hin zu einem Spekulationsobjekt."
Verbraucherschützer sehen mehrere Risiken. "Hier sind insbesondere die massiven Kursschwankungen bis hin zum Totalverlust und die fehlenden Sicherungssysteme zu nennen." Deshalb sei der Bitcoin als Geldanlage für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht zu empfehlen.