DHL will Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen abwickeln © APA - Austria Presse Agentur

Der Logistikriese DHL reagiert mit einem drastischen Stellenabbau in Deutschland auf einen Gewinneinbruch im vergangenen Jahr. Im Geschäft mit Briefen musste der Konzern 2024 erneut deutliche Abstriche machen, die Sendungsmengen sanken weiter. Konzernchef Tobias Meyer setzt nun den Rotstift an: Etwa 8.000 der rund 190.000 Stellen in der Sparte Post&Paket Deutschland sollen wegfallen, wie DHL am Donnerstag mitteilte. DHL will dabei ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen.

Insgesamt will Meyer über 1 Mrd. Euro einsparen. Eine Trennung vom kriselnden Briefgeschäft sei nicht geplant, sagte Meyer zu Reuters: "Ich möchte, dass Post&Paket Deutschland im Portfolio des Konzerns verbleibt."

Im vergangenen Jahr schrumpfte der operative Gewinn (EBIT) um 7,2 Prozent auf rund 5,9 Mrd. Euro. DHL schnitt damit etwas besser ab als von Analysten erwartet, dank eines Schlussspurts im wichtigen Weihnachtsquartal. Die Dividende für 2024 will Meyer stabil bei 1,85 Euro je Aktie halten. Das 2022 gestartete Aktienrückkaufprogramm soll um 2 Mrd. Euro auf bis zu 6 Mrd. Euro aufgestockt und bis zum Jahr 2026 verlängert werden. In diesem Jahr erwarten die Bonner nun einen operativen Gewinn (EBIT) von 6 Mrd. Euro oder mehr. Die Prognose berücksichtige aber nicht die potenziellen Effekte aus Änderungen in der Zoll- und Handelspolitik.

Der operative Gewinn (EBIT) in der Post&Paket-Sparte in Deutschland ging trotz eines wachsenden Paketgeschäfts zurück - denn die Sendungsmengen beim Brief sanken erneut. Er brach um 5,6 Prozent auf 821 Mio. Euro ein.

Im Briefgeschäft hatte der Bonner Konzern eigentlich auf deutliche Preiserhöhungen gepocht, um die Modernisierung und den ökologischen Umbau der Zustellung besser finanzieren zu können. Den Preis für das Massenprodukt Standardbrief konnte DHL mit der Genehmigung des Regulierers Bundesnetzagentur zum 1. Jänner von 85 auf 95 Cent erhöhen - die Bonner hatten aber mehr Spielraum für höhere Preise gefordert und die Bundesnetzagentur kritisiert.

"Der Stellenabbau soll über natürliche Fluktuation erfolgen", sagte Meyer in einem Reuters-Interview. Ein Treiber für den Abbau sei der in dieser Woche mit der Gewerkschaft Verdi vereinbarte Tarifabschluss für die Sparte, der eine Erhöhung der Löhne um 5 Prozent sowie mehr Urlaub vorsieht. Die Übereinkunft erhöhe den Kostendruck, sagte Meyer: "Dieser Tarifvertrag belastet uns bis Ende 2026 mit rund 360 Mio. Euro." Dies geschehe in einem Marktumfeld, "in dem wir einen deutlich beschleunigten Rückgang der Briefmengen haben". Auf der anderen Seite reiche die Anfang des Jahres in Kraft getretene Portoerhöhung nicht aus. Die Sparte leide unter "regulatorisch herausfordernden Rahmenbedingungen" sowie "einer relativ schwachen Konjunktur".

Meyer verteidigte das Sparprogramm auch mit Blick auf die Aufstockung des laufenden Programms zum Rückkauf eigener Aktien um 2 Mrd. Euro. "Post&Paket Deutschland leistet keinen Beitrag zur Dividende und keinen Beitrag zu den Aktienrückkäufen", unterstrich Meyer. Diese Mittel würden ausschließlich von den anderen DHL-Sparten erwirtschaftet.

DHL steht mit seinen Problemen in der Branche nicht allein. Nach den Corona-Jahren mit dem Boom im Online-Handel und immer neuen Umsatz-und Gewinnrekorden setzt der lahmende Welthandel den Logistik-Konzernen zu. Auch die trübe Konsumstimmung lastet auf den Konzernen. Nun müssen sie sich auch noch mit den Folgen der US-Schutzzölle für den Welthandel auseinandersetzen. Der weltgrößte Paketlieferdienst UPS hatte im Jänner einen Umsatzrückgang für 2025 in Aussicht gestellt. Der europäische Konkurrent PostNL wurde zuletzt durch sinkende Briefmengen und ein lahmendes Paketgeschäft belastet. Der Logistikriese Kühne+Nagel verbuchte 2024 einen Gewinneinbruch. Der Konzern rechnet damit, dass der Logistik- und Zollabfertigungsaufwand vor allem an den US-Grenzen kurz- und mittelfristig steigen wird.