Deutschland ist der wichtigste Exportmarkt für österreichische Firmen © APA - Austria Presse Agentur

Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal dank steigender Konsumausgaben überraschend gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Juli bis September um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Dabei nahmen "vor allem die staatlichen und die privaten Konsumausgaben zu", hieß es. Deutschland ist der wichtigste Exportmarkt für österreichische Unternehmen.

Befragte Ökonomen hatten mit einem BIP-Rückgang von 0,1 Prozent gerechnet. Im zweiten Quartal war die Wirtschaft dagegen mit minus 0,3 (bisher: minus 0,1) Prozent stärker geschrumpft als zunächst angenommen. Zwei Minus-Quartale in Folge hätten eine technische Rezession bedeutet.

"Unter der Last vieler Strukturschwächen sendet die Wirtschaft ein Lebenszeichen", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. "Danke an die Konsumenten, die etwas aus der Deckung gekommen sind." Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer erwartet aber trotzdem ein schwieriges Winterhalbjahr. "Danach dürfte es wegen der Hiobsbotschaften aus der wichtigen Autoindustrie und der jahrelangen Erosion der Standortqualität nur zögerlich nach oben gehen", warnte er.

Im Vergleich zu anderen großen Euro-Ländern schnitt Deutschland im Sommer schlechter ab. Frankreich schaffte mit 0,4 Prozent ein doppelt so starkes Wachstum, beflügelt auch durch die Olympischen Spiele in Paris. Spanien kam wegen des boomenden Tourismus sogar auf ein Plus von 0,8 Prozent.

Zuletzt hatte es einen kleinen Hoffnungsschimmer für die deutsche Konjunktur gegeben: Der Ifo-Geschäftsklimaindex - der wichtigste Frühindikator für die deutsche Wirtschaft - stieg im Oktober nach zuvor vier Rückgängen in Folge erstmals wieder. "Die deutsche Wirtschaft konnte den Sinkflug vorerst stoppen", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Die Deutsche Bundesbank geht allerdings nicht davon aus, dass sich Europas größte Volkswirtschaft am Jahresende aus der hartnäckigen Konjunkturflaute befreien kann. "Im vierten Quartal könnte die wirtschaftliche Aktivität aus heutiger Sicht in etwa stagnieren", heißt es im aktuellen Monatsbericht. "Auch wenn für die deutsche Wirtschaft derzeit weiterhin keine Rezession im Sinne eines deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgangs der Wirtschaftsleistung zu erwarten ist, steckt sie doch nach wie vor in der seit Mitte 2022 anhaltenden Schwächephase fest."

Der Internationale Währungsfonds (IWF) traut Deutschland heuer nur noch eine Stagnation zu. Für Österreich erwartet der IWF und die heimischen Wirtschaftsforscher Wifo und IHS einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,6 Prozent. Alle anderen großen Industrienationen schlagen sich besser. Der IWF verwies auf die anhaltende Schwäche der Industrie und Probleme auf dem Immobilienmarkt in Deutschland. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet nach ihrer Umfrage unter 25.000 Unternehmen damit, dass die größte Volkswirtschaft Europas im Wahljahr 2025 nur stagnieren wird.