Sonnenblumen unter Hitzestress (Symbolbild) © APA - Austria Presse Agentur
Die Hagelversicherung schätzt die Dürreschäden für die Landwirtschaft heuer nun auf 150 Mio. Euro. Mitte August hatte der Versicherer 100 Mio. Euro prognostiziert. Gemüsebauern in Österreich haben auch heuer mit extremen Wetterbedingungen zu kämpfen, die von Hagel über Überschwemmung bis zu Dürre reichten. Nach einem regenreichen Frühjahr herrsche nun "gravierende Trockenheit, die hohe Bewässerungskosten verursacht", so Landwirtschaftskammer-Chef Josef Moosbrugger zur APA.
"Aktuell beträgt der Gesamtschaden in der Landwirtschaft in Österreich (insgesamt, Anm.) 250 Mio. Euro, 150 Mio. Euro aufgrund der Dürre, 100 Mio. durch Frost, Hagel, Sturm und Überschwemmung", erklärte Hagelversicherung-Chef Kurt Weinberger am Dienstag in einer Aussendung. Die Landwirtschaft fast überall außer im Westen stehe "durch die historische Anzahl an Hitzetagen vielfach vor vertrockneten Feldern". Dürreschäden gibt es laut Hagelversicherung vor allem bei Mais, Sonnenblumen, Soja, Zuckerrüben und Grünland.
Die anhaltende Hitze und Niederschlagsdefizite beeinträchtigten den Gemüsebau im laufenden Jahr erheblich. Trotz Bewässerung leiden hitzeempfindliche Kulturen wie etwa Kohlgemüse stark unter Hitzestress, was laut Landwirtschaftskammer zu Ertragseinbußen von bis zu 80 Prozent führt. Bei Karotten, Zwiebeln und Zuckermais gibt es Mindererträge. Laut Landwirtschaftskämmerer Moosbrugger nehmen Schädlingsprobleme in der Hitze zu. Kritik an Pflanzenschutzmitteln in dieser Situation hält er für "unverständlich und populistisch".
In der Obstbausaison 2024 gab es Frostereignisse im April, die zu Ernteverlusten führten. Einige Betriebe hätten durch Frostschutzmaßnahmen Schäden begrenzen können, doch für viele seien die Investitionskosten zu hoch, hieß es von der Landwirtschaftskammer. Beim Apfel, der wichtigsten Kultur im österreichischen Obstbau, wird nur ein Drittel der normalen Ernte erwartet. In den letzten zehn Jahren gab es nur zwei normale Erntejahre.
Eine trockene Hitzeperiode ab Juli begünstigte die Getreideernte, schadete aber Herbstkulturen wie Mais, Zuckerrüben, Sojabohnen und Sonnenblumen, die teils schon jetzt mit schlechten Erträgen geerntet werden. Das volle Ausmaß der Schäden werde erst nach der Ernte sichtbar, sagte der Landwirtschaftskammer-Chef.
In ganz Österreich beklagen Bauern "schlafende" Zuckerrüben, die wegen Wassermangels nicht gewachsen sind. Die Trockenheit beeinträchtigt auch die Ernte 2025, da der bereits gesäte Raps Wasser zur Keimung benötigt. Ausbleibende Regenfälle verschärfen dies nun weiter.
Der trockene Hitzesommer 2024 bringt auch eine für Österreich verhältnismäßig geringe Weinerntemenge. Erwartet werden von der Landwirtschaftskammer rund 2 Mio. Hektoliter. Dauert die extreme Hitze und Trockenheit an, könnte es auch etwas weniger werden. Dafür werde aber eine sehr gute Qualität erwartet, sagte Weinbauverbandschef Johannes Schmuckenschlager am Dienstag. Die Durchschnittsernte der fünf Jahre davor betrug 2,41 Mio. Hektoliter.
Die Wissenschaftervereinigung Scientists4Future warnte im Zusammenhang mit der Hitze- und Trockenheitsproblematik vor einer weiter zunehmenden Bodenversiegelung. Studien prognostizierten eine Fruchtbarkeitsabnahme um 19 Prozent in ganz Österreich und um bis 50 Prozent im Osten des Landes. Die rund 150 Wissenschafter und Wissenschafterinnen forderten nun die Bevölkerung auf, gegen Bodenzerstörung aktiv zu werden, um die Ernährungssouveränität zu sichern, ging aus einer Aussendung hervor.