Debatte über eFuels geht weiter © APA - Austria Presse Agentur

Nachdem die ÖVP sich am Montag für die Weiterverwendung von Verbrennermotoren auch nach 2035 stark gemacht hat, rückte am Dienstag die eFuel-Lobby aus, um für synthetische Treibstoffe zu werben. Insbesondere sollte die EU "freundliche Rahmenbedingungen" für deren Import schaffen, fordert die eFuel Alliance Österreich in einer Aussendung.

"Damit das Risiko für internationale Investitionen in massentaugliche eFuel-Anlagen überschaubar wird, ist größtmögliche Rechts- und Planungssicherheit zu gewährleisten", schreibt Jürgen Roth, Obmann Energiehandel der WKO und Präsident der eFuel Alliance Österreich, in der Aussendung. Zahlreiche Investoren auf der ganzen Welt stünden mit eFuel-Produktionsanlagen in den Startlöchern, "können aber nicht loslegen, da ihnen niemand garantieren kann, dass ihre Produkte von den europäischen Behörden anerkannt werden".

Weniger überzeugt von eFuels ist Sigrid Stagl, Klimaökonomin an der Wirtschaftsuniversität Wien. Im Ö1-"Morgenjournal" sagte sie, synthetische Treibstoffe würden "gegen die Physik arbeiten". Bisher werde aus Kohlenwasserstoffen Strom hergestellt, der "die höchste Form der Energie" darstelle. "Und jetzt versucht man praktisch rückwärts zu fahren und aus grünem Strom Kohlenwasserstoffe herzustellen. Das ist so, als ob man gegen eine Einbahnstraße der Physik fahren würde." eFuels seien ineffizient und für den Klimawandel problematisch, weil man damit mehr Strom brauche als mit der effizientesten Technologie. Außerdem bleibe der Emissionsausstoß höher.

Roth kritisiert auch, dass für die politisch angekündigte Ausnahme vom Verbrenner-Aus für eFuels vorerst noch der Rechtsakt fehle. "Dieser Rechtsakt ist von der Kommission nach der Neuwahl ehestens dem neugewählten Parlament und dem Rat der Mitgliedstaaten vorzulegen, damit endlich Klarheit besteht", so Jürgen Roth. Aus Sicht der eFuel Alliance wird Europa auf Energieimporte angewiesen bleiben und eFuels seien dafür eine geeignete Alternative. Um sie zu fördern sollte die EU jede nicht-fossile Beimischung zu Treibstoffen steuerlich begünstigt werden. Erlöse aus dem Emissionshandel und den Klimazöllen sollen auch für eFuels verwendet werden.

Stagl hingegen ist der Ansicht, dass die Zeit der Technologieoffenheit, also des Ausprobierens, welche Technologie am besten geeignet ist, vorbei sei. Nun müsse man mit einer "proaktiven Industriepolitik" rasch handeln. Unternehmen, die derzeit noch Verbrenner-Motoren herstellen, müssten mit klaren Vorgaben, aber auch finanzieller Unterstützung, geholfen werden, damit sie ihre Produktionsstätten umstellen. Das gelte auch für ganze Regionen, mit einer starken Verbrenner-Produktion.

Das größte Hemmnis für eine rasche Umstellung sei, "dass man hin und her wobbelt, dass man nicht einen klaren Weg vorgibt". Ganz schlecht wäre es, einmal mit dem Green Deal Ziele vorzugeben und dann diese teilweise wieder zurück zu nehmen. "Das ist für ökonomische Akteure und Akteurinnen sehr schwierig, denn sie brauchen eine klare Zielvorgabe". Wenn man immer die Ziele ein bisschen aufweiche, wieder zurückrudere, erhöht das die volkswirtschaftlichen Kosten.