Derzeit steht die Produktion still © APA - Austria Presse Agentur

Am Landesgericht Ried im Innkreis entscheidet sich am Dienstag die Zukunft des insolventen Motorradherstellers KTM AG. Die Gläubiger stimmen über den Sanierungsplan ab, der ihnen eine 30-prozentige Barquote in Aussicht stellt. Die Höhe der Forderungen liegt bei rund 2,25 Mrd. Euro, wovon gut 2 Mio. anerkannt sind. Insolvenzverwalter Peter Vogl bestätigte am Montag, dass es interessierte strategische Investoren gebe, wollte aber zu Gerüchten um einen BMW-Einstieg nichts sagen.

"Ich kann bestätigen, dass es internationale strategische Investoren gibt, die Interesse an der erfolgreichen Weiterführung von KTM haben. Diese Investoren legen großen Wert auf eine gesicherte Vertraulichkeit der Verhandlungen", daher bitte er um Verständnis, nicht weiter ins Detail gehen zu können, so Vogl in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA.

Gerüchte um BMW-Einstieg

Hintergrund ist ein Bericht der Zeitung "Österreich": Sie brachte am Montag BMW Motorrad als Investor ins Spiel. BMW wolle demnach die Marke KTM kaufen und fortführen, heißt es in dem Artikel. Allerdings wolle man die Forschung und Entwicklung nach Deutschland und die Produktion nach Indien verlegen sowie alle Mitarbeitenden in Österreich kündigen.

Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger, der in dem Artikel als Befürworter dieses Plans genannt wird, wies am Montag am Rande einer Pressekonferenz in Linz zurück, dies zu unterstützen. Als Bank der Wirtschaft und Industrie werde man nur Vorhaben unterstützen, die einer Stärkung des Standorts dienen würden. Vonseiten BMW hieß es zur APA "kein Kommentar". Auch Vogl hatte bereits im Vorfeld betont, dass "kein strategischer Investor ohne den Standort Innviertel auskommen wird".

Sanierung noch nicht in trockenen Tüchern

Zuerst müssen die Gläubiger aber dem Sanierungsplan zustimmen. Das Geld aus der Quote soll bis Ende Mai ausbezahlt werden. Würde der Sanierungsplan aber abgelehnt, wären ein Konkurs und vermutlich die Zerschlagung die Folge, warnte Vogl im Vorfeld. Er prognostiziert für diesen Fall eine Zerschlagungsquote von lediglich 14,9 Prozent. Um die Quote zu bedienen, muss das Unternehmen rund 600 Mio. Euro aufstellen. Dafür läuft eine Investorensuche. Insgesamt dürfte es rund 20 Angebote geben. Neben Stephan Zöchling, dem neuen Aufsichtsratschef der KTM-Mutter Pierer Mobility, und dem indischen KTM-Partner Bajaj wurden unter anderem auch die CF Moto aus China und FountainVest aus Hongkong kolportiert - und nun eben auch BMW.

Zudem sollen aus der Eigentümersphäre rund 150 Mio. Euro aufgestellt werden, um das Wiederanlaufen der Produktion im derzeit stillstehenden Werk in Mattighofen (Oberösterreich) und den Betrieb bis Ende Mai zu finanzieren. Die gesamte KTM-Gruppe hat nach mehreren Kündigungswellen aktuell noch rund 4.400 Beschäftigte, davon knapp 2.000 bei der KTM AG. Bei Insolvenzeröffnung hatte die KTM AG noch etwa 2.500 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer. Für die Betroffenen der Kündigungswellen wurde vom AMS und vom Land Oberösterreich eine Insolvenzstiftung eingerichtet, die auch anderen Betroffenen offen steht. Laut AMS sind derzeit 61 Personen für die Stiftung gemeldet, davon sind 54 aus KTM-Betrieben und 7 von Zulieferunternehmen.