67 % sehen im Fachkräftemangel größte Gefahr fürs Unternehmen © APA - Austria Presse Agentur

Der Mangel an Fachkräften bleibt Sorge Nummer eins mittelständischer Unternehmen in Österreich. 67 Prozent der 500 befragten Unternehmen sehen im Fachkräftemangel eine "sehr" oder "eher" große Gefahr. Die laufende Konjunkturschwäche wird mit 65 Prozent an zweiter Stelle genannt, geht aus einer am Dienstag präsentierten Umfrage der Unternehmensberatung EY hervor.

Für Verunsicherung sorgen in den im August und September 2024 befragten "nicht kapitalmarktorientierten Unternehmen mit 30 bis 2.000 Mitarbeitenden" weiterhin die Inflation und die Lage am Energiemarkt. Trotzdem planen 23 Prozent der Firmen einen Stellenaufbau, gegenüber 18 Prozent, die Stellen streichen wollen. In Wien wollen gar 32 Prozent der befragten Unternehmen weiter Leute einstellen. Im Burgenland ist dieser Wert mit 14 Prozent am niedrigsten.

Rund 7 von 10 Mittelständlern gaben an, dass es ihnen "sehr" (25 %) oder "eher" (46 %) schwerfällt, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Allerdings gab es hier zu vorangegangenen Umfragen eine deutliche Besserung. In einer im Jänner 2023 veröffentlichten Studie äußerten sich noch 87 Prozent (sehr schwer: 42 %) der Betriebe dahingehend.

Fachkräftemangel führt zu Umsatzeinbußen

Besonders ausgeprägt sei das Problem im Immobilien- und Baugewerbe, erklärte EY-Experte Erich Lehner bei einem Pressegespräch am Dienstag. Besonders im Hochbau dürfte sich die Lage noch verschärfen, wenn die Branche aus ihrem aktuellen Konjunkturtief herauskomme. Andere besonders betroffene Branchen seien der Tourismus und die Industrie. Die Schwierigkeiten, neue Mitarbeiter zu finden, führen bei 35 Prozent der Unternehmen laut deren Angaben auch zu Umsatzeinbußen - bei sieben Prozent sogar zu Einbußen von über fünf Prozent.

Den Grund für den Fachkräftemangel sehen 61 Prozent der Unternehmen in veränderten Vorstellungen junger Menschen zur Arbeitswelt. Der demografische Wandel wird mit 39 Prozent an zweiter Stelle genannt. Auch eine mangelnde Ausbildung und Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber wird von 36 Prozent als Grund genannt.

Um mehr Fachkräfte anzuziehen setzen 54 Prozent der Unternehmen der Befragung zufolge auf Aus- und Weiterbildung des bestehenden Personals. Gut die Hälfte der Unternehmen sei potenziellen Bewerbern mit flexiblen Arbeitszeiten und "attraktiven Zusatzleistungen" entgegengekommen.

Politik soll Weiterbildung fördern

Von der Politik erwarten sich die Unternehmen vorrangig, die Bildung von Fachkräften zu fördern (54 %), eine stärkere Kooperation mit Bildungseinrichtungen (44 %) sowie die Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen (43 %). 39 Prozent fordern dann die gezielte Zuwanderung von Arbeitskräften.

Auf die Frage hin, ob die angekündigte Abschaffung der Bildungskarenz durch die voraussichtlich kommende FPÖ-ÖVP-Regierung nicht dem Wunsch nach einer Förderung der Weiterbildungsmaßnahmen entgegenlaufe, blieb Lehner vage. Man könne zurecht hinterfragen, ob die Bildungskarenz immer zielgerichtet genutzt worden sei - man müsse aber andere Maßnahmen finden und hier seien auch die Unternehmen selbst gefragt. Die "Halbwertszeit des Wissens" sei jedenfalls stark gesunken, verwies der EY-Experte auf die Notwendigkeit von Weiterbildungen im Lauf des Berufslebens.

Lehner sprach sich zudem für Maßnahmen aus, mit denen die Vollzeitarbeit attraktiver werde. Österreich sei weiters "gut beraten" den Mangel an Arbeitskräften auch mit qualifizierter Zuwanderung zu beheben.