Kursrückgang "absolut in der Norm" © APA - Austria Presse Agentur
Bitcoin ist wie digitales Gold und hat ein sehr geringes Ausfallsrisiko, meint der Fondsmanager und Krypto-Experte Mark Valek. Trotz der deutlichen Kurskorrektur im vergangenen Herbst sollten Anleger deshalb nicht in Panik verfallen und jetzt verkaufen, aber sie sollten einen langen Atem haben, sagte Valek im Gespräch mit der APA.
"Bitcoin wird immer stark schwanken. Das ist etwas, worauf wir immer hinweisen", so Valek, Partner beim Assetmanager Incrementum AG mit Sitz in Liechtenstein. Es gebe zwar viele Stimmen aus dem Bitcoin-Bereich, die meinen, dass die Kursschwankungen mit steigender Liquidität und höherer Marktkapitalisierung automatisch weniger werden. "Das sehen wir nicht so. Aus unserer Sicht wird Bitcoin immer ein hoch volatiles Asset bleiben, deutlich volatiler als Gold. Das ist der Grund, warum wir die Kombination mit Gold als sinnvoll erachten."
Kursrückgang "absolut in der Norm"
Die Kursentwicklung von Bitcoin sei heuer negativ gewesen, "man muss aber die Kirche ein bisschen im Dorf lassen". Zwar sei der Kurs von einem Höchststand bei 126.000 Dollar (über 107.000 Euro) auf zuletzt rund 88.000 Dollar gefallen, historisch betrachtet sei das aber "absolut in der Norm".
Allerdings könnte sich der bisher beobachtete vierjährige "Halving-Zyklus" abgeschwächt haben, meint Valek. Historisch folgte auf ein Halving typischerweise eine starke Aufwärtsphase bis zu einem Zyklushoch, danach eine Korrektur bzw. Abschwächung oft über längere Zeit, bevor sich der Markt wieder stabilisierte. Auch andere Analysten weisen darauf hin, dass der Effekt mit zunehmender Marktreife und Makrofaktoren weniger "mechanisch" werden kann.
Effekt des Halving-Zyklus schwächt sich ab
Das Bitcoin-Halving ist ein im Protokoll fix verankerter Mechanismus, bei dem die Blockbelohnung für Miner alle 210.000 Blöcke (grobe Faustregel: etwa alle vier Jahre) halbiert wird. Dadurch kommen weniger neue Bitcoins pro Zeiteinheit in Umlauf.
Während fallende Zinsen und hohe Inflation den Goldkurs in die Höhe getrieben hätten, sei das bei Bitcoin bisher nicht der Fall, sagte Valek. Ein Grund dafür könnten Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem extrem großen und fremdfinanzierten Bitcoin-Käufer MicroStrategy sein. Das Unternehmen ist der mit Abstand größte börsennotierte Bitcoin-Halter und besitzt rund 3 Prozent des Bitcoin-Bestands. Die Sorge, dass MicroStrategy zum Verkauf von Bitcoin gezwungen sein könnte, um Verpflichtungen zu bedienen, dämpft den Kurs.
Der Nutzen von Bitcoin werde im ehemaligen Hartwährungsraum massiv unterschätzt, meint der Experte. In Ländern mit hoher Inflation wie der Türkei, in Südamerika, Ägypten oder Indien sehe man das völlig anders. Auch wer gezwungen sei zu fliehen, könne sein Vermögen in Form von Bitcoin mitnehmen. "Sie können mit zwölf Wörtern im Kopf über die Grenze gehen und können dann, wenn Sie in Sicherheit sind, auf das Vermögen zugreifen."
Energieverbrauch "nicht das relevante Kriterium"
Die oft geäußerte Kritik, dass die Nutzung von Bitcoin mit hohem Energieverbrauch verbunden sei, lässt Valek nicht gelten. Während ein Staat oder eine Zentralbank eine Währung einfach auf Knopfdruck entwerten könnten, sei mit der Erzeugung von Bitcoin ein Preis in Form des Energieaufwands verbunden. Auch sei der absolute Energieverbrauch nicht das relevante Kriterium, weil man Strom nicht speichern könne, während er manchmal im Überfluss vorhanden sei. Mit nicht benötigtem PV-Strom Bitcoin zu minen statt ihn für sehr wenig Geld ins Netz einzuspeisen "kann eine Alternative sein", meint Valek.
Bei anderen Kryptowährungen wie Ethereum oder Solana rät Valek zu Vorsicht. "Die anderen Kryptowährungen sind eher so wie Venture-Capital-Investments. Da wird vielleicht eine von ganz vielen ganz groß herauskommen - die meisten werden scheitern." Dieses Ausfallsrisiko sei bei Bitcoin viel kleiner.
"Bargeld ist gedruckte Freiheit"
Das politische Risiko eines staatlichen Bitcoin-Verbots schätzt er für eher gering ein. Zwar müsse man damit grundsätzlich immer rechnen, denn "der Staat nimmt sich alles heraus". Allerdings sei das auch für den europäischen Raum mit der Zulassung von Bitcoin-ETFs durch die US-Börsenaufsicht SEC Anfang 2024 sehr unwahrscheinlich geworden. Auch wenn "Leute in Brüssel" das Thema Bitcoin und Kryptowährungen durchaus kritischer sehen würden, hätte man mit einem Bitcoin-Verbot "ein großes PR-Problem". Eine Besteuerung sei viel wahrscheinlicher. "Der Staat braucht Geld ohne Ende. Das Incentive ist viel eher, das zuzulassen und sich einen Teil vom Kuchen zu nehmen."
Den Nutzen eines digitalen Euro "versteht doch kein Verbraucher", meint Valek. "Das vermeintliche Problem elektronischer Zahlungen wurde schon vor zwanzig Jahren vom privaten Sektor gelöst." Er vermutet andere Motive. "Der Staat will offensichtlich alles wissen." Deshalb solle auch die Nutzung von Bargeld auf ein Minimum zurückgeführt werden, denn "Bargeld ist gedruckte Freiheit".