Die Friseure starten optimistisch ins heurige Jahr © APA - Austria Presse Agentur

Die Branchenvertreter von Gewerbe und Handwerk haben am Donnerstag auf ein schwieriges Jahr 2024 zurückgeblickt und wenig Optimismus für 2025 gezeigt. Das Geschäft ist unter Berücksichtigung der Inflation im Vorjahr um 4,5 Prozent zurückgegangen, selbst ohne Einrechnung der Teuerung war die wertmäßige Entwicklung noch um ein Prozent rückläufig, so Branchenvertreter. Die Preise hätten um 3,5 Prozent zugelegt. Zum Vergleich: Die Gesamt-Inflation 2024 lag bei 2,9 Prozent.

"Das Gewerbe und Handwerk schließt das fünfte Jahr in Folge mit einem realen Minus ab", rechnete Branchenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster am Donnerstag vor. Vor allem für das Baugewerbe, den Holzbau, Metalltechniker, und Kunststoffverarbeiter sei 2024 ein schwieriges Jahr gewesen. Lediglich bei den Friseuren würden die hoffnungsfrohen Betriebe überwiegen.

Besonders Personaldienstleister unter Druck

Im vierten Quartal 2024 lag die durchschnittliche Auslastung im Gewerbe und Handwerk bei 11,2 Wochen, womit der Auftragsbestand im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 Prozent gesunken ist. "Keine einzige konsumnahe Branche hat einen positiven Saldo", führte die Branchenvertreterin aus. Einen negativen Saldo aus Umsatz und Aufwendungen hätten vor allem Personaldienstleister und das Sicherheitsgewerbe sowie die Berufsfotografie und Mechatroniker.

Zu den Umsatzerwartungen hieß es, dass nahezu alle Branchen von einer negativen Entwicklung ausgingen - sowohl im investitionsgüternahen als auch konsumnahen Bereich. Vor allem im Holzbau und beim Bauhilfsgewerbe sowie den Metalltechnikern sei die Stimmung schlecht.

Beim Personalbedarf sieht es nach Einschätzung der Branche nicht ganz so düster aus, drei von vier Betrieben wollen demnach ihre Mitarbeiter halten, von dem verbleibenden Viertel plant die Mehrheit Personal aufzubauen, hieß es am Donnerstag vor Journalisten mit dem Verweis auf Zahlen der KMU Forschung Austria.

Branchenobfrau: Seit 2020 geht es bergab

"Weder im Rück- noch im Ausblick ist eine Besserung sichtbar. Seit 2020 geht es bergab, das ist nicht tragbar", so die Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). "Der Pessimismus nimmt weiter zu, ein Aufwärtstrend ist derzeit leider nicht in Sicht", ergänzte Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria mit Blick auf die Auftrags- und Umsatzerwartungen für das erste Quartal 2025.

Ein Lichtblick sei, dass die KIM-Verordnung zu Eigenkapitalmitteln beim Immobilienkauf auslaufe. Wenig Licht sieht Scheichelbauer-Schuster hingegen am Lehrlingssektor. Hier hätten viele Auszubildende Defizite bei "Soft-Skills" wie Benehmen und Pünktlichkeit. Und nach wie vor hätte die Lehre einen zu geringen Stellenwert - auch bei den Ausgaben des Staates dafür.

Bürokratieabbau bringe "Stimmung und Zuversicht"

Die rechnete vor: "Die Kosten eines Lehrlings sind für die öffentliche Hand mit 7.700 Euro pro Jahr nachweislich niedriger als für BMS- bzw. BHS-Schüler:innen (12.000 Euro) oder Jugendliche in der Überbetrieblichen Ausbildung (23.000 Euro)." Sehr positiv hingegen haben sich indes 2024 mit einem Plus von sechs Prozent die Meister- und Befähigungsprüfungen entwickelt.

Erheblichen Handlungsbedarf sieht die Branchenobfrau beim Bürokratieabbau. Ein Erfolg hier würde "Stimmung und Zuversicht" heben. Lob gab es für den Handwerkerbonus der Noch-Bundesregierung aus ÖVP und Grünen, wobei sich dieser von selbst rechnen würde.