Immer öfter machen Touristen um Italiens Strandbäder einen Bogen © APA - Austria Presse Agentur

Italien war einst für die langen Ferienwochen im August bekannt. Doch in dem von stagnierender Wirtschaft, Inflation und niedrigen Löhnen geplagten Land ändert sich das Urlaubsmodell im August allmählich. Die Italiener urlauben nur wenige Tage rund um Ferragosto, dem Höhepunkt der Urlaubszeit am 15. August, und gönnen sich dafür öfter längere Wochenenden. Lange Tage unter dem Sonnenschirm am Strand sind nicht mehr so beliebt, was Auswirkungen auf den Badetourismus hat.

Bilder leerer Strände sorgen täglich für Diskussionen in Italien. Preissteigerungen, die nicht nur Liegen und Sonnenschirme betreffen, sondern auch Verkehrsmittel, Restaurants, Hotels, Freizeitangebote und Museen, nagen an der Kaufkraft der Italiener, die zu 90 Prozent in der Heimat urlauben. Doch nicht nur die Preiserhöhungen, auch ein tiefgreifender Wandel im Reiseverhalten sei für diese Lage verantwortlich, erklärt Marco Maurelli, Präsident des Verbands der Strandbadbetreiber "Federbalneari Italia".

Berge, Seen und Kunststädte locken mehr Besucher

"In Gesprächen mit Strandbesuchern beobachten wir eine wachsende Suche nach alternativen Urlaubsformen. Viele entscheiden sich für die Berge, Seen, Kunststädte oder das Ausland. 2024 etwa haben 10,8 Prozent der Italiener die kühleren Berge und fast 3 Prozent die Seen als Reiseziel gewählt", meint Maurelli. Das Meer bleibe zwar die beliebteste Wahl für Italien-Urlauber, werde aber zunehmend flexibler und fragmentierter erlebt. Gleichzeitig seien lange Urlaube von einem Monat nicht mehr die Regel, wie in der Vergangenheit. "Man verreist nur noch für kurze oder sehr kurze Zeiträume, meist nur ein oder zwei Wochenenden", erklärt der Experte.

Der Präsident der Strandbad-Betreiber bestreitet den Vorwurf, die Preise seien zu stark gestiegen und würden die Taschen der Italiener zu stark belasten. "Zwischen 2012 und 2025 sind die Preise für Stranddienstleistungen im Schnitt um 20 Prozent gestiegen, was einem jährlichen Anstieg von weniger als 2 Prozent entspricht. Gleichzeitig verringert sich die Kaufkraft vieler Familien, deren Löhne im Durchschnitt um über 12 Prozent gesunken sind. Im selben Zeitraum haben sich die Kosten für saisonale Arbeitskräfte fast verdreifacht. Der Anstieg der Preise war deutlich geringer als die gestiegenen Betriebskosten", so Maurelli weiter.

Italien bekommt internationalen Wettbewerb zu spüren

Viele Unternehmer hätten bewusst versucht, die höheren Kosten nicht vollständig an die Endverbraucher weiterzugeben, um die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors zu erhalten. Auch den internationalen Wettbewerb bekomme Italien zu spüren. In Ländern wie Montenegro, Albanien oder Griechenland liege der Mehrwertsteuersatz für den Tourismus niedriger als in Italien.

Tourismusministerin Daniela Santanchè zeigt sich trotz allem optimistisch: "Immer mehr Touristen entscheiden sich für die Nebensaison, statt ausschließlich für den August und zunehmend erweitern sich die Reiseziele: Es geht nicht mehr nur ans Meer, sondern auch in die Berge, in Kunststädte, ins Binnenland und an weniger klassische Destinationen", erklärte die Ministerin.

Auch Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni wies Kritik zurück, wonach sich der italienische Tourismus in der Krise befinde. "Ich finde es beschämend, dass einige Oppositionsvertreter zur Schwächung der Regierung bewusst Falschmeldungen verbreiten und damit dem Image und dem Interesse Italiens schaden", so Meloni. Aus Datenbanken zu den Gästen in Hotels und Ferienwohnungen gehe das genaue Gegenteil hervor: "Steigende Ankünfte und Millionen von Übernachtungen in unseren Beherbergungsbetrieben: Erfundene Unwahrheiten werden durch Zahlen und Fakten widerlegt", so Meloni. Und weiter: "Wir werden weiterhin daran arbeiten, Italien stärker, attraktiver und stolzer zu machen - Tag für Tag", schloss die Regierungschefin.