Die Produktionsleistung weitete sich erstmals seit 3 Jahren wieder aus © APA - Austria Presse Agentur
Die Lage in der Industrie hat sich im Mai leicht aufgehellt. Der EinkaufsManagerIndex (EMI) der UniCredit Bank Austria stieg von 46,6 Einheiten im Vormonat auf 48,4 Punkte. Der Index lag damit weiterhin unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, erreichte aber den Höchstwert seit Jänner 2023. "Die heimische Industrie hat die Turbulenzen rund um die erratischen US-Zollankündigungen offensichtlich bisher verdauen können," so UniCredit-Bank-Austria-Ökonom Stefan Bruckbauer.
Erstmals seit drei Jahren hat sich die Produktionsleistung in der Industrie wieder ausgeweitet, der Index stieg auf 50,2 Punkte. Begünstigt wurde das durch eine Verlangsamung der Auftragsrückgänge. Der Wert weise allerdings auf eine schwache Wachstumsdynamik hin "und angesichts der weiter rückläufigen Auftragsentwicklung stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit dieser Entwicklung", sagte UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die einlangenden Aufträge in Österreich nähmen weiter ab, während beispielsweise im Nachbarland Deutschland das Neugeschäft infolge der US-Zollankündigungen ansteige.
Ertragslage verschlechtert, Beschäftigung sinkt
Die Ertragslage der Industriefirmen verschlechterte sich indessen leicht, der Index sank auf 49,9 Punkte. Zugute kamen den Betrieben zwar sinkende Kosten aufgrund eines schwächeren US-Dollars und niedrigerer Ölpreise, dem stand allerdings ein noch stärkerer Rückgang der Abgabepreise gegenüber. Auch der Beschäftigtenindex sank auf 47,0 Punkte. Eine geringere Kapazitätsauslastung und Kosteneinsparungen führten laut den Ökonomen zu einer Reduktion der Beschäftigung. In den ersten fünf Monaten 2025 sei die Zahl der Beschäftigten um 14.000 gesunken.
Dennoch würden nach Ansicht der Volkswirte die Anzeichen für eine sich aufhellende Industriekonjunktur insgesamt stärker. "In Europa scheint unterstützt durch die Zinssenkungen der EZB ein breiter Verbesserungszyklus in der verarbeitenden Industrie in Gang zu kommen, der auch die österreichische Industrie erfassen dürfte", so Bruckbauer. Verbesserungen gab es auch auf der Erwartungsseite. Der Index für die Produktionserwartungen in den kommenden zwölf Monaten legte auf 56,1 Punkte und damit über den langjährigen Durchschnitt hinaus zu.
Der anhaltende Zollstreit mit den USA berge jedoch Risiken für eine erneute Abschwächung in der Industrie. "Die angedrohten Zölle von 50 Prozent auf EU-Exporte in die USA würden Österreich wohl knapp einen Prozentpunkt Wachstum kosten, doppelt so viel wie bisher bei 20 Prozent angenommen," sagte Bruckbauer.