Vor allem Bürogebäude in Top-Lagen waren gefragt © APA - Austria Presse Agentur

Der heimische Immobilieninvestmentmarkt ist heuer im ersten Halbjahr nicht in Schwung gekommen. Die schlechte wirtschaftliche Entwicklung mit hoher Inflation, gestiegenen Zinsen und einer allgemeinen Unsicherheit hätten sich in einem "deutlichen Rückgang des Transaktionsvolumens" auf knapp über 1 Mrd. Euro am Immobilienmarkt widergespiegelt, berichtete der Immobiliendienstleister CBRE am Montag in seinem aktuellen Marktupdate. Die Preise gehen weiter nach unten.

Im ersten Quartal 2024 hatte es mit einem Zuwachs von 8 Prozent auf rund 540 Mio. Euro noch recht positive Signale gegeben. Der Markt durchlebe "eine äußerst herausfordernde Phase", heißt es nun. Getrieben von der rezessiven Entwicklung in der Industrie und "einer regelrechten Insolvenzwelle, insbesondere im Immobiliensektor", sei die österreichische Wirtschaft seit vier Quartalen in Folge nicht mehr gewachsen, hielt das Immo-Beratungsunternehmen fest. Die Konjunkturprognosen für die zweite Jahreshälfte ließen auch "nur ein verhaltenes Wachstum" erwarten.

Wenn gekauft wird, dann den Angaben zufolge vor allem "außergewöhnliche Immobilien, die in stabilen Zeiten nicht auf den Markt kommen". Die Preise dürften weiterhin nach unten gehen: "Die Talsohle der Preisentwicklung scheint noch nicht endgültig erreicht", so CBRE. Doch für einige Investoren stehe die Sicherung absoluter Trophy-Immobilien im Vordergrund.

Der Rückgang der Immobilienpreise finde "in allen Assetklassen" statt, insbesondere in peripheren und 1b-Lagen. Hier biete sich die Möglichkeit, vor allem Gewerbeimmobilien im Bestandsbereich mit attraktiven Renditen zu erwerben, die auch einen entsprechenden Leverage ermöglichten, so das Beratungsunternehmen.

Ein für den Markt positives Signal sei die erste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) gewesen. Auch wenn die 25 Basispunkte noch keine Veränderung der grundsätzlichen Situation am Markt gebracht habe, sei dies als psychologisches Signal für alle Marktteilnehmer sehr wichtig gewesen. Für das zweite Halbjahr 2024 würden weitere Zinssenkungen im Ausmaß von 50 bis 75 Basispunkten erwartet, die das Sentiment verbessern sollten. Eine Transaktionstätigkeit wie vor 2022 werde aber "wahrscheinlich auch im nächsten Jahr nicht zu verzeichnen" sein.

Bisher floss heuer das meiste Geld in Büroimmobilien, die 42,5 Prozent des Gesamtvolumens stellten. "Diese hohe Quote spiegelt die anhaltende Bedeutung von Büroflächen wider, trotz der Herausforderungen durch Homeoffice/Remote-Arbeit und veränderte Arbeitsmodelle", hielt der Immo-Dienstleister fest. Dahinter folgten den Angaben zufolge Wohnimmobilien mit einem Anteil von 23,5 Prozent.

In Spitzenlagen blieben die Preisrückgänge in beiden Assetklassen noch "vergleichsweise moderat"; in weniger zentralen Lagen seien "stark rückläufige" Preise zu verzeichnen.

Auf gemischt genutzte Immobilien, in denen Wohn-, Büro- und Einzelhandelsflächen kombiniert werden, entfielen heuer in den ersten sechs Monaten 11,7 Prozent des Transaktionsvolumens, auf Hotelimmobilien 11 Prozent. Letztere profitierten von der dynamischen Erholung des Tourismus. Der Anteil der privaten Reisen habe beinahe wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht, die Zuwachsraten bei Geschäftsreisen hinkten hier noch etwas hinterher. 5 Prozent des Gesamtvolumens flossen in Einzelhandelsimmobilien, 3,1 Prozent in Sonstiges und 2,9 Prozent in Logistikimmobilien. Auch der Logistikbereich könne sich der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung und den Auswirkungen durch die gestiegenen Zinsen nicht entziehen.

95 Prozent der Investitionen tätigten heuer im ersten Halbjahr österreichische Käuferinnen und Käufer, 5 Prozent deutsche. Das Interesse seitens nicht deutschsprachiger Investoren sei zwar "merkbar gestiegen, hat sich aber noch nicht in Transaktionen niedergeschlagen".

Im weiteren Jahresverlauf rechnet CBRE mit einem "durchwachsenen zweiten Halbjahr", das auch noch nicht ausreichend Wirtschaftswachstum ausweisen und von einigen teils globalen Risikofaktoren überschattet werde - neben der US-Präsidentenwahl vor allem die kriegerischen Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten.

"Weiters ist zu erwarten, dass die Insolvenzwelle im Immobilienbereich bis ins vierte Quartal weitergehen wird", so der Immo-Dienstleister. Mögliche Zinssenkungen durch die EZB könnten einen gewissen Rückenwind für die Entwicklung der Transaktionsvolumina bringen. Ein Transaktionsniveau wie vor der Ukrainekrise liege aber "noch in weiter Ferne". 2021 hatte das Transaktionsniveau 4,55 Mrd. Euro erreicht, vor der Corona-Pandemie waren es sogar 5,9 Mrd. Euro (2019) gewesen, 2023 dann nur noch 2,96 Mrd. Euro.