Leere Geschäfte prägen das Bild vieler Kleinstädte © APA - Austria Presse Agentur

In Österreichs größeren Städten ist im vergangenen Jahr die Verkaufsfläche leicht gestiegen. Nach sechs Jahren des Rückgangs ist 2024 erstmals wieder ein Zuwachs von 0,26 Prozent an Shopfläche zu verzeichnen gewesen. Von diesem Wachstum war in den Kleinstädten (unter 20.000 Einwohner) nichts zu spüren. Mit 15,6 Prozent sei die Leerstandsquote hier auf dem höchsten Niveau seit Beginn der Erhebung, sagte der Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will am Mittwoch.

Der leichte Anstieg in den größeren österreichischen Städten sei vor allem auf die Mall "Vio Plaza" in Wien-Meidling zurückzuführen, so Hannes Lindner von der Beratungsgesellschaft "Standort+Markt". Lässt man die rund 10.000 Quadratmeter der Shopping Mall außen vor, komme man auf einen Rückgang von 0,37 Prozent. Nicht nur deshalb gebe es keinen Grund zur Freude. "Die Situation, wie es in den österreichischen Innenstädten aussieht, ist besorgniserregend", sagte Lindner. In nur drei der größten City-Bereiche habe es im letzten Jahr ein Wachstum gegeben, in sieben einen Rückgang.

Bei den größeren Städten ist Steyr das klare Schlusslicht. Mit einer Leerstandsquote von 17,4 Prozent liegt die oberösterreichische Stadt noch vor den in den Erhebungen betrachteten Kleinstädten (15,6 Prozent) und Wiener Neustadt (14,4 Prozent). Positiver blickte Lindner auf die Musterschüler in puncto Leerstandsquote. Hier führt Mödling mit einer Quote von 1,8 Prozent vor Wels (2,7 Prozent), der Landstraßer Hauptstraße in Wien (2,9 Prozent) und Linz (3 Prozent). Dennoch müsse man sich nicht bei "jeder Leerfläche kunstvoll verrenken, um sie zu befüllen", so Lindner. "Wir müssen auch ein Schrumpfen von den City-Hauptgeschäftsbereichen zulassen", solange dieses kontrolliert ablaufe.

Vor allem Modehandel betroffen

Insbesondere in der Bekleidungsbranche verschwinden die Shops von den Straßen. Seit 2014 habe der Modehandel rund 120.000 Quadratmeter Verkaufsfläche eingebüßt. Zum Vergleich: das größte Shoppingareal ist weiterhin die Mariahilfer Straße in Wien, gefolgt von der Wiener City. Beide haben jeweils rund 210.000 Quadratmeter Shoppingfläche. Immer mehr Platz wird von der Nahversorgung eingenommen, die in den vergangenen Jahren laut "Standort+Markt" einen kontinuierlichen Zuwachs verzeichnen konnte.

Auch abseits der Modebranche blickt Will pessimistisch in die Zukunft. Laut einer Händlerbefragung des Handelsverbands haben 18 Prozent der Händler im aktuellen Jahr Filialschließungen geplant, während sieben Prozent eine Expansion (Filialeröffnung) vorhaben. Als Maßnahme gegen diese Entwicklungen forderte der Handel-Interessenvertreter Will unter anderem die Abschaffung der Mietvertragsgebühr sowie ein härteres Vorgehen gegen die chinesischen Online-Händler Temu und Shein, die er als Bedrohung für den heimischen Wirtschaftsstandort sieht.