KSV1870: Stimmung der Betriebe eingetrübt © APA - Austria Presse Agentur
Die Stimmung unter den heimischen Unternehmen hat sich im Vergleich zum Vorjahr eingetrübt, geht aus einer aktuellen Umfrage des Kreditorenschutzverbandes KSV1870 hervor. Demnach bewerten nur 43 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage mit "sehr gut" oder "gut" - das sind um 7 Prozentpunkte weniger als im März des Vorjahres. Dabei handelt es sich um den schlechtesten Wert seit Beginn der Corona-Krise 2020. Dementsprechend müssen die Betriebe den Gürtel enger schnallen.
Als Hauptgrund für die wirtschaftlichen Turbulenzen wird das hohe Kostenniveau angegeben. Zwar konnten 41 Prozent der Betriebe im Vorjahr ihre Umsätze steigern, aber dem standen hohe Energiekosten sowie Preissteigerungen der Lieferanten entgegen. Knapp ein Drittel (31 Prozent) verzeichnete Umsatzrückgänge, im Handel lag dieser Anteil bei 40 Prozent.
Höchste Zufriedenheit im Dienstleistungssektor
Lediglich 19 Prozent erwarten heuer eine wirtschaftliche Besserung ihrer Lage, geht aus der Austria-Business-Check-Umfrage des KSV1870 hervor. Allerdings verzeichnet er große branchenspezifische und regionale Unterschiede. Während der Dienstleistungssektor mit 49 Prozent der Befragten den höchsten Anteil an zufriedenen Betrieben aufweist, können im Handel nur 29 Prozent dieser Aussage zustimmen. "Der Handel ist aktuell das größte Sorgenkind der heimischen Wirtschaft", sagte Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding. "Einem Großteil der Betriebe bleibt kaum Luft zum Atmen. Das belegen auch die hohen Insolvenzzahlen im ersten Quartal 2025."
Die Geschäftslage in der Industrie verschlechterte sich um 24 Prozentpunkte auf 32 Prozent. Und regional betrachtet schneidet Vorarlberg mit nur 20 Prozent an zufriedenen Betrieben am schlechtesten ab.
Sparen ist angesagt
Angesichts der angespannten Lage müssen acht von zehn Unternehmen den Gürtel enger schnallen und haben teils umfassende Sparprogramme aufgesetzt oder sparen im laufenden Betrieb. Auch der Anteil der Unternehmen, die die Entwicklung ihres Eigenkapitals im Drei-Jahres-Vergleich positiv bewerteten, ist von 42 Prozent im Vorjahr auf 37 Prozent gesunken. "Die anhaltend schwierige wirtschaftliche Situation spüren die Unternehmen nun auch immer häufiger auf ihrem Festgeldkonto", sagte Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH. "Die Lage spitzt sich zu und es hat den Anschein, dass die Betriebe ihre eisernen Reserven anzapfen müssen, ganz besonders, wenn es um die Finanzierung von Investitionsvorhaben geht."
Vor allem in der Gastronomie und Beherbergung zeichnet sich eine negative Entwicklung ab: Denn 52 Prozent sprechen hier von einer negativen Tendenz. Und im Handel können nur 33 Prozent eine positive Entwicklung des Eigenkapitals vorweisen.
Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die Unternehmen auch heuer bei den Investitionen sparen: Nur 16 Prozent der Unternehmen wollen investieren, während 40 Prozent vorerst noch zuwarten wollen. Wobei 59 Prozent der Unternehmen eher moderat investieren wollen, lediglich 10 Prozent planen größere Anschaffungen. "Insgesamt werden 42 Prozent der Investitionen dazu verwendet, den Betrieb aufrecht zu erhalten", sagte Wagner."38 Prozent fließen in Innovation und Weiterentwicklung, 16 Prozent werden für "Investments in Mitarbeiter" aufgebracht.
Jeder fünfte Betrieb nahm Kredit auf
Rund ein Fünftel der österreichischen Betriebe hat im Vorjahr einen Kredit aufgenommen. Vor allem in der Gastronomie (32 Prozent) sowie im Grundstücks- und Wohnungswesen (30 Prozent) wurde diese Möglichkeit genützt. Heuer könnte das Ergebnis ähnlich ausfallen, merkt der KSV1870 an. Schließlich planen bereits 12 Prozent, einen Kredit zu beantragen und für 15 Prozent der Befragten ist die endgültige Entscheidung darüber noch nicht gefallen. Allerdings wird die Kreditaufnahme von knapp zwei Dritteln der Befragten als "sehr schwierig" bzw. "schwierig" bewertet. So werden verstärkt private und unternehmerische Sicherheiten verlangt. Aber auch der bürokratische Aufwand belaste.
An der Umfrage, die gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Marketagent im März durchgeführt wurde, haben 1.100 Unternehmen teilgenommen.