Weihnachtsbedingter Mehrumsatz von nominell 1,19 Mrd. Euro erwartet © APA - Austria Presse Agentur
Die Wirtschaftsforscher des Wifo und der Handelsverband erwarten heuer einen weihnachtsbedingten Mehrumsatz von nominell 1,19 Mrd. Euro. Das ist ein Umsatzplus von 2 Prozent gegenüber dem vorjährigen Weihnachtsgeschäft. An den ersten beiden Advent-Einkaufssamstagen und am Marienfeiertag habe es eine gute Kundenfrequenz gegeben, sagte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will am Donnerstag.
Der Dezember ist für den Großteil der heimischen Einzelhändler nach eigenen Angaben der wichtigste Monat im Geschäftsjahr. Das Weihnachtsgeschäft wird definiert als Mehrumsatz im Dezember, der über den durchschnittlichen Umsätzen von Jänner bis November liegt. Laut Prognose wird der Handel heuer im Weihnachtsgeschäft rund 780 Mio. Euro mit Nichtnahrungsmitteln (+1,8 Prozent) und 407 Mio. Euro mit Nahrungsmitteln umsetzen.
Weihnachtsgeschäft extrem wichtig für Spielwarenhandel
Das Weihnachtsgeschäft ist mit großem Abstand der wichtigste Einkaufsanlass des Jahres, gefolgt von den Aktionstagen Black Week inklusive Black Friday und Cyber Monday mit geschätzten Umsätzen von 460 Mio. Euro, Schulstart (280 Mio. Euro), Ostern und Muttertag (jeweils 270 Mio. Euro). Laut Handelsverband macht der Spielwarenhandel im Dezember fast den dreifachen Umsatz "eines normalen Monats" und der Buch-, Uhren- sowie Schmuckhandel rund das Doppelte. Der Online-Handel kommt laut Schätzungen nur auf einen Weihnachten-Mehrumsatz von 10 Prozent.
Für den Dezember prognostizieren Handelsverband und Wifo einen Einzelhandelsumsatz von 7,7 Mrd. Euro. Nominell soll das Umsatzplus 3 Prozent betragen und inflationsbereinigt soll sich das Plus auf 0,3 Prozent belaufen. Man erwartet, dass die "positive Grunddynamik des ersten Teils des Dezemberumsatzes" sich auch bis Jahresende fortsetzen werde und "die Prognose halte", sagte Wifo-Ökonom Jürgen Bierbaumer bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in Wien. Die Stimmung der Konsumentinnen und Konsumenten sowie der Einzelhändler sei aber "weiterhin verhalten".
Nach mehreren Krisenjahren "versöhnlicher Jahresabschluss" für Handel
Für das Gesamtjahr 2025 erwartet das Wifo einen Einzelhandelsumsatz von 79,8 Mrd. Euro. Das wäre ein nominelles Erlösplus von 3,2 Prozent gegenüber 2024 und ein reales Plus von 1,0 Prozent. Der prognostizierte Umsatzanstieg sei "ein versöhnlicher Jahresabschluss", der den Handel "zweckoptimistisch stimmte", sagte Handelsverband-Geschäftsführer Will. Der Wirtschaftsabschwung in den Jahren 2023 und 2024 ließ den inflationsbereinigten Umsatz im Handel merkbar zurückgehen.
Angesichts der "Paketlawine" kritisierte Will erneut "die staatliche Hilflosigkeit" gegenüber den chinesischen Online-Händlern Aliexpress, Shein und Temu, die Europa mit extrem günstigen Produkten überschwemmen. Die von der EU beschlossenen Maßnahmen gegen die umstrittenen Online-Plattformen müssten schon im kommenden Jahr und nicht erst 2028 greifen, fordert der Interessensvertreter. Die asiatischen Online-Händler würden Milliarden Produkte durch den europäischen Markt schleusen - oft ohne Abgaben und ohne Kontrolle. Pro Jahr würde Österreichs Finanzminister deswegen eine Milliarde Euro an Mehrwertsteuereinnahmen verlieren, so Will.