++ ARCHIVBILD ++ Umstrukturierungen stehen der Lufthansa Gruppe bevor © APA - Austria Presse Agentur
Die deutsche Lufthansa-Gruppe, zu der auch die Austrian Airlines (AUA) gehören, könnte ihren Töchtern ab Anfang kommenden Jahres Verantwortlichkeiten entziehen und damit die Macht stärker in der Zentrale konzentrieren. Das geht aus einem internen Schreiben hervor, aus dem das "Handelsblatt" am Montag zitiert. Die AUA widerspricht, sie sieht den Wandel positiv. Von einer Entmachtung der Töchter könne keine Rede sein, sagte AUA-Sprecherin Barbara Greul zur APA.
Die Ziele der Umstrukturierung sind laut dem Zeitungsbericht vor allem zufriedenere Passagiere in allen Premium-Airlines bei gleichzeitiger Steigerung des Profits. Marken wie Austrian und Co. seien nach dem Umbau dann nur noch für das verantwortlich, was den Fluggast an Bord betrifft. Dabei geht es zum Beispiel ums Catering.
Die Netzwerkgesellschaften des Konzerns wie Lufthansa Airlines, Swiss, Brussels Airlines und Austrian sollen laut dem Bericht die Steuerung des Angebots, des Netzes, des Vertriebs und der Vielfliegerprogramme an den übergeordneten Konzern abgeben. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte dem Handelsblatt, dass gruppenweit daran gearbeitet werde, Effizienz, Profitabilität und Kundennutzen zu steigern. Zu Einzelheiten wollte er sich nicht äußern.
AUA: Kein Verlust von Macht, sondern bessere Koordination
Die AUA steht dem Wandel positiv gegenüber. "Es geht also nicht um den Verlust von Einfluss, sondern um bessere Koordination, immer unter Beteiligung des Austrian Airlines Vorstands", heißt es in einer Stellungnahme gegenüber der APA. Das könnte auch durchaus positive Auswirkungen haben. Weiters seien Abstimmungen im Verkauf und Netzwerk nichts neues, dadurch könnten Synergien erzielt und Doppelgleisigkeiten vermieden werden.
Der Vorstand der AUA werde auch künftig in allen Gremien vertreten sein, in denen übergreifende Airline-Entscheidungen getroffen werden. Insgesamt rechnet die AUA mit einer schnelleren und effizienteren Entscheidungsfindung im Konzern.
Die Schweizer AUA-Schwester Swiss betonte in einer Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur AWP, dass die Arbeiten an der neuen Struktur noch laufen. Entscheidend sei, dass Swiss als "starke Airline bestehen bleibt" und weiterhin über ihr Angebot entscheiden könne. Man werde in allen relevanten Gremien vertreten sein und sich aktiv einbringen, hieß es.
"Group Function Boards" für Technologie, Personal, Finanzen und Drehkreuze
Konkret werden künftig vier sogenannte Group Function Boards um die Flughafen-Drehkreuze sowie die Themen Technologie, Personal und Finanzen kümmern, geht laut "Handelsblatt" aus dem Schreiben hervor. Sie werden von Konzernvorständen geleitet, begleitet von einem Functional Financial Controller. Im September solle entschieden werden, welche Folgen der Umbau für die Aufgabenverteilung der Führungskräfte unterhalb des Konzernvorstands haben wird.
Die Lufthansa erklärte dazu, im Zuge des Umstrukturierungsprogramms "Matrix Next Level" werde gruppenweit daran gearbeitet, Effizienz, Profitabilität und Kundennutzen zu steigern. Ziel seien eine bessere Organisationsstruktur und bessere Arbeitsprozesse. Die Netzwerkgesellschaften sollten in den Gremien repräsentiert und damit in alle Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Zu Details äußerte sich das Unternehmen nicht.
Experte: Keine Gefahr, dass Marke AUA verschwindet
Dass die Marke AUA einmal verschwindet, sehen Experten derzeit nicht. "Gegenwärtig sehe ich hier keine Gefahr", sagte Luftfahrtexperte Kurt Hofmann am Montag im "Ö1-Mittagsjournal" des ORF-Radio. Auch von der AUA als reine "Filiale" der Lufthansa sei man mit der geplanten Umstrukturierung weit entfernt. Bereits jetzt sei die AUA zu 100 Prozent im Besitz der Lufthansa, Konzernchef Carsten Spohr habe aber klar gemacht, dass die einzelnen Marken durchaus ihre Daseinsberechtigung hätten.
Den Konzernumbau und die engere Koordination mit Frankfurt sieht Hoffmann als "dringend notwendig" an. Die Lufthansa "muss schauen, dass sie ihre Strukturen verschlankt und schnell Entscheidungen treffen kann", so Hofmann. Denn je größer ein Konzern werde, umso komplexer und schwerfälliger werde er auch.