Schwache Nachfrage nach Unternehmenskrediten © APA - Austria Presse Agentur
Österreichs Banken sind trotz der nur langsamen wirtschaftlichen Erholung gut mit Kapital ausgestattet. Grund seien hohe Gewinne im Vorjahr 2024, die nur in geringem Ausmaß ausgeschüttet worden seien und somit als Polster bei der Bank blieben, geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht der Nationalbank (OeNB) hervor. Die Nachfrage von Unternehmen nach Bankkrediten sei aber weiterhin schwach.
"Wir haben weiterhin eine verhaltene Konjunktur", zeichnete OeNB-Gouverneur Martin Kocher bei einer Pressekonferenz das Lagebild. Die Wirtschaft stabilisiere sich aber zunehmend. Trotzdem seien die Risiken hoch und "auch zum Teil abwärtsgerichtet". Positiv hob Kocher eine zur Zeit sehr hohe Sparquote hervor, die bei steigender Zuversicht das Wachstum stärken könnte.
Erholung bei Krediten für privaten Wohnungsbau
OeNB-Direktor Thomas Steiner sprach von einer "ausgezeichneten finanziellen Lage des Bankensektors". Deren Gewinne im ersten Halbjahr 2025 seien "sehr positiv", wenn auch deutlich (28 Prozent) niedriger als in der Vorjahresperiode. Dies sei aber großteils auf nicht eingetretene Erlöse im Russlandgeschäft der Raiffeisen Bank International (RBI) zurückzuführen. Durch eine Zurückhaltung von rund zwei Drittel der erwirtschafteten Gewinne des Jahres 2024 hätten die Banken zudem einen deutlichen Kapitalpuffer aufgebaut.
Die hohe Eigenkapitalausstattung der Geldhäuser gebe ihnen einen größeren Spielraum für die Kreditvergabe. So habe sich die Kreditnachfrage in der ersten Jahreshälfte 2025 auch etwas erholt - vor allem bei der privaten Wohnbaufinanzierung. Schwach laufe dagegen das Geschäft mit der Unternehmensfinanzierung. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen werde 2025 nochmals über den Vorjahren liegen, wenn auch nur leicht.
Im gewerblichen Wohnbau fast jeder achte Kredit notleidend
Insgesamt stagnierte der Anteil notleidender Kredite (non-performing loans; NPL) im ersten Halbjahr bei rund drei Prozent. Bei der gewerblichen Immobilienfinanzierung liege die Rate mit fast acht Prozent aber wesentlich höher, erklärte Markus Schwaiger, Direktor der Hauptabteilung Finanzmarktstabilität. Im gewerblichen Wohnbau betrage die Anteil sogar fast 13 Prozent und damit fast jeden achten Kredit.
Wegen neuer europäischer Vorschriften zur Risikovorsorge sei unterdessen "in naher Zukunft" mit einem "deutlichen Anstieg des Wertberichtigungsbedarfs für bereits notleidende Kredite zu rechnen", was sich wiederum negativ auf Gewinne und Eigenkapital der Banken auswirken werde, so die Notenbank.
Die OeNB empfiehlt den Kreditinstituten, sich auf "strengere aufsichtliche Anforderungen für Gewerbeimmobilienkredite" vorzubereiten. Die Banken sollten ihre Kapitalbasis absichern, zur Not auch durch Zurückhaltung bei der Gewinnausschüttung, Kostendisziplin üben sowie in Digitalisierung und Cybersicherheit investieren.