Der US-Software-Gigant Microsoft steht im Streit über seine Cloud-Computing-Praktiken einem Medienbericht zufolge vor einer Einigung mit Rivalen aus der Branche. Damit solle erreicht werden, dass die Konkurrenz ihre EU-Kartellbeschwerde fallen lasse, berichtete die Plattform "Politico" am Samstag unter Berufung auf Insider.

Das Vorhaben beinhalte eine mögliche Zahlung von mehreren Millionen Euro an den Branchenverband Cispe, und eventuell auch separate Zahlungen an einzelne Firmen, hieß es. Bei einer Einigung würden die Rivalen demnach auch zusagen, keine ähnlichen Klagen gegen Microsoft irgendwo sonst in der Welt einzureichen. Die Lobbygruppe Cloud Infrastructure Services Providers in Europe (Cispe) haben der Idee aber noch nicht zugestimmt.

Die Cispe, zu der Amazon und 26 kleine Cloud-Anbieter in der EU gehören, hat Microsoft unfaire Praktiken vorgeworfen. Der US-Konzern nutze seine Dominanz im Bereich Produktivitätssoftware aus, schränke die Auswahl ein und treibe die Kosten in die Höhe, wenn europäische Kunden in die Cloud wechseln wollten, hatte es geheißen. Das schädige zusammen mit anderen Praktiken das europäische Netzwerk für Cloud Computing irreparabel. Deshalb hatte die Cispe Ende 2022 eine Beschwerde bei den Kartellbehörden der Europäischen Union eingereicht.

Bei Microsoft, Amazon, der Lobbygruppe und der Europäischen Kommission waren zunächst keine Stellungnahmen zu dem Bericht erhältlich. Eine bilaterale Lösung könnte Microsoft helfen, eine eventuell langwierige EU-Untersuchung abzuwenden, die zu einer möglichen Geldstrafe und Anordnungen zu seinen Geschäftspraktiken führen könnte.

Microsoft hat in den vergangenen zehn Jahren 1,6 Milliarden Euro an EU-Kartellstrafen hinnehmen müssen. Seit einiger Zeit hat der Konzern seine Strategie gegenüber den Regulierungsbehörden geändert und ist nun entgegenkommender.

(APA)