"Finanzierung bleibt das Hauptproblem" © APA - Austria Presse Agentur

Wohnen bleibt teuer - das gilt für Eigentum ebenso wie für Miete. "Das Hauptproblem bleibt die Finanzierung", sagte der CEO des Baukonzerns Porr, Karl-Heinz Strauss, im Gespräch mit der APA. Die Gemeinnützigen hätten seit der Corona-Pandemie zu wenig leistbaren Wohnraum geschaffen, die Bauträger zu viele Luxuswohnungen. "Im Wohnungsneubau wird die Entspannung frühestens in 24 Monaten kommen."

Der Ankauf von Wohnraum ist weiterhin schwierig. "Es ist nach wie vor teuer", so Strauss. Die Finanzierung spieße sich an hohen Zinsen und daran, dass die Banken "generell auf der Bremse sind, weil sie einfach ihr Risiko nicht ausweiten wollen und weil man bei gewerblichen Projekten glaubt, dass es eine Krise gibt, mit Homeoffice", erklärte der Konzernchef. Die Bauträger im gewerblichen und privaten Bereich hätten sehr viele Grundstücke gekauft und viel gebaut, die Abnehmer aber keine Finanzierung bekommen.

"Und die mit Geld haben auch nicht gekauft - bis zur Zinswende". Diese habe gezeigt, dass es nicht billiger wird. Jetzt kauften die Leute, die Eigenbedarf und das Geld haben. "Der sogenannte Investor, der Wohnungen kauft und zur Vermietung anbietet, - da passen momentan die Finanzierungen noch nicht", sagte Strauss. "Die Mieten werden steigen, weil zu wenig Angebot zur Verfügung steht."

"Wohnbaumilliarde" der Regierung wirkungslos

Das vor einem Jahr geschnürte Wohnbaupaket der Regierung blieb bis dato quasi wirkungslos. "Ich glaube, dass die Wohnbaumilliarde die richtige Initiative war, nur mangelhaft ausgeführt", sagte Strauss mit Blick auf die (kurze) Dauer der gewährten Unterstützung von zwei bis drei Jahren. Das Baupaket sollte den Wohnbau anstoßen, "hat aber nicht funktioniert".

Seiner Meinung nach hätte man auf althergebrachte Konzepte zurückgreifen können: "Man hätte es wie in den 80er- und 90er-Jahren machen müssen." Damals habe es geförderte Wohnbaudarlehen mit 25 bis 30 Jahren Laufzeit gegeben, "wo der Zinssatz gestützt wurde bei 1,5 bis 2 Prozent". "Das kann man auch sozial staffeln", schlug der CEO vor.

Derzeit gibt es zu wenig leistbaren Wohnraum für die durchschnittliche Wohnbevölkerung. Auch die Mieten am freien Wohnungsmarkt sind stark gestiegen. "Sie haben Ansätze von 17 bis 19 Euro pro Quadratmeter - nicht in tollen Lagen", umriss Strauss die aktuelle Situation.

Gemeinnützige bauten jahrelang zu wenig

"Die Gemeinnützigen haben zu wenig gebaut - schon in den letzten vier, fünf Jahren", betonte der Konzernchef. "Gebaut werden 40.000 Wohnungen pro Jahr", der Bedarf sei jedoch wesentlich höher. "Dadurch, dass Österreich wächst, fehlen einfach Wohnungen. Und viele Wohnungen, die produziert wurden, kann man einfach nicht bezahlen", hielt Strauss fest.

"Die Bauträger haben eher luxuriöse Wohnungen gebaut als leistbare - und dieser Überhang ist der Buckel, der erst einmal abgearbeitet werden muss." Bei diesen Bauträgerwohnungen werde es, wenn nötig, eine Preisanpassung geben. "Die werden billiger oder nicht verkauft."

Lichtstreif am Horizont

Strauss sieht aber bereits einen ersten Lichtstreif am Horizont. "Ich glaube schon, dass der Wohnbau spätestens mit der zweiten Hälfte 2025 wieder besser wird - die Gemeinnützigen bauen schon wieder und vergeben Aufträge, die Ein- und Zweifamilienhäuser werden nachziehen", erwartet der Branchenexperte. "Wenn wir jetzt beginnen zu bauen, ist der Druck noch 24 Monate da", stellte Strauss gleichzeitig klar.

Die Baukrise ist ihm zufolge nur eine Wohnbaukrise - und da vor allem in den Bereichen Ein- und Zweifamilienhausbau sowie gemeinnütziger Bau. "Wegen teurer Finanzierung steht der." Sein Konzern leide unter dem Wohnbauthema nicht so sehr, da er breit aufgestellt sei. "Der Wohnbau ist in der Porr nur 8 Prozent ihrer Bauleistung." Der überwiegende Rest entfällt unter anderem auf Infrastruktur- und Industriebau.

Teil der Misere am heimischen Wohnungsmarkt ist Strauss zufolge, dass die Wohnbaufinanzierung Ländersache ist und dass die Bundesländer die Zweckbindung für die Wohnbaufördermittel vom Bund aufgehoben haben. Diese werden, wie gemeinhin bekannt, vielfach zum Stopfen von Budgetlöchern verwendet.

"Zweckbindung für Wohnbaumittel gehört wieder eingeführt"

"Es ist einfach schade und zeigt die Ineffizienz des Systems", bedauert Strauss. "Die Wohnbaumittel sind ein Thema." In den 70ern und 80ern habe man mit dieser Art der Förderung sehr viel Wohnraum und leistbare Wohnungen geschaffen. "Die Zweckbindung gehört wieder eingeführt."

Von der neuen Bundesregierung wünscht sich der Baukonzernchef "grundsätzliche strukturelle Reformen, die in einigen Bereichen ohne parteipolitisches Kalkül angegangen werden müssen". Er bezog sich dabei unter anderem auf eine langfristige Steuerreform, die Leistungsanreize schafft - "Leistung muss sich auszahlen" -, sowie auf die Felder Industrie, Bildung, Pensionen und Migration.

Gezielte Migration nötig

"Kurzfristig bis mittelfristig brauchen wir eine gezielte Migration, um die Arbeitsplätze zu besetzen und Österreich muss in der Lage sein, selbst zu definieren, wer unter welchen Voraussetzungen nach Österreich kommen darf, was übrigens alle bewunderten Einwanderungsländer tun - Kanada, Australien, Neuseeland und die USA." Diese Thematik gehöre völlig getrennt von der Asyldiskussion, wo Österreich eine limitierte, bewältigbare Anzahl von Asylwerbern aufnehme, denen man helfe.

"Bei uns in Österreich wird Asyl und Migration vermischt im politischen Kuddelmuddel." Die Bevölkerung fühle sich nicht verstanden mit ihren Sorgen, und nicht abgeholt - und das nutzten einige Parteien aus, um Wählerstimmen zu generieren. "Die herrschende Politik ist zu weit vom Bürger entfernt."

(Das Gespräch führte Birgit Kremser/APA)