Mehr Gewinn, weniger Aufträge © APA - Austria Presse Agentur
Der heimische Baukonzern Porr profitiert von großen Infrastrukturaufträgen. Unter dem Strich blieb heuer in den ersten neun Monaten ein Gewinn von 60,8 Mio. Euro - das waren um 22,5 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (49,7 Mio. Euro). Die Bauleistung erhöhte sich um 4,6 Prozent auf 5 Mrd. Euro, der Umsatz um 3,3 Prozent auf 4,6 Mrd. Euro, wie die Porr am Donnerstag bekanntgab. Der Konzern beschäftigte im Schnitt 21.146 Mitarbeitende (plus 3,1 Prozent).
"Die Porr beweist im dritten Quartal 2024 einmal mehr ihre Widerstandskraft. Wir haben erneut den Markt übertroffen", betonte CEO Karl-Heinz Strauss mit Blick auf die gestiegene Bauleistung. Denn in der europäischen Bauwirtschaft insgesamt ging das Produktionsvolumen seit Jahresbeginn bis August 2024 dem Konzern zufolge um durchschnittlich 1,7 Prozent zurück.
Auftragseingang rückläufig
Der Auftragseingang verringerte sich den Angaben zufolge allerdings auch bei der Porr um 9,9 Prozent auf rund 4,8 Mrd. Euro. Bereinigt um den Einmaleffekt des im Vergleichszeitraum gewonnenen Großprojekts Brenner Basistunnel Los H53 sei er "stabil". Es gibt auch große Lichtblicke: In Zentralosteuropa (CEE) "boomt der Infrastrukturbau", berichtete der Baukonzern.
In Polen sei der Ordereingang beispielsweise um über 50 Prozent gewachsen. Das größte Neuprojekt der ersten neun Monate ist den Angaben zufolge die Errichtung einer Abfallverwertungsanlage mit Energierückgewinnung in Gorlice um knapp 100 Mio. Euro. Daneben habe sich die Porr mehrere wesentliche Aufträge im polnischen Straßenbau, die Erweiterung des Flughafens Szczecin und den Bau des Bardzka Hotels in Wrocław gesichert.
Wachstumspotenzial in den Bereichen Datencenter und nachhaltige Infrastruktur
Weiterhin großes Wachstumspotenzial ortet Strauss im Infrastrukturausbau. "Der Erweiterungs- und Modernisierungsbedarf in der Infrastruktur ist unbestreitbar - sanierungsbedürftige Brücken und ein verstärktes Angebot an umweltfreundlicher und schneller Mobilität sind wesentliche Treiber", so der Konzernchef. Im Industriebau werde beim Ausbau der Datencenterkapazität mit starken Zuwächsen gerechnet. In Polen und Deutschland sei der Konzern "mit etlichen Projekten" ein "starker Player" im Wachstumsmarkt Datencenter. "In Europa wird davon ausgegangen, dass sich der Markt bis 2032 verdreifachen wird."
Aber auch der Bereich nachhaltige Infrastruktur - Stichwort Energiewende - sorge für eine solide Auftragslage. So habe sich die Porr mit dem Bau von Pumpspeicherkraftwerken wie etwa Limberg III und Ebensee in Österreich sowie Forbach in Deutschland im Kraftwerksbau etabliert.
Insgesamt sank der Orderbestand heuer in den ersten drei Quartalen im Vergleich zur Vorjahresperiode um 5,8 Prozent auf 8,2 Mrd. Euro. Als Grund für den Rückgang nannte das Management die kontinuierliche Abarbeitung von Großprojekten, insbesondere im Tunnelbau.
Starker Tiefbau, schwacher Wohnbau
Im rückläufigen Auftragsbestand spiegle sich die allgemeine Auftragslage der Bauwirtschaft wider. Der Tiefbau sei derzeit unter anderem dank EU-Förderungen wie der Recovery and Resilience Facility sowie dem mehrjährigen NextGenerationEU-Budget der Wachstumsmotor für die Bauwirtschaft. Er bilde bei der Porr mit 56,9 Prozent den größten Anteil des Auftragsbestands. Dagegen halte der Wohnbau lediglich einen Anteil von 8,2 Prozent, der Anteil des sonstigen Hochbaus betrage 29,4 Prozent.
Ausgehend vom Auftragsbestand rechnet der Vorstand des Unternehmens für das Gesamtjahr 2024 mit einer Produktionsleistung zwischen 6,7 Mrd. und 6,8 Mrd. Euro und mit Umsatzerlösen zwischen 6,15 und 6,25 Mrd. Euro. Das Betriebsergebnis (EBIT) soll zwischen 150 Mio. und 160 Mio. Euro liegen, nach 140,3 Mio. Euro im vorangegangenen Geschäftsjahr. 2023 hatte die Produktionsleistung knapp 6,6 Mrd. Euro erreicht, der Umsatz 6,1 Mrd. Euro.
Die Nettoverschuldung der Porr legte zum Stichtag 30. September 2023 um 42 Prozent von 237 Mio. auf knapp 336 Mio. Euro deutlich zu. Darin seien "auch wesentliche Einmaleffekte, wie die Rückzahlung von Genussrechtskapital und Unternehmensakquisitionen, mit einer Höhe von 118,8 Mio. Euro enthalten", erklärte der Konzern. Das Eigenkapital vergrößerte sich um 3,3 Prozent auf 836 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote blieb mit 19,5 Prozent (Vorjahresperiode: 19,4 Prozent) per Ende September stabil.
Niedrige Margen
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich den Angaben zufolge um 8,8 Prozent auf 249,7 Mio. Euro. Vor Zinsen und Steuern blieb infolge "absoluter Einsparungen beim Materialaufwand" ein Gewinn (EBIT) von 91,9 Mio. Euro (plus 17,8 Prozent). Die EBIT-Marge im Verhältnis zum Umsatz stieg gegenüber der Vorjahresperiode von 1,7 auf 2,0 Prozent. Mittelfristig soll die EBIT-Marge auf 3,0 Prozent steigen, hieß es zuletzt im Sommer. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 lag diese bei 2,3 Prozent.
Der Gewinn vor Steuern (EBT) wuchs heuer in den ersten drei Quartalen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 15,6 Prozent auf 78,6 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie (EPS) ging um 12,4 Prozent auf 1,18 Euro nach oben.