Industrie laut Wifo-Schnellschätzung erstmals wieder leicht im Aufwind © APA - Austria Presse Agentur
Die heimische Wirtschaftsleistung ist heuer zu Jahresbeginn leicht gewachsen. Gegenüber dem Vorquartal ergab sich ein realer Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,2 Prozent, geht aus der aktuellen Schnellschätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) hervor. Demnach verbuchte die Industrie erstmals seit sieben Quartalen wieder einen leichten Anstieg der Wertschöpfung. Im Jahresvergleich lag der Rückgang der Wirtschaftsleistung bei 0,7 Prozent.
Das Plus im ersten Quartal 2025 markiert eine erste Wende, nachdem die Wirtschaftsleistung auf Quartalsbasis rund zweieinhalb Jahre stagniert hatte bzw. geschrumpft war, schrieb das Wifo in der Aussendung am Mittwoch. Positive Impulse kamen demnach von der Industrieproduktion, laut Schnellschätzung dürfte die Wertschöpfung zum Vorquartal um 0,6 Prozent gestiegen sein. "Das ist ein Hoffnungsschimmer, aber es ist eben nur das, ein Schimmer", sagte Wifo-Chef Gabriel Felbermayr dazu im Ö1-Mittagsjournal des ORF. Die Industrieproduktion habe sich zwar etwas erholt, aber von einem sehr niedrigen Niveau. Die Unsicherheiten, auch rund um einen möglichen Zollkrieg, seien weiter groß. Weitere leichte Wachstumsimpulse für das BIP lieferte laut Schnellschätzung der Außenhandel: Die Exporte seien um 1,4 Prozent gestiegen, die Importe hätten um 1,1 Prozent zugelegt.
Wachstum von besonders niedrigem Niveau
Auch Fiskalratschef Christoph Badelt sieht noch keine nachhaltige Erholung: "Diese 0,2 Prozent sind ein Wachstum gegenüber dem letzten Quartal und das letzte Quartal war ganz besonders schlecht", sagte er ebenfalls im Ö1-Mittagsjournal. Das kleine Wachstum im Quartalsvergleich werde demnach nur dazu führen, dass die aktuellen Prognosen für das Gesamtjahr 2025 halten und es bei einem kleinen Minus des BIP bleibt. Die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS hatten Ende März einen Rückgang um 0,3 bzw. 0,2 Prozent für 2025 prognostiziert. Damit wäre 2025 das dritte Rezessionsjahr in Folge.
Wifo-Studienautor Michael Scheiblecker führt das überraschende Plus in der Industrie und im Außenhandel auch auf Vorzieheffekte bei Importen aus den USA zurück. Viele Unternehmen hätten mit dem Aufkeimen der Diskussionen rund um eine Erhöhung der US-Zölle begonnen, sich mit Waren aus dem Ausland einzudecken. "Davon könnte auch Österreich ein wenig profitiert haben und das könnte die Industrieproduktion im ersten Quartal angehoben haben", sagte der Wirtschaftsforscher im Ö1-Mittagsjournal. Es bleibe aber abzuwarten, ob es sich dabei um einen nachhaltigen Aufschwung handelt. "Dennoch rechnen wir im heurigen Jahr, vor allem in der zweiten Hälfte, mit einer wirklich nachhaltigen Besserung der konjunkturellen Lage", sofern es keine Überraschungen mehr in der US-Zollpolitik gibt, sagte Scheiblecker.
Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastro verbuchten Minus
Die Bauwirtschaft ist weiter von einer trägen Dynamik bestimmt (-0,2 Prozent), geht aus der Wifo-Schnellschätzung hervor. Auch die konsumnahen Dienstleistungen verbuchten eine schwache Entwicklung. Im Bereich Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie ging die Wertschöpfung demnach um 0,4 Prozent zurück. Bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen ergab sich ein Plus von 0,5 Prozent.
Nachfrageseitig habe die Konsumnachfrage die Konjunktur gestützt. Die Nachfrage privater Haushalte sei marginal um 0,1 Prozent gestiegen, jene der öffentlichen Hand deutlicher um 0,4 Prozent. Die Bruttoanlageinvestitionen seien mit -0,1 Prozent leicht gesunken.
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) reagierte in einer Aussendung zuversichtlich: "Die ersten Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung sind ermutigend und zeigen, dass sich die Lage, insbesondere in der Industrie und beim Export, langsam verbessert". Der Minister will "den eingeschlagenen Kurs" weiterverfolgen, Ziel seien nachhaltiges Wachstum und sichere Arbeitsplätze in Österreich.
Die FPÖ forderte die Regierung unterdessen auf, sich nicht auf "dem mageren Plus" auszuruhen. "Die Regierung muss jetzt jedenfalls strukturelle Reformen auf den Weg bringen - andernfalls bleiben diese schwach positiven Zahlen nur ein kurzer Zwischenstopp auf unserer mehrjährigen wirtschaftlichen Talfahrt", so Wirtschaftssprecherin Barbara Kolm laut Aussendung am Mittwoch.
Wirtschaftsleistung der Eurozone legte zu
In der Eurozone wuchs die Wirtschaft zu Jahresbeginn auch dank der Erholung in Deutschland überraschend stark. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von Jänner bis März um 0,4 Prozent zum Vorquartal, wie die EU-Statistikbehörde Eurostat am Mittwoch mitteilte. In diesem Tempo hatte die Wirtschaft auch im Schlussquartal 2024 zugelegt. Die deutsche Wirtschaft wuchs um 0,2 Prozent, die französische um 0,1 Prozent und Italiens Wirtschaft legte um 0,3 Prozent zu. Das BIP in Spanien wuchs sogar um 0,6 Prozent.