Die Reisebüros sind zuversichtlich für ihre Geschäfte © APA - Austria Presse Agentur
Die Mehrheit der Reisebüros erwartet heuer eine Umsatzsteigerung, ergab eine Umfrage des Fachverbandes. Zwei von drei Betrieben sind zufrieden mit dem Geschäft. Der Sommer alleine dürfte aber weniger gut laufen, für diese Zeit gibt es gleich viele positive wie negative Erwartungen. Die Preise seien zwar gestiegen, kompensierten die Kosten aber nicht zur Gänze, die Erträge seien "tendenziell gesunken", sagt der Reisebürosprecher in der Wirtschaftskammer, Gregor Kadanka.
Rund ein Drittel der Reisen würden in Österreich über Reisebüros gebucht, tendenziell suchten Urlaubende für längere und teurere Reisen die Expertise und die Sicherheit, die mit einer Buchung im Reisebüro verbunden sei, so Kadanka am Mittwoch vor Journalisten. Frühbuchungen waren heuer demnach sehr stark. Wer sehr flexibel bei der Zeit und der Destination ist, hat zwar noch Möglichkeiten, kurzfristig ein günstiges Angebot zu finden, aber "die großen Zeiten des Last-Minute sind sicherlich vorbei", sagte Kadanka. Denn während Reisebüros früher im Voraus fixe Kapazitäten kaufen und diese dann allenfalls günstig abstoßen mussten, werden heute Flüge und Hotels dank moderner Technologie und Plattformen "in der Minute gepreist und gehandelt". Es liegen kaum mehr Angebote "auf Lager".
Weniger Gäste aus den USA und Japan
Der heimische Tourismus müsse mit plötzlichen und dabei starken Schwankungen beim Reiseinteresse leben. So sei im Februar die Nachfrage nach USA-Reisen plötzlich spürbar eingebrochen, als die negativen Berichte über das Land nach der Vereidigung Donald Trumps zum Präsidenten zunahmen. Aber auch Gäste aus Japan bleiben derzeit oft aus, da der Wechselkurs Europa für Japaner stark verteuert habe. Im Gegenzug erleben Reisen nach Japan "einen kleinen Boom", durch die günstigen Preise, aber auch durch die Weltausstellung (EXPO) in Osaka angekurbelt.
Während die weltweite Reiselust zurückgekehrt ist und das Geschäft im Wesentlichen gut läuft, bereiten Kadanka bürokratische Hürden Kopfzerbrechen. So gebe es in Europa nur für europäische Reiseveranstalter und Reisen in Europa eine Margensteuer - das sei eine "Strafsteuer" für Europas Reisebüros. "Standortpolitik schaut ein bisserl anders aus." Außerdem drohe eine massive Verschlechterung durch eine Überarbeitung der Pauschalreiserichtlinie der EU. Schon jetzt sei das EU-Gesetz kompliziert und nicht konsumentenfreundlich, "da hat man vor allem ein Konjunkturprogramm für booking.com und Airbnb geschaffen".
Mehr Bürokratie durch Reform der Pauschalreiserichtlinie droht
Aktuelle Änderungsvorschläge im EU-Parlament würden noch mehr Komplexität hinzufügen. So sei etwa in Überlegung, dass Reisebüros künftig auch für unvorhergesehene Ereignisse am Abreiseort haften sollen, nicht nur am Urlaubsort. Käme so eine Bestimmung, hätten etwa Menschen, die im Vorjahr in Tulln von den verheerenden Überschwemmungen betroffen waren, das Recht von der Reise zurückzutreten. Solche Risiken müssten aber eingerechnet werden und würden die Pauschalreisen verteuern, warnt Kadanka. Noch mehr stört ihn aber, dass künftig mehrere Leistungen, die innerhalb von ein paar Stunden gebucht werden, zu einer Pauschalreise zusammengefasst würden. Das würde dazu führen, dass niemand mehr genau weiß, ob eine Buchung eine Pauschalreise darstelle.
Kritik übt Kadanka auch daran, dass noch "einige hundert" österreichische Kunden des Reisebüros FTI, das vor einem Jahr pleite ging, ihr Geld nicht zurückerhalten haben. Die überwältigende Mehrheit der österreichischen Buchungen habe zwar von den Reisebüros selber rasch und unbürokratisch abgewickelt werden können, aber jene Kunden, deren Geld bereits an FTI überwiesen war, würden nun in den Mühlen der deutschen Auszahlungsgesellschaft DRSF (Deutscher Reisesicherungsfonds) festhängen und warteten bis heute auf ihr Geld. "Da sind wir sehr unglücklich." Nachdem Kontakt mit dem DRS nichts gebracht habe und auch der Gang zur Aufsichtsbehörde, dem deutschen Justizministerium kein Ergebnis brachte, habe man wegen dem bürokratischen und langen Prozess kürzlich eine Beschwerde an die EU-Kommission eingebracht.
Durchwachsene Erfahrungen mit KI
Eher durchwachsen ist die Erfahrung der Branche mit künstlicher Intelligenz (KI). Sie helfe zwar, "aber die Sicherheit, dass die Information auch stimmt, ist noch nicht gegeben". Die Reisebüromitarbeitenden seien noch mehr gefordert, da Faktenchecks aufwendig seien. Den Versuch, "KI direkt auf den Kunden loszulassen, haben sie ganz schnell wieder gelassen", so Kadanka über einige experimentierfreudige Reisebüros. Gerade die Streckenplanung funktioniere oft nicht, die angegebenen Zeiten seien dann in der Realität nicht einzuhalten. Ganz schwach sei die KI auch bei aktuellen Informationen wie etwa Reisewarnungen.
Immerhin einen kleinen Erfolg mit der Bürokratie kann die Branche verbuchen. Die bisherige Bezeichnung als Reisebüroassistent/Reisebüroassistentin soll auf Reisebürokaufmann/Reisebürokauffrau geändert werden. Es fehle dazu nur mehr das OK des Bildungsministeriums.