Die steirischen Autozulieferbetriebe befinden sich in einer schwierigen Phase: Während bei Magna in Graz Aufträge wegfallen und Mitarbeiter gekündigt werden müssen, konzentrieren sich die meisten auf neue Hersteller und Kunden, teilweise aus Asien, um an neue Aufträge zu kommen. Die Stimmung der Branche ist durchwegs angespannt. Manche üben auch Kritik an der europäischen Strategie.

Seitens Magna Steyr bestätigte man, dass Ineos nicht wie geplant die Fertigung in Graz startet. Der Produktionsstart ruhe. Die finanziellen Schwierigkeiten bei Fisker hatten schon davor zu einem Wegfall eines Auftrags geführt. Das Modell Ocean wurde in Graz gebaut, etwa 10.000 Stück. Die Produktion ist aber mittlerweile ebenfalls eingestellt. Der Renner ist allerdings immer noch die Mercedes G-Klasse. Rund 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden derzeit am Standort in Graz beschäftigt. Einen Höchststand hatte es zuletzt 2018 mit rund 11.000 Beschäftigten gegeben.

Auf APA-Anfrage hieß es, dass Magna weiterhin in engem Austausch mit europäischen Herstellern sei, aber auch mit chinesischen Autobauern, die nach Europa drängen würden. "Wir sehen da Potenzial", sagte ein Sprecher. Doch noch müssen die Wunden geleckt werden, denn die Ineos-Produktion von bis zu 30.000 Stück pro Jahr hätte rund 2.000 Arbeitsplätze gesichert.

Josef Windbacher, Automotive-Experte vom steirischen Leiterplattenhersteller AT&S, ortet indessen zwar eine "angespannte Situation" am Automobilsektor und meinte im Gespräch mit der APA, dass der Preisdruck anhalte. AT&S halte aber mit "Effizienzprogrammen" entgegen und konzentriere sich in der aktuellen "Stagnationsphase" auf die Entwicklung künftiger Technologien. Ein Wachstum der Automobilsparte sei dann für später wieder klar zu erwarten, vor allem wenn die Wirtschaft wieder anspringe.

Er sprach weiters von einer Transformationsphase, die das Unternehmen mit Hauptsitz in Leoben für das Weitertreiben neuer Technologien nutze - beispielsweise im Bereich der Batteriemanagementsysteme oder dem autonomen Fahren. Der Umsatz in der Automobilsparte von AT&S sei historisch immer schon gewachsen, da immer mehr Datentechnologie in die Autos komme: 2025 wird es rund 100 Mio. vernetzte Fahrzeuge weltweit geben. Eine Studie von Intel besagt, dass ein selbstfahrendes Auto Datenmengen im Umfang von rund vier Terabyte pro Tag produzieren wird. Der erwartete Datenverkehr werde sich daher auf etwa eine bis zehn Mio. Terabyte Daten pro Monat belaufen, skizzierte AT&S.

Manfred Kainz, 36 Jahre lang Geschäftsführer bei TCM International und damit auch erster Gesellschafter des ACStyria, ist der Meinung, dass die aktuelle wirtschaftliche Lage auf europäische Fehlentwicklungen zurückgehe: "Wir haben es in Europa verabsäumt, uns auf die Zukunft einzustellen. Es wurde zwar erkannt, aber die Politik hat es nicht verstanden." Anstelle sich für die Zukunft aufzustellen, habe man in Europa begonnen das zu verbieten, was man könne. Während andere Nationen mit offenen System arbeiten würden, sei in Europa gestritten worden und dann kamen Krisen wie die Corona-Pandemie. China dagegen habe sich "fleißig weiterentwickelt", das spüre man nun in Europa. Vor allem Deutschland und Frankreich als Treiber der Autoindustrie würden schwächeln. Bei TCM spüre man das auch. Es laufe zwar bisher gut, "aber der deutsche Markt war ein Wachstumsmarkt". Nun würden die Abnehmer wegfallen.

Gerald Lackner, CEO bei AVL DiTEST, sieht die Lage ebenfalls ambivalent: "Nicht nur die steirische, sondern die weltweite Automobilindustrie befindet sich derzeit mitten im größten Technologiewandel ihrer Geschichte. Das bringt den Effekt mit, dass manche Bereiche so boomen, dass man kaum die notwendigen Fachkräfte bekommt, in anderen zeigt die Kurve leider etwas nach unten. Allgemein würde ich sagen, dass man wegen des Wandels eine spürbare Vorsicht bei großen Investitionen merkt." AVL DiTEST hat 2023 einen Rekordumsatz verbucht und sieht sich dank vieler Investitionen in Forschung und Entwicklung gut aufgestellt.

(APA)