Der designierte US-Präsident Donald Trump hat breite Zölle auf Waren aus Mexiko, Kanada und China angekündigt. Demnach sei bei Importen aus Mexiko und Kanada ein Zollgrundtarif von 25 Prozent geplant, sowie von zusätzlichen 10 Prozent auf Importe aus China. Dies trifft auch rund 100 heimische Unternehmen, die in Mexiko investiert sind, ein Drittel davon liefert der Autoindustrie zu.
"Umfangreiche US-Zölle gegen mexikanische Importe würden somit auch österreichische Unternehmen direkt treffen und Österreichs Exportwirtschaft weiter unter Druck setzen", hieß es am Dienstag auf APA-Anfrage aus der Wirtschaftskammer (WKÖ).
Rechtliche Fragen noch offen
Allerdings müsse man erst abwarten, was Trump als Präsident tatsächlich tue, sagte Igor Sekardi, Bereichsleiter für Internationale Beziehungen und Märkte in der IV. Im Wahlkampf wollte Trump gegen Waren aus China noch 60 Prozent Zoll verhängen, nun habe er von 10 Prozent gesprochen, so Sekardi im Gespräch mit der APA. Dabei gelte China als Hauptgegner der USA. Mit Mexiko und Kanada wiederum seien die USA in einer von Trump maßgeblich beeinflussten Freihandelszone - es stelle sich die Frage, wie so eine Maßnahme rechtlich umsetzbar sei. "Es stellen sich viele rechtliche Fragen, da muss man schauen, was davon und in welcher Form tatsächlich kommt", sagt Sekardi. Auch sei noch unklar, ob es sich um zusätzliche Abgaben handle oder als Teil früherer Ankündigungen zu sehen sei.
Mexiko wichtigster US-Handelspartner
Mexiko sei mittlerweile der siebentgrößte Autoproduzent der Welt. Mexiko ist nach den USA und China der wichtigste Handelspartner Österreichs außerhalb Europas, teilte die WKÖ weiters mit. Neben dem Maschinenbau zählen vor allem Eisen- und Stahl- sowie Aluminiumprodukte zur österreichischen Exportpalette. Wie genau sich künftige US-Zölle auf österreichische Exporte und Investitionen in Mexiko auswirken "hängt naturgemäß von der konkreten Ausgestaltung der Maßnahmen ab", so die WKÖ.
Weiters war im September Mexiko der wichtigste Handelspartner der USA, mit knapp 16 Prozent des gesamten Handelsvolumens, gefolgt von Kanada mit knapp 14 Prozent. Sonderzölle würden daher auch US-Autobauer in Mexiko stark treffen, gab die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum zu bedenken. Daher fordert Mexiko von Trump Verhandlungen über die Handelspolitik.
Insofern sei es noch schwierig zu sagen, in welcher Form österreichische Firmen betroffen sein werden. Für heimische Unternehmen sei bei einer Investition in Mexiko die Möglichkeit, zollfrei in die USA zu exportieren, laut WKÖ nur einer von vielen Punkten für die Standortentscheidung.
Freihandelsabkommen wären wichtig für EU-Wirtschaft
Es wäre nun "wirklich extrem wichtig, dass man nicht wie 2016 (bei Trumps erster Präsidentschaft, Anm.) in Europa in Schockstarre verfällt", sondern rasch "auf die neue Administration zugeht", um für die EU vorteilhafte Bedingungen für den Handel mit den USA auszuhandeln, so Sekardi. Klar sei, dass man "Europas Interessen mit aller Resolutheit vertreten" müsse. Aber zugleich sollte man eine Eskalation vermeiden.
Die USA seien für die EU wie auch für Österreich im Speziellen ein sehr wichtiger und in den vergangenen Jahren stabiler Handelspartner. Ein Freihandelsabkommen mit den USA wäre für Europa, das in der Wettbewerbsfähigkeit hinter den USA herhinkt, sehr hilfreich. Das gelte auch für das stockende Freihandelsabkommen mit Südamerika (Mercosur), plädiert Sekardi für einen raschen Abschluss.
Handelskonflikt vermeidbar
Die IV sieht in Bezug auf die Wirtschaftsbeziehungen mit den USA durchaus Handlungsbedarf. Das transatlantische Verhältnis sollte "proaktiver" angegangen und gestaltet werden. Dabei müsse Europa angesichts Trumps Fixierung auf den Warenhandel und seiner Ankündigungen von Steuersenkungen und billigeren fossilen Energieträgern "noch mehr an seiner Wettbewerbsfähigkeit arbeiten". Im Außenhandel müsse Europa - und Österreich im Speziellen - noch mehr auf Diversifizierung, also die Suche neuer Absatzmärkte, setzen.
Allerdings könnte ein Handelskonflikt vermieden werden, wie der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, anmerkt. "Wenn Europa ihm in einigen Punkten entgegenkommt, beispielsweise mehr Militärausgaben, mehr Käufe von Rüstungsgütern in den USA, mehr Flüssiggas aus den USA, könnte sich ein echter Handelskrieg USA-EU noch vermeiden lassen", sagt Schmieding.
(APA)