Trotz kurzfristiger Risiken wie dem großen Streik in der Autoindustrie rechnet US-Finanzministerin Janet Yellen mit einer "weichen Landung" der weltgrößten Volkswirtschaft. "Was ich in der Wirtschaft sehe, ist eine Abkühlung auf dem Arbeitsmarkt, die auf gesunde Weise stattfindet und nicht mit Massenentlassungen einhergeht", sagte Yellen in einem am Dienstag veröffentlichten Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters.
Die US-Autogewerkschaft UAW hat ihren Streik bei den drei großen Herstellern GM, Ford und Stellantis zuletzt fortgesetzt. Sie will 36 Prozent mehr Lohn für eine Laufzeit von rund vier Jahren durchsetzen. "Der Präsident beobachtet die Situation genau, hat Leute nach Detroit geschickt", sagte Yellen. Er fordere die Autohersteller zu aktiven Verhandlungen mit den Gewerkschaften auf, "um einen fairen Deal zu erzielen".
Den erneuten Haushaltsstreit mit den oppositionellen Republikanern kritisierte die Demokratin. "Er stellt ein unnötiges Risiko für die Wirtschaft und das normale Funktionieren der Regierung dar", sagte Yellen. Ende September geht der US-Regierung das Geld aus, wenn sich beide Seiten nicht einigen können. Dann droht ein sogenannter "Shutdown", bei dem die Regierung keine Löhne mehr zahlen könnte und einen Teil der Verwaltung schließen müsste. Einige Republikaner im Repräsentantenhaus fordern Ausgabenkürzungen, die über das im Juni vereinbarte Niveau hinausgehen.
Yellen erwartet keine größeren wirtschaftlichen Folgen für ihr Land durch die maue Konjunktur in China. "Es könnte einige Auswirkungen auf die Vereinigten Staaten geben, aber ich glaube, dass diese relativ gering sind", sagte Yellen in einem Interview mit dem Fernsehsender MSNBC. "Es sind die Länder in Asien, die wahrscheinlich stärker betroffen sein werden." Der Industriestaatenklub OECD sieht in einer stärkeren Konjunkturabkühlung der Volksrepublik ein Hauptrisiko für die Weltwirtschaft. "Hohe Schulden und der schwächelnde Immobiliensektor sind bedeutende Herausforderungen", hieß es dazu. Außerdem erhole sich der dortige Konsum nach der strengen Corona-Politik nur allmählich.
(APA)