US-Präsident Trump zeigte sich zuletzt kompromissbereit © APA - Austria Presse Agentur

Die USA haben sich nach Angaben des Weißen Hauses bei den Gesprächen in Genf mit China im Zollstreit geeinigt - und damit einen möglichen Durchbruch im festgefahrenen Handelskonflikt erzielt. Details gab es zunächst nicht. Beide Seiten kündigten für Montag eine Erklärung an. Der chinesische Auslandsfernsehsender SGTN meldete "einen wichtigen Konsens".

Beide Seiten wollten einen Rahmen für Wirtschafts- und Handelskonsultationen schaffen, um weitere Fragen in beiderseitigem Interesse zu besprechen. An den Gesprächen nahmen unter anderem US-Finanzminister Scott Bessent und der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer sowie der chinesische Vize-Ministerpräsident He Lifeng teil.

Das Weiße Haus veröffentlichte eine Mitteilung, die mit "USA kündigen China-Handelsabkommen in Genf an" überschrieben war. Konkreter wurde die Mitteilung aber nicht. Greer sprach nach Abschluss der Gespräche in Genf von einem "Deal", Bessent von "substanziellen Fortschritten".

Der chinesische Delegationschef He sprach anschließend ebenfalls von substanziellen Fortschritten. Beide Seiten hätten einen wichtigen Konsens erzielt. Man habe einen Konsultationsmechanismus für Handels- und Wirtschaftsfragen vereinbart. Aufgrund beiderseitiger Bemühungen sei das Treffen produktiv gewesen und ein wichtiger erster Schritt. Details würden beide Seiten am Montag gemeinsam bekannt geben. Auf die Frage nach dem genauen Zeitpunkt der geplanten Bekanntgabe erklärte der chinesische Vize-Handelsminister Li Chenggang lediglich, es werde sich um eine gute Nachricht für die Welt handeln.

WTO-Chefin erfreut - Investoren verhalten optimistisch

Die Chefin der Welthandelsorganisation, Ngozi Okonjo-Iweala, zeigt sich "erfreut über das positive Ergebnis" der Handelsgespräche zwischen den USA und China. "Ich fordere beide Staaten auf, diese Dynamik zu nutzen, indem sie weiterhin praktische Lösungen entwickeln, die Spannungen verringern, Berechenbarkeit wiederherstellen und das Vertrauen in das multilaterale Handelssystem stärken", erklärte die WTO-Generaldirektorin. Dies sei auch für den Rest der Welt wichtig, einschließlich der schwächsten Volkswirtschaften.

"Ich halte das für einen Schritt in die richtige Richtung. Es ist nicht wahrscheinlich, dass dies eine dramatische Markterholung auslöst, aber es wird sicherlich auch keinen Verkaufsdruck erzeugen", sagte Eric Kuby, Investmentchef der North Star Investment Management Corp. David Wagner von Aptus Capital Advisors erklärte, zwar sei bereits Optimismus in den Markt eingepreist. "Aber die positive Stimmung rund um das Thema sollte eine Markterholung weiter vorantreiben."

Gennadiy Goldberg von TD Securities gab jedoch zu bedenken die Vereinbarung könne weniger substanziell sein als erwartet: "Dann könnte sich der Markt enttäuscht abwenden." Skeptisch äußerte sich Christopher Hodge von Natixis: "Ich denke, die Risiken zum extrem Negativen sind zwar vom Tisch. Aber am Ende werden die Zölle immer noch dramatisch höher sein und das Wachstum in den USA belasten."

Gespräche in Genf als Chance

Trump hat die Beziehungen zu China nach seinem Amtsantritt mit massiven Zöllen auf chinesische Produkte auf einen Tiefpunkt gebracht. Sie liegen zurzeit bei 145 Prozent. China reagierte mit 125 Prozent Zöllen auf US-Produkte. Das Kräftemessen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt hat Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft, mit besonders verheerenden Folgen für Entwicklungs- und Schwellenländer.

Beide Länder versuchten bisher den Eindruck zu erwecken, dass sie am jeweils längeren Hebel sitzen und nicht den ersten Schritt machen müssen, um auf die andere Seite zuzugehen. Die Gespräche in Genf sollten nun eine Wende einleiten. Man habe schnell Gemeinsamkeiten festgestellt, was nahelege, dass die Differenzen nicht so groß waren wie gedacht, sagte Greer nach Abschluss der Gespräche.

China prangert Schaden an und umwirbt andere Handelspartner

Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua, ein Sprachrohr der regierenden Kommunistischen Partei, schrieb am Sonntag in einem Kommentar vor dem Ende der Gespräche, wenn Washington Handelskonflikte wirklich über Dialog lösen wolle, müsse es sich zunächst mit dem Schaden auseinandersetzen, den seine durch Zölle getriebene Politik dem globalen Handelssystem und seiner eigenen Wirtschaft und seinen Bürgern zugefügt habe.

Peking wirbt unterdessen aktiv um andere Handelspartner. Der "übergroße Markt" Chinas biete mehr Möglichkeiten für Produkte aus Lateinamerika und der Karibik, sagte ein hochrangiger Beamter des Außenministeriums am Sonntag. Bei einem Forum mit Regierungsvertretern der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC) kommende Woche in Peking sollen unter anderem Kooperationen bei Rohstoffen, Nahrungsmitteln und Infrastruktur beschlossen werden.