Derzeit steht die Produktion still © APA - Austria Presse Agentur
In zwei Wochen muss die KTM die 30 Prozent Barquote an die Gläubiger beim Sanierungsverwalter erlegen. Das sind knapp 600 Mio. Euro, von denen bisher nicht bekannt ist, wie sie aufgebracht werden sollen. Aktuell steht das Werk in Mattighofen wegen fehlender Bauteile still. Alle Seiten bemühen sich, Optimismus zu versprühen, doch ob die Rettung gelingt, ist weiter ungewiss.
Die dunklen Wolken über dem Wirtschaftsimperium des Industriellen Stefan Pierer waren im Vorjahr recht rasch aufgezogen. Vor einem Jahr wirkte man noch rennfit, dann häuften sich Kündigungswellen und andere Hiobsbotschaften, Ende November ging es dann Schlag auf Schlag: Zuerst leitete die übergeordnete Pierer Industrie AG ein europäisches Restrukturierungsverfahren - ein neuartiges Vor-Insolvenzverfahren - ein. Wenige Tage später beantragten die KTM AG und die Töchter KTM Components sowie KTM F&E Sanierungsverfahren. Auch die Produktion wurde bei Lohn- und Gehaltseinbußen für drei Monate stillgelegt.
Werk steht still
Bei der KTM-Prüfungstagsatzung im Jänner meldeten 1.200 Gläubiger Forderungen von rund 2,2 Mrd. Euro an, im Februar akzeptierten sie den Sanierungsplan, wonach sie 30 Prozent Barquote bekommen sollen. Zwar schoss der indische Miteigentümer Bajaj mehrfach Geld zu, um die Fortführung des Werks abzusichern, mit Anfang Mai wurde die Produktion aber erneut heruntergefahren, weil die Lieferketten unter der Insolvenz gelitten hatten und man keine Bauteile mehr hatte.
Wieder sollen die Maschinen für drei Monate stillstehen und die Belegschaft bekommt neuerlich nur für 30 Stunden bezahlt. Danach hofft man, die Fertigung wieder hochfahren zu können. Voraussetzung ist aber, dass die Gläubiger bis 23. Mai ihr Geld bekommen - und dafür braucht es einen Investor. Der laufende Investorenprozess verzögert sich etwas. Aus einer angestrebten Kapitalerhöhung wurde vorerst nichts, aber die Aktionäre genehmigten in einer Hauptversammlung Ende April die Verpfändung der von der Gesellschaft gehaltenen KTM-Aktien. Damit soll Geld aufgebracht werden, um die Quote bedienen zu können.
Ärger zwischen Pierer und Zöchling
Für Stirnrunzeln sorgte zuletzt auch dicke Luft zwischen dem langjährigen KTM-Chef Stefan Pierer, der sich mittlerweile zurückgezogen hat, und Stephan Zöchling, gleichzeitig Vorstand in der Pierer Industrie, Aufsichtsratschef der KTM-Mutter Pierer Mobility und dem Vernehmen nach ein möglicher KTM-Investor. Pierer soll Aktien an Zöchlings Dabepo Holding verpfändet haben, die dieser mangels Rückzahlung nun offenbar zu Geld machen will, es soll um 65 Mio. Euro gehen. Pierer will sich notfalls mit gerichtlichen Schritten dagegen wehren.
Pierers Einstieg beim Feuerwehrausstatter Rosenbauer ging indes wie geplant über die Bühne. Das Robau-Konsortium, in dem neben Pierer auch Red Bull-Erbe Mark Mateschitz und zwei der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich zuzuordnende Firmen vertreten sind, hält nun rund 55 Prozent.