Trump und Starmer telefonieren live zu Abkommen © APA - Austria Presse Agentur
US-Präsident Donald Trump hat ein erstes Handelsabkommen nach der Verhängung weltweiter Zölle bekanntgegeben. In einem live im Fernsehen übertragenen Telefonat gab er am Donnerstag zusammen mit dem britischen Premierminister Keir Starmer die Vereinbarung bekannt, deren Details noch ausgearbeitet werden sollen. Trump sprach von einem "Durchbruch-Deal". Starmer zufolge sollen die Vereinbarungen so bald wie möglich in Kraft treten.
"Dies ist ein wirklich fantastischer, historischer Tag", sagte er. Trump kündigte an, Gespräche mit den Europäern führen zu wollen. Die EU-Kommission schlug für den Fall eines Scheiterns Gegenmaßnahmen mit einem Volumen von 95 Mrd. Euro vor.
Nach dem Telefonat zwischen Trump und Starmer gaben die Regierungen in Washington und London getrennt vor der Presse Details bekannt. Demnach bleiben die Zehn-Prozent-Zölle der USA gegen Großbritannien bestehen. Großbritannien senkt seinerseits seine Zölle für US-Waren von 5,1 auf 1,8 Prozent. Die von Trump eingeführten Aufschläge auf Stahl und Aluminium werden komplett gestrichen. Die britische Regierung erklärte, es werde einen gegenseitigen Marktzugang für Rindfleisch geben, ein im Königreich strittiges Thema wegen der unterschiedlichen Auflagen für Lebensmittelsicherheit. Die britischen Aufschläge auf Ethanol aus den USA werden ganz abgeschafft.
"James Bond hat nichts zu befürchten"
Bei britischen Autoausfuhren in die USA soll ein abgestuftes Verfahren greifen. Nach den Angaben aus London sollen die einheimischen Hersteller ein Kontingent von 100.000 Autos pro Jahr erhalten, die zum Basissatz von zehn Prozent in die USA eingeführt werden können. Das entspricht fast den gesamten britischen Autoexporten des vergangenen Jahres. Wie das US-Handelsministerium mitteilte, soll für alle darüber hinaus importierten Autos ein Aufschlag von 25 Prozent gelten. US-Handelsminister Howard Lutnick zufolge werden britische Unternehmen nun Flugzeugteile zollfrei in die USA exportieren. Im Gegenzug wird erwartet, dass eine britische Fluggesellschaft Boeing-Maschinen im Wert von zehn Milliarden Dollar kauft.
Einige Themen wurden zunächst ausgeklammert und sollen getrennt behandelt werden. So bleibt die von Trump scharf kritisierte britische Steuer auf digitale Dienstleistungen. Auch Gespräche über geplante US-Zölle auf im Ausland produzierte Filme stehen aus.
Experte: Zölle für EU und andere wohl "verdamm viel höher"
Analysten verwiesen in ersten Reaktionen insbesondere darauf, dass der von Trump eingeführte Basiszoll von zehn Prozent weiter bestehen werde. "Während wir die Einzelheiten abwarten, ist bereits klar, dass sich die Lage des Vereinigten Königreichs beim Handel mit den USA im Vergleich zu gestern verbessert hat", sagte der Investmentstratege Lindsay James von Quilter in London. "Aber die Situation ist immer noch viel schlechter als vor sechs Monaten." Dem pflichtete der Stratege Michael Brown von Pepperstone bei: "Die wichtigste Erkenntnis aus all dem ist für mich, dass der Basiszoll von zehn Prozent immer noch gilt, egal, was sie vereinbart haben." Wenn dies bei einer so sehr befreundeten Nation wie Großbritannien gelte, dürften die US-Zölle für die EU, China oder Japan "verdammt viel höher" ausfallen.
Die EU-Kommission legte am Donnerstag einen Vorschlag für Gegenmaßnahmen der 27 Mitgliedstaaten vor, sollten die Verhandlungen mit den USA keinen Erfolg bringen. Sie würden Wein, Bourbon und andere Spirituosen, Fisch, Flugzeuge, Autos und Autoteile, Chemikalien, Elektrogeräte, Gesundheitsprodukte und Maschinen aus den USA treffen, mit einem Gesamtvolumen von 95 Milliarden Euro. "Die EU ist nach wie vor fest entschlossen, ein Verhandlungsergebnis mit den USA zu erzielen", erklärte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. "Gleichzeitig bereiten wir uns weiter auf alle Eventualitäten vor."