Jahrespressekonferenz der Infineon Technologies Austria AG (v. l. n. r.): Thomas Reisinger, Vorstand für Operations; Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende; Jörg Eisenschmied,Finanzvorstand und Oliver Heinrich, Ex-Finanzvorstand © Infineon Technologies Austria/APA-Fotoservice/Hörmandinger
Infineon Austria hat sein Geschäftsjahr 2023 erfolgreich abgeschlossen. Dekarbonisierung und Digitalisierung treiben dabei das Wachstum voran.
Lösungen für die Dekarbonisierung und Digitalisierung haben für Infineon Austria im vergangenen Jahr ein Umsatz- und Ergebnisplus gebracht. Das berichtete die Österreich-Tochter des deutschen Halbleiterkonzerns im Rahmen ihrer Jahrespressekonferenz Anfang Dezember 2023 und ging dabei ins Detail: Das Unternehmen erwirtschaftete einen Umsatz von 5,6 Milliarden Euro, wenngleich die herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den letzten Monaten des Geschäftsjahres bereits spürbar waren. Das Bild auf den globalen Zielmärkten war dabei zweigeteilt:
Das strukturelle Halbleiterwachstum in Bereichen wie erneuerbare Energien und Elektromobilität ist ungebrochen. Consumer-, Kommunikations-, Computing- und IoT-Anwendungen durchlaufen weiterhin ein Nachfragetief. Infineon ist in Österreich mit seinem umfassenden Fokus auf Leistungselektronik in Wachstumsfeldern, die die grüne und digitale Transformation vorantreiben, sehr gut aufgestellt. Das schwierige geopolitische und gesamtwirtschaftliche Umfeld lässt jedoch auf absehbare Zeit eine volatile Marktentwicklung erwarten.
Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG, erklärte im Rahmen der Jahrespressekonferenz: „Wir freuen uns über ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr, trotz einer deutlich schwierigeren wirtschaftlichen und geopolitischen Situation. Eines hat sich gezeigt: Intelligente und nachhaltige Technologien sind für die grüne und digitale Transformation essenzielle Bausteine. Mit den bei Infineon in Österreich entwickelten und gefertigten ‚Energiesparchips‘ tragen wir zum Erreichen der Klimaziele bei. Gerade die Leistungselektronik ist ein wichtiger Hebel für das Gelingen des Green Deals, der gleichzeitig so ausgerichtet sein muss, dass er die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen stärkt.“
Investitionen gehen vorwiegend in Dekarbonisierung und Digitalisierung
Im Geschäftsjahr 2023 wurden die Investitionen um zehn Prozent erhöht und betrugen 628 Millionen Euro. Der Großteil floss in Entwicklung und Produktion von Technologien, die Anwendungen immer energieeffizienter und damit umweltfreundlicher machen. Investiert wurde einerseits in Sachanlagen für die Produktion von 300-Millimeter-Leistungshalbleitern auf Basis von Silizium sowie in Produktionskapazitäten für die neuen Halbleitermaterialien Siliziumkarbid (SiC) und Galliumnitrid (GaN).
Sie sind wegweisende Materialien für noch effizientere Leistungshalbleiter der Zukunft. Mit Investitionen von rund 250 Millionen Euro, knapp 40 Prozent der Gesamtinvestitionen, in neue Produktionskapazitäten für die Volumenfertigung sowie Technologieentwicklung wird die Marktrelevanz in diesem Bereich unterstrichen.
Ausbau am Standort Villach
Im Geschäftsjahr 2023 wurde ein neues Fertigungsgebäude mit rund 6.000 m2 Bruttogeschoßfläche für zusätzliche Produktion und Entwicklung von SiC- und GaN-Produkten in Betrieb genommen. Dieses ergänzt bereits bestehende Fertigungsflächen für Produkte auf Basis dieser neuen Halbleitermaterialien. Besonders hervorzuheben ist in diesem neuen Gebäude, neben der Volumenfertigung, die einzigartige Umsetzung eines Entwicklungsbereiches direkt im Fertigungsumfeld: Auf rund 1.000 m2 befindet sich nun ein Kompetenzzentrum, das sich auf einen zentralen Produktionsschritt in der Fertigung von SiC- und GaN-Chips fokussiert, die sogenannte Epitaxie. Hier wird an Anlagen-Evaluierungen und dem Transfer auf größtmögliche Scheibendurchmesser geforscht.
Durch diese enge Verzahnung von Forschung und Produktion beschleunigt Infineon Innovationen in diesem Bereich, testet neue Anlagenkonzepte frühzeitig und kann so noch effektiver an neuen Lösungen arbeiten. Die Halbleitermaterialien SiC und GaN finden sich verstärkt in energieeffizienten Anwendungen wie Solaranlagen, in Elektroautos, Ladestationen, Rechenzentren oder Energiespeichersystemen. Sie schalten Strom noch effizienter und ermöglichen noch kleinere Bauformen.
Thomas Reisinger, Vorstand für Operations der Infineon Technologies Austria AG: „Unser Anspruch ist es, über das gesamte Spektrum von Leistungshalbleitern technologisch führend zu sein – sowohl bei Siliziumchips als auch bei Technologien auf Basis von Siliziumkarbid und Galliumnitrid. Neben der Erweiterung von Entwicklung und Produktion in Villach unterstützen wir mit unserer Expertise den Ausbau von Fertigungskapazitäten in Kulim, Malaysia, im Bereich der neuen Halbleitermaterialien. Diese Materialien gewinnen, angetrieben durch die Dekarbonisierung, immer stärker an Relevanz. Österreich nimmt hier eine Vorreiterrolle im Konzern ein.“
Insgesamt wurden in Villach im Geschäftsjahr 2023 9,2 Milliarden Chips produziert. Mit dieser Jahresproduktion aus Villach werden in den Anwendungen über die Nutzungsdauer hinweg rund zehn Millionen Tonnen CO2 eingespart. Die neue, voll automatisierte Chipfabrik für die Fertigung auf 300-Millimeter-Dünnwafern in Villach wird seit Produktionsstart im August 2021 sukzessive hochgefahren. Der Vollausbau ist 2025 geplant.
Einkaufsvolumen weiter ausgebaut
Das Einkaufsvolumen von Infineon Austria betrug im vergangenen Geschäftsjahr 1.369 Millionen Euro. Davon entfielen auf Einkäufe in Österreich rund 30 Prozent oder 409 Millionen Euro. Der Anteil von Kärntner Geschäftspartnern konnte mit 257 Millionen Euro erneut gesteigert werden.
Eine Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts von 2023 zeigt den Einfluss von Infineon auf die Region. „Infineon Austria hat sich im letzten Geschäftsjahr trotz herausfordernder Rahmenbedingungen sehr erfolgreich entwickelt. Das zeigen alle relevanten Kennzahlen als auch die Wirkung auf die regionale Wertschöpfung. Ein Arbeitsplatz bei Infineon bringt knapp drei Arbeitsplätze in der Region und generiert 2,24 Milliarden Euro an Wertschöpfung in Österreich. Infineon setzt seit Jahren auf die langfristigen strukturellen Chancen der Dekarbonisierung und Digitalisierung, um profitabel zu wachsen. Diese sind intakt, auch wenn die Marktsituation und das geopolitische Umfeld in den nächsten Monaten schwierig bleiben“, umreißt Oliver Heinrich, Finanzvorstand der Infineon Technologies Austria AG bis 31. Oktober 2023, das Geschäftsjahr und verabschiedet sich gleichzeitig. „Ich freue mich auf meine neuen Aufgaben im Konzern und wünsche meinem Nachfolger viel Erfolg in seiner neuen Aufgabe!“
Jörg Eisenschmied hat mit 1. November 2023 die Funktion von Oliver Heinrich übernommen und ist neuer Finanzvorstand von Infineon Austria. Der gebürtige Steirer blickt auf eine langjährige Karriere bei Infineon zurück und wird künftig die Agenden rund um die Themen Finanzen, Einkauf, IT und Nachhaltigkeit verantworten.
425 neue Mitarbeiter:innen
Zum Bilanzstichtag Ende Septemberbeschäftigte Infineon Austria insgesamt 5.886 Personen. „Mit 425 neuen Mitarbeiter:innen und damit einer Steigerung von rund acht Prozent ist die Belegschaft wieder ausgebaut worden – alleine in den letzten beiden Geschäftsjahren wurden über 1.000 neue Mitarbeiter:innen an Bord geholt“, so Jörg Eisenschmied. „Das zeigt, dass Infineon in Zeiten des Fachkräftemangels ein sehr attraktiver Arbeitgeber ist.“
Im September 2023 erfolgte der Spatenstich für ein neues Aus- und Weiterbildungszentrum im Technologiepark Villach, das von der GPS Personalservice Kärnten GmbH errichtet wird. Infineon wird sich hier mit einem neuen, hochmodernen Lehrlingscampus als Hauptmieter ansiedeln. Mit Start des Lehrjahres im September 2024 wird Infineon in Villach auch die jährliche Lehrlingsanzahl verdoppeln. In den nächsten zehn Jahren sollen so rund 350 neue Mitarbeiter:innen für die Fertigung bei Infineon ausgebildet werden.
Eines der forschungsstärksten Unternehmen Österreichs
Infineon Austria hat im Geschäftsjahr 2023 mit 672 Millionen Euro die Aufwendungen für Forschung, Entwicklung und Innovation im Vergleich zum Vorjahr stark ausgebaut. Das sind um 87 Millionen Euro oder 15 Prozent mehr und es entspricht einer Forschungsquote von zwölf Prozent des Gesamtumsatzes. Mit insgesamt rund 2.500 Mitarbeiter:innen in Forschung und Entwicklung wurde der Vorjahreswert weiter ausgebaut. Infineon Austria beschäftigt damit rund ein Fünftel der F&E-Belegschaft des gesamten Konzerns.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde in Innsbruck mit einem System-Kompetenzzentrum der sechste Standort von Infineon in Österreich eröffnet. Rund zehn Mitarbeiter:innen entwickeln erste Referenzsysteme etwa für die Elektromobilität, Life Sciences, erneuerbare Energien oder die Robotik, um innovative Anwendungen noch schneller zur Marktreife und damit zu den Endkund:innen zu bringen. Die Räumlichkeiten dienen auch als Vernetzungsplattform mit Bildungspartnern und Studierenden in Tirol.
Nachhaltigkeit und gesellschaftliches Engagement
Infineon Austria treibt seit Jahren nicht nur mit seinen Produkten, sondern auch im Unternehmen Maßnahmen voran, um selbst immer energieeffizienter zu werden. Infineon Austria wird zukünftig grünen Wasserstoff vor Ort erzeugen, der in der Produktion benötigt wird. Die Anlage ist installiert, der Testbetrieb startet in Kürze.
Projekte zur Wiederverwertung des grünen Wasserstoffs nach dem Einsatz in der Produktion sind in Prüfung. Seit zehn Jahren nutzt Infineon Austria Strom aus regenerativen Energiequellen. Rund 78 Prozent des Wärmebedarfs der Büro- und Laborflächen am Standort Villach werden durch intelligente Wiederverwertung der Abwärme aus der Produktion abgedeckt.
Gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen ist für Infineon als österreichischem Leitbetrieb selbstverständlich: Der Infineon-Bildungsfonds ist mittlerweile mit 105.000 Euro dotiert. Mit diesem Betrag werden aktuell vier Caritas-Lerncafés in Villach, Spittal an der Drau, Graz-Lend und Mürzzuschlag unterstützt. 120 Kinder und Jugendliche erhalten so die Möglichkeit einer kostenlosen Lernbetreuung.
Im November 2022 wurde eine freiwillige Aufforstungsinitiative mit der Arge Naturschutz und dem Villacher Forstinspektorat mit Fokus auf Biodiversität gestartet, die 2023 fortgesetzt wurde. Insgesamt wurden in den letzten beiden Jahren auf insgesamt 2,6 Hektar 3.625 Bäume als Klima-, Sicht- und Lärmschutz gepflanzt. Besonders stolz ist Infineon auf das freiwillige Engagement der Mitarbeiter:innen: Sie beteiligen sich etwa an Naturschutzaktionen und engagieren sich als Caritas-Lernhelfer:innen. Für den umweltfreundlichen Weg zur Arbeit stellt Infineon seinen Mitarbeiter:innen das Klimaticket Bundesland kostenlos zur Verfügung. Aktuell nutzen bereits rund 1.100 Mitarbeiter:innen das Klimaticket. (BS)