Knorr-Bremse stellt Weichen für die Zukunft.

NEW BUSINESS Bundeslandspecial - NIEDERÖSTERREICH 2021
Das neue Firmengebäude wird energieeffizient nach aktuellem Standard errichtet und trägt dazu bei, den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. © Huss Hawlik Architekten ZT GmbH

Trotz Corona-Krise konnte die Knorr-Bremse GmbH im Jahr 2020 prestigeträchtige Aufträge an Land ziehen. Nun errichtet Mödlings größter Industriebetrieb ein neues Firmengebäude.

Mit dem Spatenstich zu einem neuen Büro- und Produktionsgebäude am Standort Mödling startet die Knorr-Bremse GmbH das größte Ausbau- und Modernisierungsprojekt in der österreichischen Unternehmensgeschichte des Eisenbahnindustrie-Zulieferers. Das Projekt mit einem Investitionsvolumen von rund 15 Millionen Euro soll Ende 2024 abgeschlossen sein, dann präsentiert sich Mödlings großer Arbeitgeber auch nach außen als moderner Technologiebetrieb. Das Projekt umfasst rund 3.600 m2 Neubauten, rund 3.500 m2 Gebäudefläche werden innen und außen saniert.
„In Mödling entwickeln und produzieren wir hochwertige, langlebige, sichere Systeme für Schienenfahrzeuge. Mit dem Bauprojekt demonstrieren wir durch moderne, ansprechende Gebäude nun endlich auch nach außen unsere Technologieführerschaft und schaffen ein zeitgemäßes Arbeitsumfeld für unsere hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dies wird dazu beitragen, unsere Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern“, sagte Geschäftsführer Jörg Branschädel beim Spatenstich mit Mödlings Bürgermeister Hans Stefan Hintner und Vizebürgermeisterin Silvia Drechsler. Der Unternehmensstandort in der mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbaren Beethovengasse im Zentrum Mödlings geht auf die 1923 errichteten ersten Firmengebäude der heutigen Knorr-Bremse Tochterfirma Dr. techn. Josef Zelisko GmbH zurück. Zahlreiche Erweiterungsschritte ließen den Standort wachsen, die alten Gebäude erfüllen die Anforderungen eines modernen Unternehmens aber nur mehr teilweise. „Der Neubau und die Modernisierung der Gebäude bei laufendem Betrieb stellt uns vor große Herausforderungen. Ich danke dem engagierten Team des Gebäudemanagements, den am Bau beteiligten Unternehmen und vor allem den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die trotz umbaubedingten beengten Platzverhältnissen, Staub und Lärm täglich Höchstleistungen für unsere internationalen Kunden erbringen“, ergänzt Werksleiter Herwig Hinterreiter.

Energieeffiziente Gebäude
Der Bau des neuen Gebäudes sowie die energetische Sanierung und Modernisierung der bestehenden Gebäude nach aktuellem Standard tragen dazu bei, den ökologischen Fußabdruck von Knorr-Bremse Mödling zu reduzieren. So verringert zum Beispiel der außenliegende, bewegliche Sonnenschutz Lichtsmog am Abend und reduziert den Energiebedarf für die Kühlung. Darüber hinaus ist künftig durch die Wärmedämmung der Bestandsgebäude und die neuen Fenster weniger Energie erforderlich. Die Prinzipien der Nachhaltigkeit sind fest in der Unternehmensstrategie des Knorr-Bremse-Konzerns verankert. Besonderer Wert wird auf einen schonenden Umgang mit Ressourcen, einen effizienten Einsatz von Energie, die Verwendung umweltfreundlicher Materialien und die Entwicklung nachhaltiger Technologien gelegt.

Bedeutender Entwicklungs- und Produktionsstandort
Anfang 2022 übersiedelt die Belegschaft der Knorr-Bremse Tochter Kiepe Electric GmbH von Wien in das neue Gebäude in Mödling und damit insbesondere Vertrieb, Entwicklung und Prototypenfertigung von MERAK-Klimasystemen für Schienenfahrzeuge. Dies bedeutet eine weitere Stärkung des Forschungs- und Entwicklungsstandortes, an dem seit vielen Jahren Schienenbremsen, Sandungssysteme und Wischersysteme für Schienenfahrzeuge entwickelt und für den Weltmarkt produziert werden. Die Signalsysteme für die Bahninfrastruktur, Verkehrsmanagementsysteme sowie Messwandler und Sensoren für die Energieverteilung der Tochterfirma Zelisko ergänzen das umfangreiche Produktspektrum von Mödlings größtem Industriebetrieb mit rund 650 Mitarbeiterinnen. Anfang 2022 kommen rund 100 Beschäftigte der heutigen Kiepe Electric dazu. Die Unternehmen bieten attraktive Jobs für TechnikerInnen in der zukunfts­sicheren Schienenfahrzeugindustrie.

Große Aufträge aus Tschechien
Dass sich das Unternehmen auch unter turbulenten Marktbedingungen behaupten kann, hat die Knorr-Bremse GmbH im Corona-Jahr 2020 unter Beweis gestellt und vom größten tschechischen Fahrzeugbauer Škoda Transportation a.s. Aufträge im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich für die Erstausrüstung verschiedener Schienenfahrzeuge an Land gezogen. „Die Bemühungen unseres engagierten österreichischen Vertriebsteams, das den Markt in unserem Nachbarland seit vielen Jahren betreut, und die langjährige gute Zusammenarbeit mit dem wichtigsten tschechischen Kunden Škoda Transportation sind die Grundlagen des aktuellen, besonders guten Erfolges“, freut sich der Mödlinger Geschäftsführer Manfred Reisner.

Bremsausrüstung für die Metro ­Warschau
Künftig leisten die langlebigen, nachhaltigen Systeme von Knorr-Bremse auch in Warschau zuverlässig ihre Dienste. Die Niederösterreicher erhielten von Škoda Transportation mit Sitz in Pilsen den Auftrag für die Ausrüstung der neuen U-Bahn in der polnischen Hauptstadt. 37 sechsteilige moderne Metro-Züge mit einem Leichtbau-Wagenkasten aus Aluminium werden mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 90 km/h unterwegs sein und bieten für die Fahrgäste viel Komfort. Knorr-Bremse liefert die kompletten elektropneumatischen Bremssysteme inklusive Software für die Bremssteuerung für diese zukunftsträchtige Plattform von Škoda Transportation. Der Lieferzeitplan, beginnend mit Oktober 2020 bis Anfang 2023, ist sportlich, aber „dank unseres eingespielten Teams werden wir das schaffen“, ist Manfred Reisner überzeugt.

Bremsausrüstung für EMUs in Südmähren und Lettland
Die neuen EMUs (Electrical Multiple Units) von Škoda Transportation für Südmähren und Lettland werden ebenfalls von Knorr-Bremse Mödling ausgerüstet. Der Betreiber CD erhält sechs 2-teilige und 31 4-teilige Züge für den Nahverkehr in Südmähren mit der Option auf sechs weitere 4-Teiler. Der Lieferumfang für die Züge in der Grenz­region zu Österreich mit der Regionshauptstadt Brünn umfasst Bremssystem, Luftversorgung und das von Knorr-Bremse im Center of Competence Mödling entwickelte und produzierte Sandungssystem. Ein Full-Service-Wartungskonzept durch Škoda Transportation mit der Unterstützung durch Knorr-Bremse über die Dauer von 30 Jahren befindet sich in Endabstimmung. Der größte tschechische Fahrzeughersteller verfügt über viel Erfahrung bei Wartungen. Bremssystem, Luftversorgung und Sandungssystem liefert Knorr-Bremse auch für 32 4-teilige EMUs für die Lettische Staatsbahn.

Straßenbahn-Projekte mit Bremse und Wischern
Knorr-Bremse rüstete bereits viele Straßenbahnprojekte von Škoda Transportation aus. 40 neue Trams, die künftig in Ostrava eingesetzt werden, erhalten das bewährte hydraulische Bremssystem. Besonders bei Straßenbahnen ist klare Sicht bei allen Witterungsbedingungen für die Erhöhung der Verkehrssicherheit eindeutig von Vorteil. Knorr-Bremse liefert für die Trams in Mannheim und den finnischen Städten Tampere und Helsinki die ebenfalls im Center of Competence Mödling entwickelten und produzierten langlebigen, robusten Wischersysteme.

Partnerschaft als Grundlage für den Erfolg
„Wir haben mit Škoda Transportation keine klassische Kunden-Lieferanten-Beziehung, sondern eine wertvolle Partnerschaft, die nach einer Win-win-Situa­tion strebt. Das macht uns gemeinsam so erfolgreich“, ist Manfred Reisner überzeugt. Die EMU- und Tram-Projekte werden über standardisierte Plattformen abgewickelt – weitere Projekte könnten folgen. Der Vorteil für Knorr-Bremse und Škoda Transportation liegt in der effizienten Projektabwicklung mit optimierter „Time to Market“.
Škoda Transportation fokussiert sich zunehmend auf internationale Märkte und baut die Produktionskapazität in Tschechien stark aus. „Wir hoffen dank unserer guten Partnerschaft vermehrt auf Aufträge unseres wichtigsten tschechischen Partners – und generell aus dem wachsenden Markt in Zentral- und Osteuropa“, blickt Reisner zu recht optimistisch in die Zukunft des Mödlinger Unternehmens. (BO)