Österreichischer Welterfolg mit Omas Häferl.

NEW BUSINESS Bundeslandspecial - NIEDERÖSTERREICH 2023
Die Riess Emaillemanufaktur ist heute der einzige Kochgeschirr-Hersteller in Österreich. © Riess Kelomat

Bei Riess Kelomat in Ybbsitz wird Tradition großgeschrieben. Das Unternehmen zeichnet sich aber durch Innovationsfreude, bunte Vielfalt, modernes Design und Zukunftsorientieung aus.

Starkoch Jamie Oliver schwört angeblich auf sein Kochgeschirr der Marke Riess. „Er wird sicherlich ein paar Töpfe von uns besitzen“, heißt es auf Nachfrage beim Familienunternehmen im niederösterreichischen Ybbsitz. Nachsatz: „Viele bekannte Köche in der ganzen Welt verwenden unser Geschirr.“ Auch in heimischen Küchen schlummert meist das eine oder andere Stück Riess-Küchenutensil aus Omas Zeiten.

Tradition und Werte werden bei dem Familienunternehmen zwar großgeschrieben – immerhin befindet man sich aktuell in der neunten Generation –, doch Riess fährt einen klar auf Zukunft und Dynamik ausgerichteten Kurs, setzt auf modernes Design und bunte Vielfalt. Das hat dem Unternehmen, dessen Wurzeln bis in das Jahr 1550 zurückreichen, das Überleben gesichert.

Die Emaillemanufaktur ist heute der einzige Kochgeschirr-Hersteller in Österreich und gilt auch in Europa als eines der letzten Unternehmen, das Emaillegeschirr herstellt. Heute ist die Traditionsmarke weltweit, von den USA über viele Länder Europas bis Australien, von Neuseeland über Korea bis Japan, vertreten.

Modern statt modernistisch
Eines der Erfolgsgeheimnisse der Niederösterreicher: Riess reagiert auf Trends und Zeitgeist, vergisst dabei aber nie die Tradition und die eigenen Wurzeln. Modern statt modisch, lässt sich diese Haltung auf den Punkt bringen.

Beispielsweise entwarf die österreichischen Design-Ikone Carl Auböck schon im Jahr 1975 für Riess verschiedene Töpfe und Pfannen. Auch internationale Größen wie der Popkünstler Mel Ramos reisten in die niederösterreichische Provinz, um sich mit eigenen Produktlinien zu verewigen.
Andererseits verbindet die Emailleproduzenten nach eigenen Angaben „seit vielen Jahren die Liebe zu den traditionellen Dekors“ mit Gmundner Keramik.

Eine Kooperation der beiden österreichischen Traditionsunternehmen mündet in einer Kollektion mit den „farbenfrohen Streublumen“, die zu den Dekorklassikern des Keramikgeschirrs vom Traunsee gehören. Riess angelte sich auch die österreichische Starköchin Sarah Wiener für eine eigene Serie. Die „Edition Sarah Wiener“ mit zweifarbigen Schüsseln und Backformen zielt auf eine junge, urbane Konsumentengruppe.

Riesen und Zwerge
Seit 2011 arbeitet Riess mit dem Wiener Designbüro dottings von Katrin Radanitsch und Sofia Podreka zusammen. Daraus entsprang die „truehomeware“, unter deren Dach neue Produkte wie Schalen und Vorratsdosen angesiedelt sind. Humor zeigen die Riess-Verantwortlichen, wenn sie eine durchgehend in Schwarz gehaltene Neuauflage ihrer klassischen Topf-Range „Riesen und Zwerge“ betiteln.

Mehr als 600 unterschiedliche Artikel stellt das Unternehmen heute her. Diese Vielfalt basiert wiederum auf 60 verschieden großen Stahlrohlingen, deren Durchmesser von acht bis 54 Zentimeter variiert.

100 Jahre energieautark 
Im Gegenzug zum modernen Design verweist die Chef:innen-Etage – das Unternehmen wird heute von Julian und Friedrich Riess sowie Susanne Rieß geführt – gerne darauf, dass so manche Maschine in den Werkshallen an die 100 Jahre auf dem Buckel hat. Immerhin kommen beispielsweise zwei Pressenmethusalems mit einem Achtel jener Energie aus, die eine moderne Hydraulikpresse würde. Das liegt auch daran, dass die Brüder Julian, Leopold und Josef Riess, die 1922 mit der Emailleproduktion begann, in weiterer Folge an der Ybbs insgesamt drei eigene Kraftwerke errichten ließen.

Diese Anlage versorgt den Betrieb noch heute mit Wasserkraft und Strom, macht ihn energieautark und die Produktion CO₂-neutral. Dabei sind immerhin Temperaturen von 850 Grad erforderlich, um die Stahlrohlinge mit der Glasglasur, aus der Emaille besteht, zu verschmelzen. 

„Geschirr aus natürlichen Rohstoffen, klimaneutral gefertigt in einem Familienbetrieb, der fest in der Region verwurzelt ist – dafür stehen wir“, betont Friedrich Riess. Auch bei der Auswahl der Lieferanten wird neben Qualität und nachhaltiger Produktion auf kurze Transportwege und umweltfreundliche Transportmittel wie Bahn und Schiff geachtet.

Seit 2008 publiziert das Unternehmen einen eigenen Nachhaltigkeitsbericht. Zudem unterzieht sich Riess seit 2013 regelmäßig dem strengen, dreistufigen Zertifizierungsverfahren der internationalen, unabhängigen Organisation „Green Brands“. Deren Siegel ist eine geschützte EU-Gewährleistungsmarke für ökologisch nachhaltige Unternehmen und Produkte.

Gesundheitsgeschirr
Die Erfindung der Emaille sorgte um 1800 für eine Revolution in den Küchen. Die neuartigen emaillierten Töpfe und Pfannen reüssierten einst unter dem Titel „Gesundheitsgeschirr“, denn tatsächlich war das Kochen bis weit in das 19. Jahrhundert hinein gesundheitsgefährlich. Kochgeschirr aus Metall gab beim Erhitzen vielfach problematische Stoffe ab, Töpfe aus Eisen und Stahl setzten Rost an. Von diesem „Gesundheitsgeschirr“ versprachen sich auch die Riess-Großväter wirtschaftlichen Erfolg.

Wer meint, dass mit Gesundheitsrisiken behaftetes Geschirr heute nicht mehr existiert, irrt. Nach wie vor sind Töpfe und Pfannen potenzielle Quellen für eine Schadstoffbelastung des menschlichen Körpers.

YouTube und Onlineshop
Riess – 2001 übernahmen die Mostviertler zudem die Marke Kelomat – führt daher in fast allen Publikationen einen Katalog von „10 guten Gründen“ an, die für die eigenen Emailleprodukte sprechen. Das Unternehmen kommuniziert nicht nur diese Vorteile gerne, sondern verbreitet beispielsweise auch eine Vielzahl von Youtube-Videos, in denen die Kunden laufend mit Pflegetipps und Kochrezepten versorgt werden. Und natürlich betreibt Riess auch einen reichlich bestückten Onlineshop. (ALS)

www.riess-shop.at