Als Museum der Zukunft und Schule der Zukunft verschreibt sich das Ars Electronica Center der Verschmelzung von Kunst, Wissenschaft und Technologie. © Ars Electronica Center
Von der beachtlichen Wirtschaftskraft und der traditionsreichen Industriegeschichte Oberösterreichs zeugt auch eine besonders bunte Landschaft an Unternehmensmuseen.
Süsses oder Saures? Diese Frage hat in Oberösterreich nicht nur zu Halloween Saison, sondern lässt sich das gesamte Jahr über anwenden. Zumindest dann, wenn es um den Besuch in einem der diversen Unternehmensmuseen des Landes geht. Denn das Spektrum der präsentations- und inszenierungswürdigen Produkte und Dienstleistungen reicht von der Schokolade bis zum Salz, vom Strom bis zum Stahl, vom Brot bis zu Pferdestärken. Die Landschaft der Ausstellungsorte mit unternehmerischem Hintergrund zeigt sich im Land ob der Enns so bunt und vielfältig wie in keinem anderen Bundesland.
Zweigleisig
Angeführt wird die Liste der Unternehmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen stolz in eigenen Hallen und Schauräumen präsentieren – wie könnte es anders sein –, von der voestalpine. Die Linzer Stahlkocher präsentieren mit der voestalpine Stahlwelt eine moderne, interaktive Erlebniswelt und zeigen, dass hinter der Stahlproduktion wesentlich mehr steckt als die Umwandlung von Eisenerz in ein hochwertiges Rohmaterial. Ganz nach dem Motto „Stahl zum Angreifen“ werden den Besuchern Einblicke hinter die Kulissen des Stahl- und Technologiekonzerns geboten. Diese können aber auch an einem Mischpult ihre eigene Stahlsorte kreieren.
Kombinieren lässt sich ein Besuch in der Stahlwelt mit einer rund 90-minütigen Werkstour durch das mit fünf Quadratkilometern größte Industriegelände Österreichs. Mit einem Multimedia-Bus werden die Besucher dabei teilweise ganz nahe an einzelne Produktionsanlagen wie den Hochofen und das Warmwalzwerk herangefahren.
Geschichte aufgearbeitet
Die voestalpine fährt sogar eine zweigleisige Museumsstrategie. Während sich die Stahlwelt der Produktion des Unternehmens widmet, wird dessen Geschichte in einem eigenen Zeitgeschichtemuseum aufgearbeitet. Hier wird nicht nur die Geschichte der Stahlproduktion gezeigt, sondern vor allem auch an die NS-Zwangsarbeiterinnen und -Zwangsarbeiter der einstigen Reichswerke Hermann Göring Linz erinnert und die dunkle Epoche der Stahlschmiede von 1938 bis 1945 kritisch hinterleuchtet.
• voestalpine Stahlwelt
voestalpine-Straße 4, 4020 Linz
anmeldung.stahlwelt@voestalpine.com
www.voestalpine.com/stahlwelt
• Zeitgeschichte MUSEUM voestalpine
voestalpine-Straße 1, 4020 Linz
anmeldung.stahlwelt@voestalpine.com
www.voestalpine.com/zeitgeschichte
Inszeniertes Grundnahrungsmittel
Eine „Wunderkammer des Brotes“ präsentiert der Backmittel- und -mischungshersteller backaldrin (Kornspitz) in seinem Paneum in Asten bei Linz. Hier „trifft wegweisende Baukunst auf Jahrtausende alte Geschichten rund ums Brot“, heißt es zu dem Firmenmuseum mit einer Dauer- und wechselnden Themenausstellungen. Von der Erfindung des Brotes bis zur heutigen Brotvielfalt wird eine spannende Inszenierung geboten. Dazu gibt es Kunst- und Kulturobjekte aus 9.000 Jahren und vielen Teilen der Welt zu bestaunen.
Auch das Paneum zeichnet sich durch seine markante Architektur aus. Entworfen wurde die Showhalle vom renommierten österreichischen Architekturbüro Coop Himmelblau rund um Wolf D. Prix. Die knapp 1.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche sind ebenfalls in einem spiralförmigen Rundgang über mehrere Ebenen angelegt. Dazu gibt es ein Veranstaltungsforum für bis zu 120 Gäste. Das Paneum liegt zudem direkt an einem österreichischen Abschnitt des Jakobsweges.
• PANEUM – Wunderkammer des Brotes
Kornspitzstraße 1, 4481 Asten
empfang@paneum.at
www.paneum.at
Für Zangler und PS-Fans
„Sag niemals Museum zu ihm!“ KTM-Chef Stefan Pierer hat sich bei der Eröffnung verbeten, dass die KTM Motohall im Innviertler Städtchen Mattighofen jemals als Museum bezeichnet wird. Doch mittlerweile taucht das Wort „Museum“ sogar in diversen Publikationen der Motohall selbst auf.
Auf den auf drei Ebenen verteilten 2.600 Quadratmetern Ausstellungsfläche präsentiert KTM eine interaktive Ausstellung zur eigenen Geschichte, zeigt, wie von der ersten Skizze über die Designentwicklung bis zur Produktion Motorräder entstehen. In einer nachgebauten Steilkurve liefern sich Bikes ein Rennen und führen die Besucher in die Heroes-Area mit den erfolgreichsten Werkspiloten und ihren Bikes. Abgerundet wird die Inszenierung der KTM-Markenwelt durch eine „lebende Werkstatt“, in der vor Publikum Oldtimer restauriert werden.
Außerdem dient die Motohall als Event-Location. Bei diversen Rennen lädt KTM zum Public Viewing in und vor der architektonisch markanten Ausstellungshalle. Mit einer Pop-up-Ausstellung auf der Franz-Josefs-Höhe der Großglockner Hochalpenstraße hat die KTM Motohall mittlerweile sogar eine Dependance eröffnet. Diese Präsentation kann von Juni bis Oktober besichtigt werden.
• KTM Motohall
KTM-Platz 1, 5230 Mattighofen
info.motohall@ktm.com
www.ktm-motohall.com
Schokolade aus dem Rekordbrunnen
Mehr als eine süße Versuchung verspricht die Wenschitz Pralinenwelt in Allhaming. Auch wenn bei diversen Verkostungsstationen verschieden gefüllte Pralinenrohlinge, fruchtige Naturgelees sowie unterschiedliche Schokoladensorten, vor allem aber der mit mehr als zwölf Metern höchste Schokoladenbrunnen der Welt locken. Die gläserne Produktion und ein geheimnisvolles Kugelkino finden sich auf mehr als 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche im Mühlviertel ebenso wie ein Duftuniversum und der abschließende Shop.
• Wenschitz Pralinenwelt
Allhaming 47, 4511 Allhaming
pralinenwelt@wenschitz.at
www.wenschitz.at
Elektrisierend
„Energie sehen, fühlen, erleben“ lautet das Motto der Erlebniswelt Energie auf dem Gelände des Kraftwerks in Timelkam im Hausruckviertel. Die Energie AG inszeniert mit Ausstellungen wie „Strom Heute“ und „Stromgeschichte(n)“ die soziale und kulturelle Revolution, die der Strom mit sich gebracht hat. Gezeigt werden historische Ausstellungsstücke, alte Pläne und Elektrogeräte. Kombiniert mit modernster Informationstechnik und interaktiven Infosystemen entführen diese auf eine Reise in die Welt des elektrischen Stroms. In Kooperation mit der ÖGEG – Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte bietet die Erlebniswelt Energie immer wieder Sonderfahrten mit der Museumsbahn auf der Strecke zwischen Ampflwang und Timelkam an. Die Haltestelle für diese Nostalgiefahrten befindet sich direkt neben der Erlebniswelt.
• Erlebniswelt Energie
Mühlfeld 2, 4850 Timelkam
erlebnisweltenergie@energieag.at
www.energieag.at/erlebniswelt
7.000 Jahre Salzabbau
Das älteste Salzbergwerk der Welt steht im Mittelpunkt der Salzwelten Hallstatt. Das Schaubergwerk war schon immer ein touristischer Anziehungspunkt, stellt jedoch kein klassisches Unternehmensmuseum dar. Doch 2005 stellte die Salinen Austria AG den Ausstellungsbetrieb mit der Salzwelten GmbH, zu der auch die Schaubergwerke in Salzburg und Altaussee gehören, auf neue Beine. Dazu wurde ein neues Marketing- und Ausstellungskonzept entwickelt. In Hallstatt wird die Geschichte des Salzabbaus – von der Jungsteinzeit bis zum Hightech-Bergbau heutiger Tage – im Rahmen einer 90-minütige Untertage-Tour zum erlebbaren Abenteuer.
Neben der 60 Meter langen Megarutsche im Bergwerk sorgt vor allem der Skywalk für atemberaubende Momente. Die Aussichtsplattform „Welterbeblick“ liegt rund 350 Meter hoch direkt über den Dächern des Ortszentrums von Hallstatt und erlaubt einen faszinierenden Ausblick auf den See.
• Salzwelten Hallstatt
Salzbergstraße 21, 4830 Hallstatt
info@salzwelten.at
www.salzwelten.at
Kacheln und Hopfen
Der familiäre Charakter zeichnet zwei Museen aus, die sich um ein gewerbliches sowie ein landwirtschaftliches Produkt drehen. Die Familie Sommerhuber betreibt in Steyr das Kachelofenmuseum, in dem sich alles um die Herstellung und Gestaltung von Ofenkacheln dreht. Präsentiert werden aber auch die Geschichte des Feuers und der Feuerstelle, Kachelöfen und -kamine sowie diverse Innovationen des Unternehmens Sommerhuber Keramik.
Auf dem Hof der Familie Allerstorfer in St. Ulrich im Mühlkreis wird seit 1958 Hopfen gepflanzt. Im Jahr 2005 wurde er zum Hopfenerlebnishof umgewandelt. Das erste und einzige Hopfenmuseum Österreichs ist direkt in die Produktion eingegliedert und bietet so Einblicke in die Kultur des „grünen Goldes“.
• Kachelofenmuseum
Resthofstraße 69, 4400 Steyr
keramik@sommerhuber.com
www.sommerhuber.com
• Hopfenmuseum im Hopfenerlebnishof
Pehersdorf 7, 4116 St. Ulrich im Mühlkreis
info@hopfenerlebnis.at
www.hopfenerlebnis.at
Gute Verbindungen
Neben den diversen Museen, die direkt an ein Unternehmen angeschlossen sind, existieren in Oberösterreich zahlreiche weitere Museen und Ausstellungen, die von der traditionsreichen und vielfältigen Wirtschafts- und Industriegeschichte des Landes zeugen.
Das Spektrum reicht vom Telekom-Museum in Ried/Innkreis, das von ehemaligen Mitarbeitern der Telekom Austria gegründet wurde, über das Bergbaumuseum Kaolinum in Allerheiligen, das Email-Museum in Vorchdorf und das Glasmuseum in Weißenkirchen/Attergau bis hin zum Ars Electronica Center in Linz. Das AEC genießt wegen seiner intensiven, zukunftsorientierten Auseinandersetzung mit Informations- und Kommunikationstechnologien Weltruf.
• Ars Electronica Center
Ars-Electronica-Straße 1, 4040 Linz
info@ars.electronica.art
https://ars.electronica.art/center/de
Private Kunsthalle
Kein explizites Unternehmensmuseum, aber eine der größten und bedeutendsten Kunstsammlungen des Landes verbirgt sich hinter dem Museum Angerlehner. Dieses private Museum für zeitgenössische Kunst wurde 2013 von dem Industriellen Heinz J. Angerlehner (ferro Montagetechnik) gegründet und zeigt in wechselnden Ausstellungen die umfangreiche Kunstsammlung der Familie. Der „große Ausstellungsraum“ im Erdgeschoß des Museums in Thalheim bei Wels zählt mit knapp 1.200 Quadratmetern zu den größten Ausstellungshallen des Landes.
• Museum Angerlehner
Ascheter Straße 54, 4600 Thalheim
office@museum-angerlehner.at
www.museum-angerlehner.at
App und Tipp
Insgesamt 299 Museen und Sammlungen verzeichnet der Verbund Oberösterreichischer Museen auf seiner Museumskarte. Eine Kooperation zwischen DORIS, dem Digitalen Oberösterreichischen RaumInformationsSystem, und dem Verbund Oberösterreichischer Museen ermöglicht zudem eine Präsentation der Museen per App.
Noch ein Tipp: Viele der Museen und Ausstellungen nehmen an der Nacht der Museen (Samstag, 1. Oktober) teil und sind dann gratis zu besuchen. (ALS)
www.ooemuseen.at/museen-in-ooe/museumskarte-ooe