»In Bergheim werden wir tagtäglich an unsere Wurzeln erinnert, daran, dass wir Kundennähe wirklich leben und nicht nur behaupten.« © PALFINGER/Peter Rigaud
PALFINGER-CEO Andreas Klauser im Gespräch über proaktive Schritte zur Stärkung der Resilienz, ein historisches Investitionspaket und die tiefe Verbundenheit zur Zentrale in Bergheim.
Herr Klauser, seit drei Jahren sind Sie nun Vorstand der PALFINGER AG. Was konnten Sie verändern oder sogar noch verbessern?
Gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen Felix Strohbichler und Martin Zehnder ist es gelungen, den Reformprozess unserer globalen Organisation, die GLOBAL PALFINGER ORGANIZATION (GPO), zu implementieren. Damit konnten wir im Pandemiejahr rasch und zielsicher Maßnahmen treffen und Voraussetzungen schaffen, um die wirtschaftliche Erholung zu nutzen. Wobei der Reformprozess ungebrochen andauert. Es gilt, PALFINGER als weltweit führenden innovativen Technologiekonzern bestmöglich für die Zukunft aufzustellen.
Die heimische Industrie ist laut aktuellen Zahlen und Prognosen auf bestem Weg, die Krise zu bewältigen. Sehen Sie das genauso?
Ich teile die Zuversicht auf Basis der Prognosen. Allerdings dürfen wir nicht glauben, dass jetzt alles eitel Wonne ist. Wir sehen am Beispiel der Rohstoffpreise, der Materialknappheit und der angespannten Lieferketten, dass auf dem Weg aus der Krise noch einige Herausforderungen zu bewältigen sind. Für PALFINGER heißt das, dass wir proaktiv Schritte setzen, um unsere Resilienz und Zukunftsfähigkeit zu stärken.
Ihr Halbjahreskonzernergebnis 2021 übertrifft das Konzernergebnis des Rekordhalbjahres 2019 deutlich. Wie konnte ein solch herausragendes Ergebnis erzielt werden?
Der weltweite Konjunkturaufschwung wirkt sich auf alle unsere Produktbereiche und Regionen positiv aus. Dass PALFINGER den Aufschwung so stark nutzen kann, hat gute Gründe. Mit der GPO und einer Reihe weiterer Neustrukturierungen waren alle Voraussetzungen gegeben, nach der Krise sofort durchzustarten. Mit unserem historisch hohen Investitionspaket von über 100 Mio. Euro setzen wir heuer diesen Kurs fort.
Und wir forcieren die Umsetzung unserer Digitalisierungsstrategie. Dabei geht es sowohl um die Digitalisierung unserer Kernprozesse als auch darum, neue Geschäftsfelder, neue Geschäftsmodelle und – über unseren Innovation Incubator P21st – neue Technologien zu entwickeln.
2021 wird bei PALFINGER ein historisch hohes Investitionsvolumen von über 100 Mio. Euro umgesetzt. Worin wird konkret investiert?
In Standortstärkung, Digitalisierung und Ökologisierung. Wir haben z. B. in Lengau den Ausbau des PALFINGER Campus, unseres zentralen Aus- und Weiterbildungszentrums, begonnen. Damit sichern wir die Qualität und Vielfalt unserer Lehrausbildung. Am Standort Köstendorf wiederum investieren wir in neue Bürobauten, vor allem aber in die Vergrößerung unseres Testlabors für den Versuch- und Prototypenbau. Unser Hauptaugenmerk liegt dabei auf System Engineering, Project Management, Verification und Validation sowie Softwareentwicklung.
Nach der Pandemiepause haben auch einige Messen wieder ihren Betrieb aufgenommen. Wo wird PALFINGER demnächst vor Ort sein und welche Innovationen werden dort präsentiert?
Wie wir gerade aktuell erleben, ist die Pandemie nach wie vor ein massiver Unsicherheitsfaktor. Wir planen, im kommenden Jahr an der BAUMA in München und in Shanghai, an der IAA Nutzfahrzeuge und der Interschutz in Hannover, der Interforst in München, der SMM sowie der WIND Energy in Hamburg, an der CTT in Moskau, der NTEA in Indianapolis und auch an der BC India in Delhi teilzunehmen. Das ist der Plan für die Leitmessen. Und ich hoffe, dass wir tatsächlich vor Ort sein werden. Mit welchen Innovationen wir auftreten, das kann und werde ich hier nicht vorwegnehmen. Dafür bitte ich um Verständnis.
Mit PALFINGER 21st verfolgen Sie einen modernen Ansatz zur Förderung radikaler Ideen. Welche Ergebnisse sind daraus bereits entstanden?
In Zusammenarbeit mit den Partnern VCE und der ANGST Group haben wir STRUCINSPECT entwickelt. Diese Inspektionslösung – das Zusammenspiel aus Drohnen, multispektraler Sensorik, künstlicher Intelligenz und dreidimensionaler Datenverarbeitung – vereinfacht die Überprüfung und Wartung wichtiger Verkehrsinfrastruktur. Nur zur Illustration des Bedarfs: Allein in Deutschland und Österreich müssen rund 40.000 Straßen- und 25.000 Eisenbahnbrücken regelmäßig überprüft werden.
PALFINGER Connected wiederum verbindet verschiedene Systeme rund um das Produkt Kran, sodass Kranfahrer sämtliche Informationen von der optimalen Ausrichtung des Geräts vor Ort über den nächsten Einsatz bis zu anstehende Wartungszyklen erhalten. Auf einen Blick.
Welche Rolle nimmt die Salzburger Gemeinde Bergheim für einen international tätigen Konzern wie PALFINGER ein?
In Bergheim ist unsere Zentrale beheimatet. Hier sind wir, ein globaler Konzern, zu Hause. Das trägt zu unserer Stärke bei, denn in Bergheim werden wir tagtäglich an unsere Wurzeln erinnert, daran, dass wir Kundennähe wirklich leben und nicht nur behaupten. (BO)
ZUR PERSON
Andreas Klauser
Der 1965 geborene Andreas Klauser startete seine berufliche Karriere bei STEYR Landmaschinentechnik in Oberösterreich. Bis 2015 verantwortete
er in Turin, Italien, als COO von CNH Industrial für die Region EMEA die Integration von zwölf Marken und neun Teilorganisationen. Zuletzt war Klauser von den USA aus als Vorstandsmitglied von CNH Industrial sowie Global Brand President von Case IH und STEYR weltweit tätig.
Seit Juni 2018 ist Andreas Klauser Vorstandsvorsitzender der PALFINGER AG. In dieser Funktion zählen die folgenden Themen zu seinen Agenden: Sales & Service, Business Development, P21st/Digitale Transformation, Human Resources, Marketing & Kommunikation, Nachhaltigkeit sowie Investor Relations. Andreas Klauser ist überdies Vorsitzender des Aufsichtsrats der CTI Holding AG und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Trivest AG.
www.palfinger.com