V. l.: Bernd Vogl, Thomas Hochörtler, Karl Rudischer, Ursula Lackner, Mathias Schaffer, Stephan Jantscher
Ein strahlendes Leuchtturmprojekt auf der Mayerhoferwiese im steirischen Mürzzuschlag will ein Vorbild für die dringend notwendige Wärmewende in österreichischen Kommunen sein.
Am 20. September 2023 wurde Österreichs größte Freiflächen-Solarthermieanlage in Mürzzuschlag von der steirischen Umweltlandesrätin Ursula Lackner und dem Mürzzuschlager Bürgermeisters Karl Rudischer sowie Bernd Vogl, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, gemeinsam mit Stephan Jantscher, Solid – Solar Energy Systems, und Thomas Hochörtler, Stadtwerke Mürzzuschlag, sowie Vertretern des Green Energy Lab und AEE Intec feierlich eröffnet.
7.000 m2 Hochleistungskollektoren werden künftig mit fünf Megawatt Leistung rund 420 Wohnungen in Mürzzuschlag mit umweltfreundlicher Wärme aus der Sonne versorgen. In den Sommermonaten wird die in Mürzzuschlag benötigte Wärme künftig zur Gänze solar erzeugt.
Das Projekt Großsolaranlage Mürzzuschlag liefert damit einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zu einer ökologischen Wärmewende und ermöglicht es auch Fernwärmekund:innen, an der Energiewende teilzuhaben. Finanziell unterstützt wird das Projekt aus Mitteln des Klima- und Energiefonds sowie des Landes Steiermark.
LRin Ursula Lackner: Bedeutendes Projekt zur Transformation unseres Energiesystems
Die Bedeutung des Mürzzuschlager Leuchtturmprojekts für die Transformation des Energiesystems in Richtung erneuerbare Energien und die Erreichung der steirischen Klimaziele stellt die steirische Umweltlandesrätin Ursula Lackner in den Mittelpunkt ihres Eröffnungsstatements:
„Die Energiekrise im letzten Winter hat nochmals deutlich unterstrichen, wie fatal die Abhängigkeit von Öl und Gas ist. Nicht nur für unser Klima, sondern auch für eine sichere Energieversorgung in unserem Land. Deswegen ist es so wichtig, dass wir den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern schaffen. Mit Projekten, wie der Solarthermieanlage in Mürzzuschlag machen wir in der Steiermark große Schritte auf dem Weg zu mehr Energieunabhängigkeit, Klimaschutz und im Endeffekt auch zu einer leistbaren und sicheren Energieversorgung für die Steirerinnen und Steirer.“ Deshalb wird die Erweiterung der Großsolaranlage seitens des Landes Steiermark finanziell mit 280.000 Euro unterstützt.
Solid-CEO Stephan Jantscher: Bewährtes Solarthermiekonzept jetzt auf ganz Österreich ausrollen!
Solarthermie – die Nutzung von Sonnenenergie zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung – ist in Österreich seit Jahrzehnten erfolgreich im Einsatz. Das Solarthermiekonzept als Ersatz für Öl und Gas entwickelt sich immer mehr zum internationalen Vorbild für eine zukünftige klimafreundliche Wärme- und Kälteversorgung in Städten, aber auch ländlichen Gebieten.
„Erste solarthermische Großanlagen haben sich als Grundpfeiler auf dem Weg zu einer ökologischen Wärmewende bewährt. Nun gilt es, das Konzept auf ganz Österreich auszurollen. Neben klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen sind ausreichende Förderungen durch Bund und Land notwendig. So bekommen die Kommunen und Energieversorgungsunternehmen Planungssicherheit für die Umsetzung innovativer und nachhaltiger CO2-freier Alternativen zur Wärme- und Kälteerzeugung, wie der Solarthermie“, betont Stephan Jantscher, Geschäftsführer von Solid Solar Energy Systems.
Mürzzuschlag – e5-Gemeinde setzt auf großflächigen Fernwärmeausbau
Die Stadtgemeinde Mürzzuschlag erhielt 2021 – nur zwei Jahre, nachdem das dritte „e“ errungen wurde (maximal können 5 e erreicht werden) – von der Energie Agentur Steiermark das vierte „e“. Denn: Sparsamer und effizienter Umgang mit Energie, die Förderung erneuerbarer Energieträger wie die Großsolaranlage Mürzzuschlag sowie der sanften Mobilität und gelebter Klimaschutz durch zahlreiche Projekte zur Verringerung des CO2-Ausstoßes stehen auf der Agenda der Stadt Mürzzuschlag ganz oben. „Die Fernwärme in Mürzzuschlag stellt einen wichtigen Faktor zur Steigerung der Nachhaltigkeit in der Stadt Mürzzuschlag dar“, so der Mürzzuschlager Bürgermeister Karl Rudischer.
Die Stadtwerke Mürzzuschlag betreiben ein Fernwärmenetz mit einer Trassenlänge von etwa 15,3 Kilometern, das ganzjährig betrieben wird und neben vielen Privathaushalten auch Großkunden wie das Städtische Sportzentrum „Vivax“, das Landespflegezentrum, das Landeskrankenhaus Mürzzuschlag sowie das Bundesschulzentrum Mürzzuschlag versorgt. Weitere Ausbauprojekte werden in den nächsten Jahren umgesetzt. Bisher stammte die gelieferte Wärme bereits zu 85 Prozent aus regionaler Biomasse. Ziel der Stadtwerke Mürzzuschlag ist es, einen noch höheren Anteil an erneuerbarer Energie bei gleichzeitig niedrigen Emissionen für ihre Fernwärmekund:innen zu realisieren.
Klima- und Energiefonds: Mit intelligenter Energiewende punkten
Aus dem Programm „Solarthermie – solare Großanlagen“ unterstützt der Klima- und Energiefonds innovative große solarthermische Anlagen und deren solare Einspeisung in netzgebundene Wärmeversorgungen – die Erweiterung der Großsolaranlage in Mürzzuschlag konkret mit rund 470.000 Euro, in Summe flossen mehr als 1,1 Mio. Euro in dieses Vorzeigeprojekt. Ziel des Förderprogramms ist – über die Umsetzung der Ziele der heimischen Klimapolitik hinaus – die heimische Wirtschaft dort zu unterstützen, wo sie im internationalen Wettbewerb punkten kann, und gleichzeitig Österreich als Frontrunner für eine nachhaltige Energiezukunft zu positionieren.
Bernd Vogl, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds: „Die Solarthermieanlage in Mürzzuschlag ist nicht nur deshalb ein wahres Leuchtturmprojekt, weil es die größte Anlage in Österreich ist. Sie zeigt auch, wie auf technisch anspruchsvollem Gelände – einem ehemaligen Skihang – eine perfekte Nachnutzung von Infrastruktur aussehen kann. Um die engagierten Ziele Österreichs, nämlich Klimaneutralität bis 2040, erreichen zu können, geht es darum, unterschiedliche Energiequellen und Speicher als integrierte Systeme zu begreifen und weiter voranzubringen.“
ThermaFLEX: Solarthermieanlage als Blaupause für andere Wärmenetze in ganz Österreich
Das Großforschungsprojekt ThermaFLEX, unter der Leitung von AEE Intec, entwickelte unterschiedliche Elemente und Methoden, um nachhaltige Energiequellen für die Fernwärme zu nutzen. Das Projekt wurde im Rahmen der Forschungsinitiative „Green Energy Lab“ durchgeführt, vom Klima- und Energiefonds gefördert und im Juni 2023 mit dem Energy Globe Austria ausgezeichnet.
„Die Integration von Solarthermie, kombiniert mit entsprechenden Speicherkonzepten, ist ein wichtiger Schritt zur Dekarbonisierung der Wärmesysteme und liefert somit einen relevanten Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Der ThermaFLEX-Demonstrator hier in Mürzzuschlag zeigt einerseits das gelungene Zusammenspiel von angewandter Forschung und Entwicklung mit den regionalen Unternehmen und Investoren in der Umsetzungsphase – andererseits gibt der hohe Reifegrad dieser Technologie in Kombination mit den Solarpotenzialen einen optimistischen Ausblick hinsichtlich der Ausrollung derartiger Lösungen in ganz Österreich und darüber hinaus“, betont Mathias Schaffer, Vorstandssprecher von Green Energy Lab. (BO)