Die Weltausstellung in Dubai wird von 1. Oktober 2021 bis 31. März 2022 stattfinden. © Expo Austria/querkraft-bagienski
Die wegen der Corona-Pandemie auf dieses Jahr verschobene Weltausstellung soll Österreichs Wirtschaft nach der Krise zusätzlichen, frischen Wind unter den Flügeln verleihen ...
... Und nein, Sie haben sich nicht verlesen: Trotz Verschiebung heißt sie weiter „Expo 2020“.
Eine Premiere wartet auf geschätzt 25 Millionen Besucher aus aller Welt, denn zum ersten Mal in der 170-jährigen Geschichte der Weltausstellungen findet die Expo in einem arabischen Land statt. 190 Länder und Organisationen werden den gigantischen Event von Oktober 2021 bis März 2022 als Bühne nutzen. Nicht nur die Expo wartet auf ihre Besucher, das Gleiche gilt auch umgekehrt: Denn Corona hat den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung gemacht und deren Terminplan gehörig durcheinandergewirbelt. Trotz der Verschiebung um ein ganzes Jahr wegen der Pandemie behält die Veranstaltung aber ihren Namen bei und heißt weiterhin „Expo 2020“.
Unter den Teilnehmerländern findet sich natürlich auch Österreich – mit dem eindeutig zweideutigen Slogan „Austria makes sense“. Geplant ist ein ganzheitliches Konzept, dessen Ziel es ist, Mensch, Technologie und Umwelt eindrucksvoll zu verbinden. Die Bedeutung dieses Auftritts als Visitenkarte für das Land und die heimische Wirtschaft ist nicht zu unterschätzen. „Jeder zweite Arbeitsplatz in Österreich hängt direkt oder indirekt vom Export ab. Über 50 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung werden im Handel mit fernen Märkten verdient. Unter diesen Vorzeichen kann die Expo als Turbo für die heimische Wirtschaft wirken“, betont Wirtschafts- und Standortministerin Margarete Schramböck.
VAE wichtigster Wirtschaftspartner am Golf
Heuer feiern die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) den 50. Jahrestag ihrer Gründung. Für Österreich, das seit 45 Jahren wirtschaftlich in den VAE vertreten ist, sind die Emirate der wichtigste Wirtschaftspartner im Nahen und Mittleren Osten, gefolgt von Israel und Saudi-Arabien. „Dubai ist für österreichische Unternehmen der ideale Standort, um neue Märkte in den Golfstaaten und in Afrika zu erobern. Schon jetzt sind zahlreiche Betriebe aus Österreich vor Ort aktiv, und dabei gibt es viele Erfolgsgeschichten. Die Unternehmen profitieren von der sicheren Infrastruktur und der wachsenden wirtschaftlichen Verflechtung“, ist WKO-Präsident Harald Mahrer überzeugt.
Bei der wirtschaftlichen Verflechtung zwischen den flächen- und einwohnermäßig gleich großen Staaten Österreich und VAE ist eine weitere positive Entwicklung zu erwarten – auch wenn die Corona-Pandemie im Vorjahr Auswirkungen zeitigte. So beliefen sich die österreichischen Direktinvestitionen in den sieben Emiraten auf 7,6 Milliarden Euro. Die VAE sind damit Nummer sieben in der weltweiten Rangliste der österreichischen Direktinvestitionen und Nummer eins in der Rangliste außerhalb Europas. Die österreichischen Warenexporte in die VAE sind im Vorjahr etwas gesunken und beliefen sich auf 461 Millionen Euro, die Importe auf 83,1 Millionen Euro. Derzeit werden 150 niedergelassene Unternehmen und Einzelpersonen aus Österreich mit Firmenlizenz in den VAE verzeichnet. Weitere rund 300 Unternehmen sind über Agenten aktiv.
WKO-Präsident Mahrer betont: „Wir unterstützen unsere Exportbetriebe auch in Zukunft bestmöglich bei ihren Internationalisierungsaktivitäten auf den Wachstumsmärkten der Zukunft – dazu gehören natürlich auch die Golfstaaten. Die WKO bietet interessierten Unternehmen eine Vielzahl von Leistungen, um Märkte, mögliche Auftraggeber und Kooperationspartner kennenzulernen und somit neue Geschäftsmöglichkeiten zu bekommen. Die Expo ist dafür ein wichtiger Impulsgeber.“ Wirtschaftsministerin Schramböck ergänzt: „Die Innovationskraft unserer Leitbetriebe, KMU und Start-ups strahlt weit über Europa hinaus. Diese Kraft macht sie oftmals zu Weltmarktführern. Die Expo ist die beste Möglichkeit, diese Innovationen made in Austria vor den Vorhang zu holen.“
Fremdenverkehr wieder ankurbeln
Ziel des Expo-Auftritts ist es auch, Touristen aus den VAE und den anderen Golfstaaten anzusprechen und diese bald wieder als Besucherinnen und Besucher in Österreich begrüßen zu können. „Das Besucherwachstum dieser interessanten, kaufkräftigen Zielgruppe war vor Beginn der Pandemie hoch. Die Zahl der Touristenankünfte aus arabischen Ländern hat sich von 2010 bis 2019 in Österreich mehr als verdreifacht“, erklärt Regierungskommissärin Beatrix Karl. Die Analysen bis 2019 zeigen, dass meist ganze Familien anreisen, die wichtigste Reisezeit sind die Sommermonate nach dem Ramadan.
Nachhaltiges Aushängeschild
Das Herzstück des österreichischen Auftritts bei der Expo 2020 in Dubai ist der Pavillon, der sich auf dem Expo-Gelände im Sektor „Opportunity“ mit einer Fläche von 2.418 Quadratmetern in unmittelbarer Nachbarschaft zur Schweiz und zu China befindet. Wie schon bei der letzten Expo in Mailand ist der Österreich-Pavillon auch dieses Mal wieder ein echter Eyecatcher. Inspiriert von arabischen Windtürmen, kombiniert mit zeitgemäßer Klimatechnik, setzt er ein anmutiges Signal gegen klimafeindliche Verschwendung: 38 miteinander verschnittene weiße Kegeltürme aus Betonfertigteilen, die geometrisch angeordnet sind, wecken schon im Vorfeld der Expo Interesse und machen Lust, das Bauwerk auch von innen zu erkunden. Das von querkraft entworfene Gebäude vereint natürliche Baumaterialien und einen smarten Low-Tech-Ansatz. Die Ausstellung wird von Ars Electronica Solutions und büro wien kuratiert, und die Grafik stammt vom Design-Studio bleed.
Doch nicht nur der Pavillon selbst setzt ein Statement für intelligent umgesetztes Know-how und gelebte Verantwortung. Der Slogan „Austria makes sense“ ist ein Wortspiel und doppeldeutig. Erstens sprechen die Installationen der Ausstellung alle Sinne an, und zweitens ergibt das, was gezeigt wird, auch Sinn. Es werden unzählige Beiträge für eine bessere, nachhaltigere Welt präsentiert. Alle Facetten heimischer Forschung, Entwicklung und Kreativität werden den Besucherinnen und Besuchern aufgezeigt.
Österreich mit allen Sinnen erfahren kann man in einer permanenten Ausstellung im Inneren des Pavillons. Verschiedene Stationen in einzelnen Kegeln laden ein, das Land unmittelbar zu erleben – mittels kultureller und natürlicher Highlights zu den Themen Hören, Sehen, Riechen und Fühlen, verknüpft mit einer interaktiven Technikkomponente. Der Sinn Schmecken erfährt seine unmittelbare Erfüllung im Café „Austrian Delight“ des Pavillons.
Österreich auch abseits des eigenen Pavillons vertreten
Während der sechsmonatigen Weltausstellung werden österreichische Delegationen aus den Bundesländern und auch Wirtschaftsmissionen in Dubai erwartet. Der Österreich-Pavillon ist dabei eine wichtige Plattform für die geplanten Aktivitäten. Für heimische Firmen und Delegationen steht im Pavillon ein VIP-Bereich für eigene Veranstaltungen zur Verfügung, um sich mit Gästen wie Experten, Partnern und Stakeholdern in entspannter Atmosphäre auszutauschen. Es bieten sich für Interessierte vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, wie Empfänge, Informationsveranstaltungen, Networking-Events oder Firmenpräsentationen.
Doch nicht nur durch den eigentlichen Auftritt präsentiert sich Österreich bei der Expo. Denn heimische Unternehmen sind auf dem ganzen Gelände sowie in Dubai selbst tätig und hinterlassen damit weitere deutliche Spuren. So konnte sich beispielsweise Porr bereits 2018 einen Großauftrag in Dubai sichern. Das Bauunternehmen realisierte für die Dubai Municipality gemeinsam mit Belhasa Six Construct das „Deep Tunnel Storm Water System“-Projekt. Mit diesem Infrastrukturprojekt gelang der Markteintritt in den zukunftsträchtigen Wirtschaftsraum der Vereinigten Arabischen Emirate. Mithilfe des Tunnels wird Grund- und Niederschlagswasser in Richtung eines Pumpwerks am Meer geleitet. Rund 40 Prozent des Stadtgebiets von Dubai inklusive des Expo-Geländes werden mittels des Tunnels entwässert. Ein Projekt, das das Leben in Dubai nachhaltig verändert.
Ebenfalls auf der Expo 2020 in Dubai tätig ist eines der am Weltmarkt erfolgreichsten Stahlbauunternehmen Österreichs. Unger Stahlbau aus dem burgenländischen Oberwart zeichnet für die Gestaltung von vier Eingangspavillons auf der Expo verantwortlich. Mit einer Produktionsstätte in Schardscha in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die im Jahr 2007 in Betrieb ging, hat das Familienunternehmen im arabischen Raum längst Fuß gefasst.
Die Kompetenz österreichischer Unternehmen im Holzbau ist auf der Expo in Dubai besonders gefragt. Gleich drei heimische Firmen sorgen mit ihren Produkten für Furore. Rubner Holzbau ist führend im Bereich der anspruchsvollen Holzschichtbauten und liefert die Holzbauteile für den Pavillon des Oman. Beim schwedischen Pavillon kommen zwei heimische Unternehmen zum Einsatz. Stora Enso liefert vom Standort in Ybbs an der Donau Cross Laminated Timber (CLT), ein Produkt für den Massivholzbau, das anstelle von Beton, Mauerwerk und Stahl zum Bau von Wohn-, Industrie- und Gewerbegebäuden eingesetzt wird. Die Tilly AG aus Althofen liefert Tischler- und Dreischichtplatten aus Naturholz.
Die Raintime GmbH aus dem niederösterreichischen Münchendorf wiederum konnte bereits 2015 in Mailand reichlich Expo-Erfahrung sammeln. Die Vernebelungsanlagen im Österreich-Pavillon sorgten damals international für Aufsehen, beschleunigten die Exporte und waren die direkte Fahrkarte zur Expo 2020 in Dubai. Das Unternehmen wird wieder den Österreich-Pavillon und sein Publikum vor Hitze schützen. Ebenfalls sorgen 51 Nebelventilatoren von Raintime im Pavillon von Singapur für Kühlung.
Doka – eines der weltweit führenden Unternehmen für innovative Schalungen, Lösungen und Dienstleistungen in allen Bereichen des Baus inklusive Gerüstlösungen für unterschiedlichste Anwendungen – ist ebenfalls vertreten. Mit neuen digitalen Services setzt Doka auf die Baumethoden von morgen. Auf der Expo in Dubai werden drei ausgesuchte digitale Services vorgestellt. Als Exponat im iLab des österreichischen Pavillons wird ein Schalungsmodell aus dem 3D-Drucker in Miniaturausführung zu sehen sein.
Helioz setzt auf seine benutzer- und umweltfreundliche Lösung zur Wasserdesinfektion. WADI ist ein UV-Messgerät, das anzeigt, wenn verunreinigtes Wasser in PET-Flaschen durch Sonnenstrahlen trinkbar geworden ist. So können tausende Familien in Indien, Afrika und Südostasien mit sauberem Trinkwasser versorgt werden. Helioz wurde aus 1.175 eingereichten Projekten als eines von 25 globalen Best-Practice-Projekten für Innovationen ausgewählt, die im Rahmen der World Expo 2020 in Dubai Lösungen für die größten Herausforderungen der Welt bieten.
Wirtschaft, Kunst und Kultur vereint
Auch für die Liebhaber feingeistiger Genüsse trägt Österreich etwas ganz Besonderes bei: Der Innsbrucker Künstler Thomas Medicus realisierte in Zusammenarbeit mit der Tiroler Glasmalerei eine Skulptur, die in der neu geschaffenen U-Bahn-Station beim Expo-Haupteingang ein dauerhaftes Zuhause gefunden hat. Um beim Drehen des Kunstwerks alle 90 Grad ein verstecktes Expo-2020-Logo erscheinen zu lassen, wurden fast tausend handbemalte und handgeschnittene Glasfragmente auf hundert leere Glasstreifen verteilt. Die Mehrheit des Expo-Publikums wird damit von einem spektakulären Kunstwerk aus Österreich auf dem Areal empfangen werden. Prominenter kann man sich als Land nicht positionieren.
Was auf jeden Fall feststeht, ist, dass die Expo 2020 ein unvergleichliches Spektakel verspricht, welches sicher Impulse für die Region und ebenso für die Teilnehmerländer setzen kann und wird. Wie gut allerdings das Motto der Veranstaltung „Connecting Minds, Creating the Future“ – bzw. übersetzt „Gedanken verbinden, die Zukunft gestalten“ – zu den immer wieder erhobenen Vorwürfe von Organisationen wie Amnesty International gegen Dubai und die Vereinigten Arabischen Emirate, was ihren Umgang mit den Menschenrechten betrifft, passt – das wiederum muss jeder für sich selbst entscheiden. (RNF)
INFO-BOX
Expo 2020 in Dubai
Die Weltausstellung in Dubai wurde aufgrund der globalen Covid-19-Auswirkungen um ein Jahr verschoben und wird von 1. Oktober 2021 bis 31. März 2022 stattfinden. Erwartet werden 25 Millionen Besucher:innen aus aller Welt. Der Name „Expo 2020 Dubai“ bleibt bestehen. Rund 190 Länder und Organisationen nehmen daran teil, das Generalthema lautet „Connecting Minds, Creating the Future“. Der österreichische Expo-Beitrag wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) und der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) finanziert.
Das detaillierte Sicherheitskonzept des Veranstalters wird noch diesen Sommer präsentiert. Obligat werden den Angaben zufolge jedoch Hygienemaßnahmen wie Desinfektion, das Tragen von Masken sowie eine Mindestabstandsregel von zwei Metern sein.
www.expo2020dubai.com